Der Apostel Paulus beginnt seine Epistel an die Korinther mit einem unerschrockenen Angriff auf die vielgepriesene Weisheit und Gelehrsamkeit der Griechen. „Was töricht ist vor der Welt”, erklärt er, „das hat Gott erwählet, daß er die Weisen zu Schanden mache.” Im weiteren sagt er: „Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.” Diese Worte sind seit jener Zeit bis auf unsre Tage von vielen religiösdenkenden Menschen wiederholt worden. Auch der große Lehrer von Nazareth griff „dieser Welt Weisheit” an, namentlich ihr Bestreben, Gott und den Menschen an der Hand menschlicher Theorien zu erklären. Er tat jedoch weit mehr: er bewies sein Verständnis vom göttlichen Gesetz während seiner ganzen irdischen Laufbahn. Deshalb widersetzten sich ihm die Gelehrten seiner Zeit, bis er endlich den schmachvollen Kreuzestod erlitt. Aber gerade dieses tragische Ereignis macht Paulus zum Hauptthema in seinem Bekehrungswerk.
Die schulmäßige Theologie hat dies dahin ausgelegt, daß, weil Jesus sein Leben für die Menschheit gegeben hat, um ihre Sünden abzuzahlen, ihm schon allein dafür überall, wo dies verkündet wird, unendliche Dankbarkeit und Ehrerbietung zukomme. Dies scheint jedoch nicht die Botschaft des Apostels gewesen zu sein, denn er erklärt: „Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich”. Der über Sünde, Krankheit und Tod triumphierende Christus war es, den der große Heidenapostel predigte, und zwar tat er es „in Beweisung des Geistes und der Kraft”. In diesem Lichte können wir verstehen, warum unsre verehrte Führerin im Anschluß an die Worte des Apostels erklärt: „Die Christliche Wissenschaft sagt: Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Verklärten” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 200). Ferner lesen wir auf Seite 44 unsres Lehrbuchs: „Seine dreitägige Arbeit im Grabe drückte der Zeit das Siegel der Ewigkeit auf. Er bewies, daß Leben todlos, und daß Liebe der Meister des Hasses ist.” Wir dürfen gewiß fragen, wie viele erklärte Nachfolger Jesu dies beherzigen, wenn sie das Andenken von seiner Kreuzigung und Auferstehung feiern! Wie wir in dem wunderbaren siebzehnten Kapitel des Johannes-Evangeliums lesen, erklärte Jesus, daß er in seinem Werk zum Wohl der Menschheit den Vater verklärt habe, und er betet, daß er des Vaters Klarheit widerspiegeln möge. Alsdann betete er für seine Nachfolger mit den Worten: „Und Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eines seien, gleichwie wir eines sind, ... und die Welt erkenne, daß Du mich gesandt hast.”
Als die Christliche Wissenschaft der Welt zuteil wurde, hatten die alten Glaubenslehren ihren Einfluß auf die Menschen zum großen Teil verloren, und zwar, weil sie sich weder auf Vernunft noch auf Offenbarung stützen. Die sogenannte freisinnige Richtung in der Religion gesteht Jesu die Stellung eines großen Sittenlehrers zu; aber diese Abschätzung ist weit entfernt von der seinigen. Er sagte im Wesentlichen: Glaubt mir um der Werke willen, oder glaubt mir gar nicht! Ohne die Art des Heilens, die er vollbrachte, würde der Mensch nicht als ein geistiges Wesen erkannt worden sein. Jeder Versuch, durch materielle Mittel zu heilen, bedeutet immer wieder Materie zu Materie, Staub zu Staub.
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