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Vergeistigte Liebe

Aus der März 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus richtete seine dreimalige Frage: „Hast du mich lieb?” an einen Jünger, der sich bei aller Treue und Ergebenheit doch als sehr impulsiv und unzuverlässig erwiesen hatte. Ferner betonte der Meister das für alle Zeiten und alle ausgesprochenen Christen geltende göttliche Erfordernis, daß die Liebe echt sein muß, daß Wahrheit keinen falschen Schein dulden kann; daß die Opfergabe, so gering sie auch sein möge, nickt schadhaft oder entstellt sein darf. Auf diese Weise wird das erwachende Denken darauf hingewiesen, daß die Zuneigung rechter Art sein muß.

Wie dem Petrus, so tun auch uns oft die Andeutungen weh, die in den beharrlichen Fragen der Wahrheit liegen. Aber gerade diese Empfindlichkeit beweist, daß eine sorgfältige Untersuchung unsrerseits in Bezug auf die Echtheit unsrer Liebe sehr nötig ist, denn in keiner andern Hinsicht täuschen wir uns so leicht, wie in Sachen des Herzens. Kein Plädieren hat vor den Schranken unsres persönlichen Gerichtshofes so viel Aussicht auf günstige Aufnahme, als das Plädieren zu Gunsten eines Gegenstandes unsrer Liebe. Wir können unserm Bedürfnis oder dem wissenschaftlichen Geist nicht gerecht werden, wenn wir uns nicht entschließen können, unsre Herzensneigungen durch die Wahrheit erproben zu lassen.

Wie oft hört man die Worte: „Ich liebe dich”, wenn auch die angebliche Zuneigung im Grunde rein persönlicher Art ist und etwa durch das Blendwerk körperlicher Reize hervorgerufen wird. Allerdings, solange die Wesenheit des Menschen mit dem Körper identifiziert wird, oder solange man glaubt, daß sie den Körper umschließe, ist diese Sinnestäuschung nicht nur möglich, sondern sogar unvermeidlich. Und doch kann sich kein denkender Christ die einzig wahre Liebe vorstellen, wie Jesus sie lehrte und zum Ausdruck brachte, ohne zu erkennen, daß ihr nichts Physisches anhaftet. Das vornehmste Gebot unsres Meisters lehrt die Übereinstimmung der Liebe zu Gott mit der Liebe zu unserm Nächsten. Er lehrte, daß die einzige Art zu lieben die göttliche ist. Er sagte oft zu seinen Jüngern, er liebe sie, wie ihn der Vater liebe, und sie sollten diese Liebe Pflegen und somit sein Werk weiter führen. Göttlich lieben bedeutet die höchste geistige Tätigkeit, die nur dann möglich ist, wenn man den Menschen als das Ebenbild Gottes erkennt und wenn man das Mitleid mit den Sterblichen hat, welches diese Erkenntnis mit sich bringt.

Auf der Ebene der menschlichen Sinne ist der Anfang der Liebe physisch. Die Befriedigung, die sie verspricht, wird sicher versagen, denn ihre Grundlage hat keinen dauernden Bestand. Dies gilt sowohl von dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wie von dem zwischen Mann und Frau. In dem Maße, wie unser Denken dem Geistigen sich nähert, erkennen wir höhere Eigenschaften: Anmut, Güte, Reinheit, Intelligenz und Geistigkeit. Vermöge der Erkenntnis, daß der Mensch die vollkommene Verkörperung dieser Eigenschaften ist, heilte der Meister die Kranken und lehrte die Menschen durch diese seine Heiltätigkeit, wie man in rechter Weise liebt. Diese erhebende und segensreiche Wirksamkeit der Liebe ist das höchste Kennzeichen der Christian Science. In den Worten unsrer Führerin: „Jesus erkannte in der Science den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo der sündhafte, sterbliche Mensch dem Sterblichen erscheint”. Seine Versöhnung ist „die Augenscheinlichkeit des göttlichen Wirkens der Liebe, welche das Gesetz der Christian Science erfüllt („Science and Health“, SS. 476, 497, 572).

Wirkliche Liebe gegen einen Menschen bedeutet, daß man diesen Menschen in das Bewußtsein der Wahrheit mit einschließt. Dies ist die Probe, auf die es ankommt, der Maßstab, den wir in unsern persönlichen Beziehungen anlegen müssen. Für die meisten von uns bedeutet dies ein allgemeines Reinemachen in dem ganzen Bereich unsrer Zuneigungen. „So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.” Im Lichte der Christian Science haben diese Worte des Johannes eine niegeahnte, tiefe Bedeutung. Sie stellen hohe Anforderungen an uns, denen wir unbedingt nachkommen müssen, wenn wir mit unsrer Liebe Segen spenden und empfangen wollen. Recht lieben heißt, das Göttliche erkennen, zum Ausdruck bringen und sich desselben freuen. Dies ist die Liebe Christi, welche „ausgegangen” ist „in unser Herz”, und welche es uns ermöglicht, unser Teil zu dem großen Heilungswerk beizutragen.

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