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Gottes Verheißungen an Abraham

Aus der Februar 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Abraham, der sich den rühmlichen Beinamen „ein Freund Gottes” erwarb, sehen wir einen Menschen, der Gott voll und ganz vertraute, weil er erkannte, daß Ursächlichkeit geistig ist. Die Augen seines Verständnisses wurden geöffnet, und sein Glaube wurde in Verständnis verwandelt. Wegen seines unerschütterlichen Vertrauens auf den himmlischen Vater nannte ihn Paulus den Vater der Gläubigen —„aller, die da glauben”. Abraham erkannte die Wahrheit und betätigte sie, und sein Glaube entwickelte sich allmählich zum geistigen Verständnis. Mrs. Eddys geistige Auslegung dieses Charakters in Wissenschaft und Gesundheit (S. 579) verdient unsre sorgfältigste Beachtung. Sie sagt da: „Dieser Patriarch veranschaulichte den Vorsatz der Liebe, Vertrauen auf das Gute zu schaffen, und zeigte die lebenerhaltende Kraft geistigen Verständnisses.”

Nachdem Abraham eine dauernde Stätte im göttlichen Bewußtsein erreicht hatte, baute er zu Sichern einen Altar, oder ein dem Dienste des Geistes geweihtes Heiligtum. Hier empfing er die erste Verheißung: „Ich will dich zum großen Volk machen, und will dich segnen, und dir einen Namen machen, und sollst ein Segen sein. ... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.” Aus dem letzten Teil dieser Verheißung ist zu ersehen, daß der Messias deutlich in Sicht war.

Wo auch immer dieser Patriarch sich aufhielt, errichtete er dem wahren Gott einen Altar, verrichtete öffentlich seinen Gottesdienst und trug so das Seine bei zur Erfüllung des Bundes. Wahre Frömmigkeit reinigt und erhöht alles, was auf Gottes Altar gelegt wird.

Die nächste Verheißung lautet: „Deinem Samen will ich dies Land geben.” Das Land, wo ein Mensch wohnt, ist sein eignes Denken oder seine Mentalität. In dem Maße, wie Abrahams Gedankenvorbilder nicht mehr durch die Auswüchse oder Mißbildungen des Irrtums entstellt waren, wurde sein menschliches Bewußtsein erleuchtet, und Gott konnte ihm einen geistigen Samen erwecken. In dem Maße, wie wir den alten Menschen (das materielle Bewußtsein) ablegen und den neuen Menschen (das geistige Bewußtsein), „geschaffen ... in rechtschaffener Gerechtigkeit”, anziehen, sind wir „gesinnet, wie Jesus Christus auch war”, und ziehen in das gelobte Land ein.

Als im Lande Kanaan eine Hungersnot herrschte, wandte Abraham sein Angesicht dem reichen Ägypten zu, und die scheinbare Widrigkeit wandelte sich in eine Gelegenheit zum Fortschritt, denn Abraham wußte seinen Aufenthalt in Ägypten nutzbar zu gestalten und kehrte „sehr reich an Vieh, Silber und Gold” in das Land Kanaan zurück. So wie er aus Ägypten kam, beladen mit Gaben, so zogen die Kinder Israel unter Moses aus Ägypten, reich an Kostbarkeiten, Gewändern und Vorräten, wie ja dem Abraham verheißen worden war: „Darnach sollen sie ausziehen mit großem Gut.” In beiden Fällen hatten sie das Gute mitgenommen, das sie in ihrem neuen Vaterland gefunden, und waren bereichert durch ihre Erfahrungen, die sich als Segnungen erwiesen.

Wiederum wurde dieser Patriarch, der den Weg „vom Sinn zur Seele” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 566) bahnte, durch die gewisse Verheißung der menschlichen Nachkommenschaft ermutigt, die wohl die Mitglieder der Kirche Christi versinnbildlicht. Die Verheißung lautete: „Heb deine Augen auf, und siehe von der Stätte an, da du wohnest, gegen Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend. Denn alles Land, das du siehest, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich, und will deinen Samen machen wie den Staub aus Erden.” Mit zunehmender geistiger Erkenntnis vermögen wir mehr von unsern Möglichkeiten zu erfassen und werden fähig, nicht nur einen Teil des Himmelreichs, sondern das ganze Reich Gottes zu empfangen. Das ganze Land, die vollständige Herrschaft der Seele, ist unser Geburtsrecht, das uns zuteil wird, wenn wir am ersten nach dem Reich Gottes trachten. Es wird uns dann „solches alles zufallen.”

Der falsche materielle Sinn verdunkelt die Wirklichkeiten des Seins und hindert uns, das ganze Land zu sehen — den Frieden, die Gesundheit und Fülle, die uns gehören. Wenn uns auch das unendliche, universelle Gute umgibt, so tritt doch nur so viel von demselben in unserm Leben in die Erscheinung, wie unser Bewußtsein davon zu erfassen vermag. Wenn die Fälschung das Denken verwirrt, verlieren wir durch unsre Befürchtungen das Gute, das wir sonst erreicht hätten, und dies verhindert unsre Einnahme des Lande s — jenes überfließenden mentalen Zuftandes, der uns als „Miterben Christi” zukommt. Schließlich werden wir alle Gott, die göttliche Wahrheit, von Angesicht zu Angesicht sehen. Salomo bat um ein verständiges Herz, und ihm wurde nicht nur das Gewünschte zuteil, sondern auch Reichtum und Ehre. Alles Gute fällt uns zu, wenn wir am ersten nach dem Reich Gottes trachten. Hiob erklärte: „In meinem Fleisch werde ich Gott sehen” [nach der englischen Bibel]. Er war zu der Erkenntnis gelangt, daß das göttliche Gemüt den Körper heilen kann und tatsächlich heilt.

Später „kam” der treue Abraham „und wohnte im Hain Mamre, der zu Hebron ist”. Hier wurde er beauftragt, seinen Neffen Lot aus den Händen der plündernden Könige zu befreien. Nach dieser Tat behandelten ihn seine Nachbarn mit noch größerer Achtung, denn er weigerte sich in seiner Großherzigkeit, die Kriegsbeute für sich zu beanspruchen. Er sprach: „Ich hebe meine Hände zu dem Herrn ..., daß ich ... nicht einen Faden, noch einen Schuhriemen nehmen will, daß du nicht sagest, du habest Abraham reich gemacht.” Bei dieser Gelegenheit begegnete Abraham dem Melchisedek, einem „Priester Gottes, des Allerhöchsten”, und ihm gab er „den Zehnten von allerlei”. Nach seiner Rückkehr von dem Kampf wurde er durch eine abermalige Verheißung der Vermehrung und Vervielfältigung seines Samens ermutigt und in seinem Gottvertrauen gestärkt. Demjenigen, der ein Verständnis von der Allerhabenheit des Geistes hat, wird sicherlich noch mehr gegeben. Die Verheißung lautet: „Siehe gen Himmel, und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? ... Also soll dein Same werden.” Wenn wir eines Segens teilhaftig werden wollen, müssen wir den sehnlichen Wunsch danach im Herzen tragen, und sind wir gehorsam und sehen unverwandt „gen Himmel”, in der Richtung der Harmonie, dann wird uns Wahrheit belohnen.

Nun widerfuhr Abraham die Gunst einer noch deutlicheren Erklärung über die göttlichen Absichten: „Und will dich gar sehr fruchtbar machen, und will von dir Völker machen, und sollen auch Könige von dir kommen. Und ich will aufrichten meinen Bund ..., daß ich dein Gott sei und deines Samens nach dir.” Sein Name wurde jetzt von Abram in Abraham umgeändert, und der Brauch der Beschneidung ward das Zeichen des Bundes zwischen Gott und Abraham samt seiner Nachkommenschaft. Diesen Brauch scheinen die Ebräer von älteren Völkern überkommen zu haben. Man glaubte, durch Beobachtung desselben würde der fleischliche Sinn ausgetrieben. Beschneidung ist daher als ein Symbol der Reinheit zu betrachten, und in dieser Bedeutung begegnen wir dem Worte in der Bibel. So werden z. B. die Ungehorsamen als Unbeschnittene bezeichnet. Die Ohren der Menschen waren „unbeschnitten”, wenn sie das Wort Gottes nicht vernahmen. „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen”. Diese bilden den wahren Samen Abrahams, die Kinder des Geistes.

Die nächste Verheißung, die ihm zuteil wurde, lautete bestimmter: „Da sprach Gott: Ja, Sara, dein Weib, soll dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak heißen, denn mit ihm will ich meinen ewigen Bund aufrichten und mit seinem Samen nach ihm.” In dieser Zeit der Erleuchtung, dem Höhepunkt im Leben Abrahams, war sein Denken so gehoben, daß ihm die Stimme Gottes deutlich hörbar wurde und er himmlische Wesen zu erkennen vermochte. Unsre Führerin gibt hierfür folgende Erklärung: „Die seeleninspirierten Patriarchen vernahmen die Stimme der Wahrheit und redeten so bewußt mit Gott, wie der Mensch mit dem Menschen redet” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 308). Der ihn besuchende Engel machte ihm die Mitteilung, daß Sara binnen Jahresfrist einen Sohn gebären würde. Der Patriarch war hundert Jahre alt, als Isaak, der langersehnte Sohn, zur Welt kam, und als dieser noch ein Knabe war, bestand Abraham eine Glaubensprüfung, wodurch er bewies, daß er in der Tat den Tag Christi sah und sich freute; oder, wie sich jemand ausgedrückt hat: „Er sah im Geiste die Verheißungen und freute sich in der Hoffnung ihrer zukünftigen Erfüllung. Christus war die Erfüllung alles Sehnens und Strebens Abrahams, des Vaters seiner Rasse.” Im ersten Buch Mose lesen wir, daß Gott dem Patriarchen befahl, seinen Sohn, den Erben all seiner Hoffnungen und Verheißungen, zu opfern. Selbst bei solch einer Glaubensprobe wurde dieser unvergleichliche Vater seines Geschlechts nicht schwankend.

Der Glanz des Sternes von Bethlehem leuchtete über Abrahams Denken, als er den Widder in der Hecke mit seinen Hörnern hangen sah, denn er „hub ... seine Augen auf” und sah himmlische Dinge. Sein Glaube war unerschütterlich. Er erkannte die Allheit Gottes und blieb seinem höchsten Begriff von der Wahrheit so treu, daß er sich mit dem Gedanken, seinen teuersten Besitz, den geliebten Sohn seines Alters zu opfern, aussöhnte. Isaak versinnbildlicht demnach das, was uns das Liebste ist — die rechte Hand, das rechte Auge. Wird jedoch etwas als materiell angesehen, so kann es unserm geistigen Wachstum hinderlich werden. Dem Abraham wurde noch mehr Erleuchtung zuteil, so daß sein Begriff von Liebe menschliche Grenzen überschritt und sich zu einer höheren Erkenntnis der göttlichen Liebe gestaltete. In Wirklichkeit können wir keinen Wahrhaft guten Besitz aufgeben; doch müssen wir höheren Regionen des Denkens zustreben. Indem sich Abrahams geistiger Horizont erweiterte, erfaßte er das Christus-Ideal hinreichend, um Menschenopfer durch das Opfern von Böcken zu ersetzen, und dies wiederum führte zu dem einzig wahren Opfer — der Überwindung des eignen Selbst. Das wahre Opfer sollte später als etwas Höheres erkannt werden denn das Schlachten von Lämmern, Ochsen und Böcken. Abraham vermeinte Gott zu gefallen durch seine Bereitwilligkeit, Leben zu zerstören. Christus Jesus bewies durch seine Auferstehung die Nichtsheit des Todes. Der Irrtum kann weder Wahrheit noch die Idee der Wahrheit je zerstören, und so kam es, daß sowohl Moses wie Jesus dem grausamen Befehl, alle hebräischen Knäblein zu töten, nicht zum Opfer fielen.

Durch diese einzigartige Erfahrung erkannte Abraham von neuem, daß er nichts weiter darangeben konnte, als seinen falschen Begriff von den Dingen. Er sah ein, daß es nicht nötig war, Menschenleben zu opfern, und in feiner Freude, darüber, daß diese Prüfung für ihn eine Gelegenheit zu geistigem Fortschritt geworden war, bezeichnete er die Stätte mit den Worten: „Der Herr siehet.”

Der Gerechte erhält stets seine Belohnung. Abrahams unerschütterliches Vertrauen, daß Gott Seine Verheißungen erfüllen werde, führte zu einer Erneuerung des Bundes, der nun zum erstenmal durch einen Schwur bekräftigt wurde: „Ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, dieweil du solches getan hast, und hast deines einigen Sohns nicht verschonet, daß ich deinen Samen segnen und mehren will wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meers; und dein Same soll besitzen die Tore seiner Feinde; und durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, darum daß du meiner Stimme gehorcht hast.”

Die religiöse Bedeutung von Abrahams Leben ist Entfaltung — eine Reihe fortschreitender, durch Glauben bestandener Prüfungen. Als die wahre Idee von Gott sich ihm entfaltete, wurden Zweifel und selbstische Gefühle aus seinem Bewußtsein ausgeschieden. Der Christus wohnte in seinem Herzen. Und weil er auf seinem Wege durchs Leben auf die Stimme Gottes horchte, wurde ihm immer wieder eine neue Offenbarung der Wahrheit zuteil. Von denen, die seinen Schritten folgen, die gerecht, treu und gehorsam sind, heißt es, sie seien „in Abrahams Schoß” geborgen — eine Wendung, die hernach den Himmel oder die Harmonie versinnbildlichte. Laßt uns alle in das höhere Bewußtsein eintreten, daß Leben etwas rein Geistiges ist, und laßt uns dem göttlichen Ideal in unserm Verhältnis zu unsern Angehörigen und unsrer Kirche, in unsern gesellschaftlichen und geschäftlichen Beziehungen näher kommen, bis auch wir für würdig befunden werden, Freunde Gottes zu heißen.


Das lebhafteste Vergnügen, das ein vernünftiger Mensch in der Welt haben kann, ist, neue Wahrheiten zu entdecken; das nächste nach diesem ist, alte Vorurteile los zu werden.

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