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Größere Werke

Aus der Februar 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist schon oft gefragt worden, was Jesus wohl meinte, als er von den getreuen Nachfolgern sagte, sie würden „größere [Werkes] denn diese tun”. Ist es überhaupt denkbar, daß ein Mensch größere Werke tun könnte als Jesus, der doch die Toten erweckte, auf dem Wasser wandelte, Krankheit aller Art heilte, die Menge mit einigen wenigen Broten und Fischen speiste, die Blinden sehend und die Tauben hörend machte? Durch diese Werke kam eine Herrschaft über menschliche Annahmen und Leiden zum Ausdruck, die allerdings nie wieder erreicht worden ist. In Anbetracht der damaligen Norm des menschlichen Denkens erscheint jedoch die Annahme gerechtfertigt, daß mit dem zunehmenden Fortschritt der Denkweise sich auch die Möglichkeit größerer Werke jeglicher Art bieten werde. Nun muß man aber beachten, daß es sich hier nicht um einen Vergleich handelt zwischen Jesus als einem geistigen Wirker, und denen, die sich zu seiner Lehre bekennen, sondern um einen Vergleich zwischen den Werken, die zu jener Zeit möglich waren, und denen, die vollbracht werden könnten, wenn seine Lehre besser verstanden würde.

Die damals herrschende Religion bestand im wesentlichen in zeremoniellen Handlungen und abergläubischen Anschauungen. Der allgemeine Bildungs- grad war ein niedriger, die vorhandene Kenntnis war größtenteils auf lokale Dinge beschränkt, und die Gelegenheiten zur Erlangung von Kenntnissen waren nach heutigen Begriffen sehr gering. Mangelhafte sittliche Grundsätze, Frömmelei, Unwissenheit und Unduldsamkeit herrschten vor, während Sittenverderbnis und Vertrauen auf materielle Methoden beim einzelnen wie im Gemeinwesen Äußerungen von Gedankenzuständen waren, die dem allgemeinen Erkennen des metaphysischen oder geistigen Gesetzes im Wege standen.

Wir sollten jedoch bedenken, daß ein Mensch, der das größere Werk auf irgendwelchem Gebiete menschlichen Strebens verrichtet, darum noch nicht größer ist als sein Vorgänger. Washington ist als „der Vater seines Landes” bezeichnet worden; in mancher Hinsicht mögen aber spätere Präsidenten den Vereinigten Staaten größere Dienste geleistet haben als er. Dies darf nicht zu Ungunsten Washingtons gedeutet werden. Seine einzigartige Stellung wird dadurch nicht beeinträchtigt.

Die Erbauer des „Olympic” oder der „Kronprinzessin Cäcilie” haben in gewissem Sinne ein größeres Werk getan als der Erbauer des „Clermont”, und heutigestags werden mit Hilfe des Dampfes und der Elektrizität Wunder bewirkt, die sich frühere Forscher nicht hätten träumen lassen. Wie groß spätere Werke auch sein mögen, so kann die ursprüngliche hohe Stellung eines Watt, Stephenson, Gutenberg, Daguerre and andrer Erfinder niemals herabgesetzt werden. Es wäre verfehlt, Vergleiche anstellen zu wollen zwischen späteren Forschern und ihren Vorgängern auf gleichem Gebiet. Soviel steht jedoch fest: jeder Schritt vorwärts ist im Grunde eine Prophezeihung und Verheißung aller späteren Entwicklung. Wahre Größe liegt im Charakter, und der Charakter ist in Wirklichkeit der Maßstab der eignen regen Beziehung zur Wahrheit oder zum Prinzip. Der Bahnbrecher auf irgendeinem Gebiete menschlichen Unternehmens leistet eine Arbeit, die kein Nachfolger in den Schatten stellen kann, denn er trägt den Keim, das Wesentliche alles dessen in sich, was von seinen Nachfolgern noch vollbracht werden muß. Christus Jesus hat seine wenigen Jünger offenbar mündlich unterrichtet und in das Verständnis der geistigen Kräfte im Weltall eingeführt. Dieses Verständnis demonstrierte er selbst durch sein Leben, und der ungeheure Einfluß seiner Laufbahn erstreckte sich über seine unmittelbaren Nachfolger hinaus auf mehrere Menschenalter. Später jedoch wurden die historischen Berichte aus seinem Leben mit abergläubischer Scheu betrachtet, während die praktische Bedeutung seiner Werktätigkeit mit der wörtlichen geistigen Unterweisung verloren ging in der überwältigenden Flut einer materialistischen, sinnlichen Weltanschauung, der Kirche und Staat lange Zeit huldigten.

Schließlich, nach Jahrhunderten allmählicher Entwicklung und allgemeinen Fortschritts im menschlichen Denken kam eine Frau, die den Glauben hatte, den Jesus forderte. Mrs. Eddys Glaube an die Person und die Werke Jesu war lebendiger und praktischer Art. Sie selbst wurde durch diesen Glauben geheilt, worauf sie sich vornahm, das dieser Heilung zugrundeliegende Prinzip zu ergründen. Und dadurch, daß sie sich dieser Aufgabe voll und ganz widmete, gab sie einer harrenden Welt das Ergebnis ihrer großen Entdeckung. Die Herausgabe von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, die Stiftung der christlich-wissenschaftlichen Kirche mit ihrer heilenden Wirksamkeit, die Gründung der Verlagsgesellschaft, die Verbreitung christlich-wissenschaftlicher Schriften über die ganze Welt, die allgemeine Wirksamkeit der Mutterkirche — dies alles ist die Fortsetzung des von Christus Jesus begonnenen Werks, des Werks der Erlösung von Sünde, Krankheit und Tod. Diese Mittel ermöglichen es heutigestags dem Nachfolger Jesu, ihm nicht nur selbst hinsichtlich seiner Heiltätigkeit nachzustreben, sondern auch andern zu dem Verständnis von der Wissenschaft, die der geistigen Macht des Meisters zugrundelag, zu verhelfen.

In dieser Hinsicht ist das von unsrer Führerin getane Werk, sowie das Werk, das die heutigen Anhänger durch Befolgung ihrer Lehre tun können, ein größeres Werk als das von Jesus vollbrachte. Wie schon erwähnt, bedeutet dies durchaus keinen Vergleich zwischen Mrs. Eddy und Jesus, noch ist damit gesagt, daß unsre Führerin auf gleicher Stufe mit dem Meister oder gar über ihm steht. Wohl aber halten wir sie für die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft in einem Zeitalter, da die Welt zum Empfang dieser Wissenschaft bereit war, wie dies von der stets wachsenden Zahl unsrer Gesinnungsgenossen bezeugt wird. Wir freuen uns daher über die Erfüllung von Jesu Verheißung: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun; denn Ich gehe zum Vater.”

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