Als die Schriftgelehrten und Pharisäer zu Jesus kamen und ein Zeichen seiner göttlich verliehenen Kraft von ihm forderten, gab er ihnen zur Antwort: „Die böse und ehebrecherische Art suchet ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona.” Nun entsteht die Frage: Worin bestand „das Zeichen des Propheten Jona”? Gewiß nicht in einer äußeren Bekundung von Kraft im sogenannten Reich der Materie. Nachdem Jonas durch verschiedene Erfahrungen Gottes Güte erkannt hatte, hörte er auf die Stimme der Wahrheit und gehorchte ihr, worauf er ihres Segens teilhaftig wurde. Daher besteht „das Zeichen des Propheten Jona” im Gehorsam gegen das Gesetz Gottes, das Gesetz der Liebe. Und dieses Zeichen des Gehorsams gab der Meister während der ganzen Dauer seiner irdischen Laufbahn seinen unmittelbaren Nachfolgern, sowie denen, die ihn umgaben. Es war seine Aufgabe, das Himmelreich aufzurichten, das Walten der Gerechtigkeit oder der rechten Ideen im menschlichen Bewußtsein herbeizuführen, und zum Zeichen oder Beweis der Errichtung dieses inneren Himmelreichs forderte er willigen Gehorsam gegen das göttliche Gemüt. Er verlangte die Gesinnung, die er selbst hatte — Gehorsam gegen den Gottessohn. Deshalb sagte er: „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!”
Das sterbliche oder fleischliche Gemüt mit seinen verschiedenartigen Vorstellungen fordert von den im Sinne der Christlichen Wissenschaft Wirkenden fortwährend ein äußerlich wahrnehmbares, materielles Zeichen zum Beweis der heilenden Macht des geistigen Gesetzes. Dem unehrlichen und unreinen Gemüt, das mentale und körperliche Leiden hervorbringt und in einer unharmonischen Umgebung sich äußert, sowie gleicherweise dem ehrlichen Gemüt, das nach Gerechtigkeit, nach rechtem Denken über Gott und den Menschen hungert und dürstet, kann nur eine Antwort gegeben werden, und diese liegt in den Worten des Meisters: „Es wird ihnen kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona”, das Zeichen des Gehorsams gegen die geistigen Anforderungen der Wahrheit.
Der Beweis der Heilung liegt in dem mentalen Zeichen, das sich in verändertem Denken kundtut, im Verlangen nach einer höheren Erkenntnis von Gott und einer zunehmenden Erkennung des geistigen und vollkommenen Wesens des Menschen. Und wenn der Christliche Wissenschafter seiner hohen Berufung treu bleibt, von der unendlichen Macht der göttlichen Wahrheit überzeugt ist und jederzeit die Vollkommenheit und Ganzheit der Gottesidee im Auge behält, wird sich das Zeichen wahrer Heilung im Bewußtsein des Patienten kundtun und eine bessere Vorstellung vom Körper mit sich bringen. Der ehrliche Arbeiter in der Christlichen Wissenschaft strebt nach schnellen und dauernden Heilungen. Er lernt erkennen, daß er nur dann den Splitter aus seines Bruders Auge ziehen kann, wenn er den Balken aus dem eignen entfernt hat. Ausführliche metaphysische Auseinandersetzungen tun weniger not als das Verbleiben im heilenden Bewußtsein der Wahrheit und Liebe. Daher sollten wir weniger über Liebe reden und mehr Liebe zum Ausdruck bringen. Wenn wir Gedanken der Verurteilung, des Grolls, des Hasses, des Stolzes hegen, wenn wir die menschliche Persönlichkeit verherrlichen, menschliches Dafürhalten unser Denken beherrschen lassen und somit das eine allwissende Gemüt nicht anerkennen, so gewähren wir dem, was Gott unähnlich ist, in unserm Bewußtsein Spielraum und trennen uns dadurch von Gott.
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