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Die Persönlichkeit Gottes

Aus der Februar 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Von Theologen ist bisweilen der Einwand erhoben worden, die Christliche Wissenschaft leugne die Persönlichkeit Gottes. Und doch bildet die Erklärung von Seiner unendlichen Persönlichkeit den Obersatz eines jeden christlich-wissenschaftlichen Vernunftschlusses. Wer sie annimmt und sich an sie hält, wird nicht umhin können, sämtliche Lehren der Christlichen Wissenschaft anzuerkennen.

Mrs. Eddy hat viel über diese Frage geschrieben und uns über ihre Anschauungsweise nicht im Zweifel gelassen. Eine ihrer ausdrücklichsten Erklärungen findet sich in ihrem Buch „Rudimental Divine Science“ [Anfangsgründe der göttlichen Wissenschaft] (S. 1), wo sie sagt: „Das Wort Person läßt einen weiten Spielraum für Mißverständnisse sowohl wie für Erklärungen.” Sodann führt sie die verschiedenen Bedeutungen des Wortes an, die von Wörterbüchern angegeben werden, z.B. „‚eine lebendige Seele; ein mit Selbstbewußtsein ausgestattetes Wesen; ein sittlich verantwortliches Prinzip des Wirkens; vornehmlich ein lebendes menschliches Wesen, ein körperlicher Mensch‘” (S. 2).

Die wichtige Frage ist nun: Welche von diesen Bezeichnungen kommen im vorliegenden Fall in Betracht, oder, können sie überhaupt angewandt werden? Wer soll die Entscheidung treffen in bezug auf die Richtigkeit einer Definition? Um Gottes Wesen in vernunftgemäßer Weise definieren zu können, muß man selbst ein beweisbares Verständnis von Seinem Wesen haben. Wem steht es nun zu, das Wesen der Gottheit zu erklären? Wie wichtig eine klare Erkenntnis Gottes ist, geht aus des Meisters Rede hervor, wenn er sagt: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.” Hier legt der Heiland in unzweideutigen Worten dar, daß die Fortdauer und wahre Erkenntnis des Seins, nach der alle religiös Gesinnten streben, nur durch die Erkenntnis Gottes und Seiner Offenbarwerdung erlangt werden kann. Als Jesus bei einer andern Gelegenheit dem samaritischen Weibe gleichsam Unterricht in den Anfangsgründen der göttlichen Wissenschaft erteilte, sagte er: „Gott ist Geist”, und gab somit eine maßgebende, weil durch Demonstration bewiesene Erklärung der Gottheit. Auf Seite 2 von „Rudimental Divine Science“ finden wir die weitere Erklärung: „Gott ist ein persönliches Wesen, wenn mit Person unendlicher Geist gemeint ist.” Mrs. Eddy erkennt die Unzulänglichkeit des Wortes persönlich und zieht das Wort individuell vor, weil dasselbe zu weniger Mißverständnis Anlaß gibt. Wenn jedoch das Wort Person auf die Gottheit angewandt wird, so sollte es richtig erklärt werden. Ohne Zweifel wird das Wesen der Persönlichkeit Gottes von vielen nicht verstanden. Soll also das Wort Person in bezug auf das höchste Wesen gebraucht werden, dann muß man ihm die göttliche statt die menschliche Bedeutung beilegen. Diejenigen, die an der christlich-wissenschaftlichen Lehre über die Persönlichkeit Gottes Anstand nehmen, sollten ihren eignen Begriff von der göttlichen Person recht klar definieren können, damit ihre Kritik vernunftgemäß und gerecht sei. Wozu sich in Spitzfindigkeiten über den Sinn von Wörtern ergehen! Was uns nottut und was die Christliche Wissenschaft lehrt ist ein Verständnis von dem göttlichen Wesen. Wir sollten uns erst über Gott Klarheit verschaffen und dann die Worte suchen, die Sein Wesen am besten wiedergeben.

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