Wenn es dem Geschäftsmann scheinen will, als habe die Erkenntnis Gottes für ihn keinen praktischen Wert bei der Verrichtung seiner Berufsarbeit, so muß er vor allem seine Auffassung von dem Begriff Geschäft berichtigen. Mit andern Worten: wenn irgend etwas, mit dem sich die Menschheit beschäftigt, nicht unter dem Gesetz des Guten, dem Gesetz Gottes steht, so steht es unter dem vermeintlichen Gesetz des Übels und bedarf der Richtigstellung. Das Wort Geschäft bezeichnet eigentlich nichts weiter als einen Austausch von Dienstleistungen. Geschäftliche Tätigkeit bezeugt die Herrschaft, welche dem Menschen im ersten Kapitel des ersten Buchs Mose zuerteilt wird. Im weiteren und höheren Sinne ist also Geschäftstätigkeit eine gegenseitige Bekundung der Hilfsbereitschaft, das Offenbarwerden des Reichtums und der Macht, die Gott seinen Kindern mitteilt.
Um nun den Begriff Geschäft mit der Christlichen Wissenschaft in Einklang zu bringen, ist bei dem Durchschnittsmenschen eine ganz andre Auffassung von diesem Begriff nötig. Vom heutigen menschlichen Standpunkt aus betrachtet fordert der Gefchäftserfolg, daß man andre Menschen übertreffe. Ein Herr, der neulich zu einer Gruppe von Arbeitern sprach, sagte, ein jeder von ihnen müsse suchen Besseres zu leisten als sein Nebenmann. Nun führt aber dieser Grundsatz, wenn er in finanzieller Richtung zur Anwendung kommt, sehr oft zu krasser Selbstsucht. Der Durchschnittsmensch denkt, um Kundschaft zu erlangen sei es nötig, einem Konkurrenten einen Teil seiner Kundschaft abwendig zu machen. Wahres Christentum lehrt jedoch nichts derartiges. Es weist vor allem darauf hin, daß in dem göttlichen Gemüt für einen jeden alles im Überfluß vorhanden ist. Gott kann keine Günstlinge haben. Er ist nicht in Seinen Gaben beschränkt und hat es nicht nötig, dem einen das zu nehmen, was Er dem andern geben will.
Die Christliche Wissenschaft wird deshalb Wissenschaft genannt, weil sie uns statt der unrichtigen menschlichen Begriffe eine genaue Grundlage des Denkens gibt. Ein jeder darf erwarten, daß Gott ihn mit allem Guten versehen wird, und seine Erwartung ist nicht vergebens. Insoweit der Mensch sich der Herrschaft Gottes bewußt wird und er das göttliche Gemüt nicht nur als den Versorger, sondern auch als den Leiter eines jeden Handelsunternehmens erkennt, wird das Reich Gottes für ihn und seine Umgebung auf Erden kommen. Wenn er diesen Punkt erreicht hat, verläßt er sich mehr auf das Prinzip als auf menschliche Meinungen. Der menschliche Sinn erkennt anfangs nicht, daß Gott die menschlichen Angelegenheiten lenkt und leitet. Wenn erst alle Menschen anfangen, sich Seiner Leitung anzuvertrauen und Ihn in all ihren? Denken anzuerkennen, dann wird ihnen Friede und Erfolg, ja alles Gute zufallen. Dies ist es, was uns die Erfahrung der Israeliten lehrt. Solange sie Gott vertrauten und Ihm gehorchten, erfreuten sie sich des Friedens und der Wohlfahrt; sobald sie sich aber auf menschliche Herrscher und auf irrige menschliche Pläne verließen, gerieten sie in Not und Bedrängnis.
Das Verständnis, daß Gott für alle Seine Kinder gute Gaben im Überfluß hat, daß Er sie aus freien Stücken austeilt, und daß Er dies nicht durch Stellvertretung tut, sondern so unmittelbar wie ein Geschäftsführer, der für einen jeden Untergebenen verantwortlich ist — dieses Verständnis ist die wissenschaftliche Grundlage des Denkens in bezug auf das Geschäft. Bis jetzt mischt der menschliche Sinn noch sehr viel Materielles in den geistigen Begriff. Allgemein gesprochen hat jedoch der, der sein Geschäft in wahrhaft wissenschaftlicher Weise führen will, folgendes zu beobachten. Er muß sich bewußt werden, daß Gott das Geschäft leitet und jeden Menschen regiert, der mit dem Geschäft in Beziehung tritt; daß Gott das Werk aller Menschen unterstützt und für alle Menschen Erfolg übrig hat. Diese Erkenntnis beseitigt die Widerwärtigkeiten des Wettbewerbs, die an so vielem Elend auf Erden schuld sind.
Die allgemeine Annahme in bezug auf den Wettbewerb, nämlich, daß er ein Kampf um die Oberhand über andre Menschen sei, muß in der Erfahrung umgestoßen werden. Der Mensch muß aufhören zu denken, daß der Erfolg oder Ruhm, den andre erlangt haben, ihn beeinträchtige. Ein jeder hat seine Nische, die Gott bestimmt hat, und seine Arbeit, die Gott ihm anweist. Ein Einmischen gibt es hier nicht. Keiner kann dem andern seine Arbeit wegnehmen oder ihm seine Lorbeeren rauben. Das unendliche Gemüt sorgt für alle. „Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählet”, sagte Jesus. Die unendliche Fürsorge Gottes erhält die Individualität und Vollkommenheit eines jeden Grashalms. Gott sorgt daher für den Menschen, unterstützt ihn in seiner Arbeit und gibt ihm jederzeit alles, was er sich an Glück und Erfolg erbitten kann.
Liebe ist überall des Gesetzes Erfüllung. Mehr Liebe gegen Gott bedeutet mehr Liebe gegen den Menschen. Liebe üben fördert einen jeden, wo ihm auch sein Platz angewiesen sein möge. Es bewirkt harmonisches Denken, und Glück und Frieden treten an Stelle von Disharmonie. Die Arbeit wird dem Menschen dann leichter, und er bekommt einen klareren Einblick in seine Angelegenheiten. Er fängt an, sich in seinem Beruf zufrieden zu fühlen. Das Leben gestaltet sich glücklich, wenn man mit fröhlichem Herzen ein nützliches Werk betreibt, ohne sich über das Ergebnis Gedanken zu machen. Das Belohnen ist Gottes Sache. Von uns wird nur verlangt, daß wir unsre Arbeit nach bestem Vermögen tun. Dies lenkt unsre Gedanken von andern Menschen ab und ist uns ein Schutz gegen Neid oder törichte Vergleiche. Ein jeder muß sich der Leitung Gottes bewußt werden. Ist er alsdann nicht an der richtigen Arbeit, so wird ihm der Weg zu einer andern Arbeit gezeigt werden. Keiner lebt sein eignes Leben. Gott lebt, Er ist das Leben, und der Mensch spiegelt das göttliche Leben wieder. Dies ist eine wissenschaftliche Tatsache. Wenn der Mensch sie festhält, werden sich die äußeren Umstände gar bald dem inwendigen Himmel anpassen.
Gott gibt dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde. Die Geschäftswelt zeugt von dieser Herrschaft. Große Unternehmungen haben ein Recht auf Erfolg. Unehrlichkeit und Selbstsucht bringen nirgends wahren Gewinn, sondern führen mit der Zeit zum Ruin. Es ist jedoch durchaus möglich, die großen Unternehmungen der Welt in allen Einzelheiten ehrlich und rechtmäßig zu leiten, so daß sie einem jeden zum Segen und keinem zum Nachteil gereichen, denn Gott tut in Wirklichkeit alles was getan wird, und zwar tut er es richtig, schnell, sicher und zum Wohl Seiner Kinder. Der ernste Christliche Wissenschafter ruft sich immer wieder die Tatsache ins Gedächtnis, daß alle Tätigkeit von Gott, dem göttlichen Gemüt, ausgeht. Das Übel ist keine Macht; es kann nicht handeln. Gott ist das allumfassende Sein, und es gibt in Wirklichkeit kein selbstsüchtiges, törichtes, sterbliches Denken, das Seine Absichten vereiteln könnte. Was Gott bestimmt, ist bereits getan, ja von Anfang an, und kann daher nicht gehindert oder vereitelt werden.
Es ist sehr wichtig, daß der Geschäftsmann den Sabbattag heilig halte. Mit andern Worten: er muß stets daran denken, daß Gottes Werk vollendet und vollkommen ist, und daß, wie Mrs. Eddy sagt, für eine geringere Kraft nichts zu schaffen übrig bleibt (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 520). Das ernste Bestreben, dies klar zu erfassen, läßt einem jeden Menschen Ordnung und Erfolg zur Erfahrung werden.
Jede Arbeit, mag sie noch so niedrig, beliebt oder unbeliebt sein, mag sie Kopf oder Hand in Anspruch nehmen, ist als sittliche Pflicht und Vorbedingung wahren Lebensglücks aufzufassen und in Ehren zu halten.
