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„Die vier ersten Regeln”

Aus der Februar 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 9 von „Christian Science versus Pantheism“ schreibt Mrs. Eddy: „Gibt es eine Religion unter der Sonne, die den einen Gott demonstriert hat sowie die dazu gehörigen vier ersten Regeln: ‚Du sollst keine anderen Götter neben mir haben‘; ‚Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst‘; ‚Darum sollt ihr vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen ist‘; ‚Wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben‘? (Johannes 11: 26.)”

Die Christliche Wissenschaft befähigt Tausende von Menschen in allen Teilen der Welt, die Allmacht des alleinigen Gottes zu beweisen. Ihre Lehren legen uns die Einfachheit und Folgerichtigkeit der vier obigen, von Mrs. Eddy angeführten Regeln dar. Sie beweist, daß diese Regeln anwendbar sind; sie erklärt der Menschheit, warum Aussprüche, die dem menschlichen Sinn übersinnlich und phantastisch erscheinen, in Wirklichkeit richtige und praktische Darlegungen der stets zugänglichen und stets tätigen Wahrheit sind.

Die Christliche Wissenschaft hat Gott zur Grundlage. Alles Elend in der Welt ist auf Unwissenheit hinsichtlich des Wesens Gottes zurückzuführen; daher können Kummer, Krankheit, Groll, Ungerechtigkeit. Betrug und falscher Schein samt und sonders durch die geistige Erkenntnis Gottes geheilt und vernichtet werden. Welch bittere Enttäuschungen erwarten doch denjenigen, der andern Göttern nachfolgt, der viele Götter verehrt und dem der Ruf des Propheten nicht ins Bewußtsein gedrungen ist: „Höre, Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr.”

Wenn nun der nach dem Guten, dem Wahren und dem Schönen Strebende überzeugt ist, daß diese Eigenschaften alle in Gott einbegriffen sind, und daß man sie durch die wahre Erkenntnis Gottes zu eigen haben und zum Ausdruck bringen kann, ist dann noch ein Grund zum Neid oder zur Eifersucht vorhanden? Wie viele eitle Versuche, der Materie einen Wert zu geben, in bloßen Systemen Befriedigung und im Physischen geistige Anregung zu finden, würden aufgegeben werden, wenn Gott, der Quell alles Wünschenswerten, richtig erkannt würde. Die Sorge um das irdische Leben weicht der Erkenntnis, daß Gott das ewige Leben ist, und die Furcht vor dem Tode verschwindet aus dem erleuchteten Bewußtsein. Wäre Diebstahl denkbar, wenn alle Menschen klar erkannt hätten, daß Gott der unerschöpfliche Quell aller Versorgungsmittel ist, und daß diese Versorgungsmittel einem jeden zugänglich sind? Würde das herrschende Verlangen nach vergänglicher und sterblicher Liebe so stark sein, wenn die Erkenntnis allgemein wäre, daß die göttliche Liebe nie erkaltet, sich nie in Haß verwandelt, uns stets entgegenkommt, nie versiegt und stets allmächtig ist?

Alles was vom intellektuellen Standpunkt aus Wert hat, ist in Gott, der göttlichen Intelligenz, einbegriffen. Die Gelehrten wären nicht dazu zu bewegen, ihre Lebenszeit mit dem Erforschen der Wunderlichkeiten des sterblichen Gemüts zu verbringen, wenn sie Gott als das unendliche, allumfassende Gemüt erkennen würden, und wenn sie wüßten, daß das Weltall, einschließlich des Menschen, die Bekundung dieses Gemüts ist. Sie würden ihre Gedanken von den engen Grenzen abwenden, innerhalb deren das sterbliche Gemüt tätig ist, und sie auf den unendlichen Wirkungskreis Gottes, des göttlichen Gemüts, richten. Die Ausübung des wissenschaftlichen Christentums stützt sich daher in erster Linie auf die Erkenntnis, daß Gott ein „einiger Gott” ist. Diese Erkenntnis führt zum Gehorsam gegen das erste Gebot, die erste der von Mrs. Eddy angeführten Regeln: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Kein andres Leben, keine andre Wahrheit, keine andre Liebe kann dann Anziehungskraft ausüben; keine Furcht kann die Herrschaft erlangen; keine angebliche Erlösung durch materialistische Religion, Medizin oder Wissenschaft kann die Aufmerksamkeit von Gott, Geist, von dem alleinigen Erlöser abwenden. Kein scheinbarer Gewinn durch Unehrlichkeit kann den verlocken, der aufrichtig an Gott glaubt; kein absprechendes Urteil seitens derer, die nicht in der Wahrheit unterwiesen sind, kann ihn irre machen, kein unverdienter Tadel kann ihn dazu verleiten, sich den schattenhaften Göttern des Aberglaubens zu unterwerfen.

Daß der Glaube an falsche Götter gleichbedeutend ist mit der Anbetung derselben, wird nicht immer erkannt. Wer Gott für den Urheber des Übels hält, verehrt seinen eignen falschen Begriff von dem höchsten Wesen; er beugt die Knie vor einem unwirklichen, unmöglichen und undenkbaren Gott. Wer an die Wirklichkeit des Übels glaubt, stattet das Übel mit der Existenz und den Eigenschaften aus, die es zu haben scheint; mit andern Worten, er fällt vor ihm nieder und betet es an. Schon mancher Patient war höchst erstaunt, als man ihm sagte, er mache aus seiner Krankheit einen Gott. Daß der Gottlose der Sünde dient, wird allgemein zugegeben; aber erst die Christliche Wissenschaft hat Krankheit als eine von den verbotenen „vielen Göttern” an den Pranger gestellt.

Keine andern Götter neben dem einigen Gott zu haben — das ist der musterbildliche Zustand des Bewußtseins, nach welchem sich Dichter und Philosophen, Seher und Propheten gesehnt und den sie verkündigt haben. Dieser Zustand bedeutet den Himmel, den Ort der ununterbrochenen Harmonie. Dadurch, daß man den einen Gott demonstriert, vernichtet man jede Form des Übels. Man bringt Ordnung in das Wirrwarr menschlicher Angelegenheiten und löst die Knoten des sterblichen Daseins, so daß die Fäden des Lebens glatt und gerade laufen können. Dem, der sich seiner Sache nicht gewiß ist oder der unschlüssig vor einer wichtigen Entscheidung steht, bringt die Erkenntnis, daß es nur einen Gott gibt, der das unendliche Gemüt ist, Klarheit des Denkens, so daß er die naheliegenden Probleme lösen kann.

Aus wahrhaft prophetischer Erkenntnis heraus sagt Mrs. Eddy über das erste Gebot: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet Kriege; erfüllt die Schriftstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst‘” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 340). In bezug auf diese zweite, von Mrs. Eddy angeführte Regel: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst”, mag dieser oder jener fragen: „Wie ist es nur möglich, dahin zu kommen, daß man seinem Nächsten eine solche Liebe entgegenbringen kann?” Ohne die Lehre der Christlichen Wissenschaft in bezug auf das wahre Wesen des Menschen erscheint es allerdings sehr schwierig, dieses Gebot des Meisters zu befolgen. Man hat sich vor allem die Frage zu beantworten: Wer ist denn mein Nächster, und wie sieht er aus? Ist er die den materiellen Augen sichtbare Zusammensetzung von Fleisch und Blut, von Gutem und Bösem? Ist er eine Mischung von materiellen Elementen, nach den sogenannten Gesetzen der Chemie, oder ein materieller Organismus, wie ihn Physiologie und Anatomie beschreiben?

Die Christliche Wissenschaft, deren Lehren sich auf die Bibel stützen, beschreibt den Menschen als das Ebenbild Gottes, der Geist und Liebe ist. Der wahre Mensch bringt göttliche Eigenschaften zum Ausdruck. Da Gott Gemüt ist, so ist der Mensch in Wirklichkeit ein mentales Wesen, die Widerspiegelung des Vater-Mutter Gottes. Da Gott vollkommen ist, so muß auch der Mensch vollkommen sein. Der Mensch, wie die Wissenschaft ihn beschreibt, ist gesund, edel, gerecht und rein; er ist ewig und unvernichtbar; er hat die Fähigkeit, seines Vaters Willen zu tun; er vermag mit dem Übel zu reden als einer, der Gewalt hat; er erhebt sich über die Wellen des Irrtums, ist Herr über Furcht, Kummer, Sünde und Krankheit, und spiegelt das Glück und den Frieden der unendlichen, unerschöpflichen Liebe wieder.

Diesen Menschen zu lieben wie sich selbst, ist nicht schwer. Es ist etwas ganz Natürliches. Die Selbsttätigkeit des rechten Denkens spornt einen dazu an, diesen musterbildlichen Menschen als den normalen, von Gott zu Seinem Bilde geschaffenen Menschen willkommen zu heißen. Jesus sagte von diesem Menschen: „Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat.” Wenn wir den Menschen als Gottes Ebenbild sehen, erwacht in uns der wahre Begriff von Mitleid. Die Menschheit drückt zur gegenwärtigen Zeit die Knechtschaft der falschen Vorstellungen aus. Wer den Menschen als materiell ansieht, der „unehret” den Sohn — hält ihn für ein Wesen, das von der Geburt an der Auflösung und Vernichtung anheimgegeben ist. Dieser Begriff vom Menschen mag Mitleid erregen, erzeugt aber keine wahre Liebe und kann die Christus-Heilung nicht herbeiführen. Die Nächstenliebe gründet sich also auf ein christlich-wissenschaftliches Verständnis vom Menschen, und dieses Verständnis wiederum beruht auf der wahren Erkenntnis Gottes. Pflichtgefühl und menschliche Zuneigung an und für sich können nicht die Beweise der Liebe gegen den Nächsten hervorbringen, wohingegen die geistige Erkenntnis seines Wesens den Gehorsam gegen das Gebot Jesu möglich macht. Wir sehen dann den wahren Menschen statt den kranken und sündigen Sterblichen; und von der Tatsache des ewigen Bestehens der göttlichen Idee angeregt, können wir dann mit der christusgleichen Zartheit, mit dem Erbarmen des Samariters, das der Meister seinen Nachfolgern eingeschärft hat, dem leidenden menschlichen Sinn beistehen.

Was sollen wir aber zu der dritten Regel sagen, die Mrs. Eddy nennt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”? Scheint es nicht, als sei es töricht und vermessen, dieser Ermahnung nachkommen zu wollen? Ja gewiß, wenn der allgemeine Mißbegriff vom Menschen als wahr angesehen wird. Wer in bezug auf das Wesen des Menschen den Theorien beistimmt, die von der Arzneikunde, der Physik und Chemie gelehrt werden, für den bleiben die Gebote Jesu ein toter Buchstabe. Die Sterblichen können unmöglich vollkommen werden, wie „der Vater”, denn der Vater ist unsterblich, und keine Unvollkommenheit kann sich in dem göttlichen Wesen verborgen halten. Sterblichkeit bedeutet Verwesung; sie umfaßt Geburt, Reife, Verfall und Tod. Würde der wahre Mensch diese Eigenschaft bekunden und diese Erfahrungen durchmachen, dann könnte er nie vollkommen sein. Ihn dazu aufzufordern, hieße etwas Unmögliches von ihm verlangen und wäre durchaus ungerechtfertigt. Wenn aber der wahre Mensch nach dem Muster der Gottheit gebildet ist, wenn er geistig ist, weil sein Vater Geist ist, und wenn er ewiges Leben hat, weil Gott sein Leben ist, dann ist der Mensch bereits vollkommen und hat das Recht, sich als vollkommen anzusehen, trotz des Zeugnisses der physischen Sinne, die ihn als materiell hinstellen. Mrs. Eddy schließt ihre herrliche, kurz zusammengefaßte Darlegung der Wahrheit, welche sie „Die wissenschaftliche Erklärung des Seins” nennt, mit den Worten: „Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468).

Die Bibelforscher geben jetzt allgemein zu, daß uns die Heilige Schrift die Schöpfungsgeschichte in zwei verschiedenen Fassungen gibt. Die eine ist im ersten Kapitel des 1. Buchs Mose und in den ersten drei Versen des zweiten Kapitels enthalten, während die zweite Fassung mit dem vierten Vers des zweiten Kapitels beginnt. Wenn wir diese beiden Fassungen miteinander vergleichen, so finden wir, daß die Schöpfung in der ersten als geistig und ewig, in der zweiten als materiell und vergänglich dargestellt wird. Die erste Fassung zeigt uns den Menschen als zum Bilde Gottes geschaffen, und erklärt: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut”; die zweite stellt ihn dar als ein ans Erde geschaffenes Wesen, und damit stimmt die heutige allgemein herrschende Anschauung vom Menschen als einem materiellen Wesen überein. Letztere Anschaung würdigt den Menschen zu einer vergänglichen Fälschung herab, während erstere ihn als immateriell, als das ursprüngliche, uranfängliche Erzeugnis des Prinzips, als die Idee des göttlichen Gemüts, als den Ausdruck des Geistes und der Seele darstellt.

Von dem Menschen, wie er in Wirklichkeit ist, konnte Jesus wohl verlangen, daß er vollkommen sein solle, wie der Vater vollkommen ist, denn es liegt durchaus in dem Wesen des gottgeschaffenen Menschen, vollkommen und harmonisch zu sein und im Himmel, im Bewußtsein der Allmacht des Guten zu verbleiben.

Die vierte Regel, die Mrs. Eddy nennt, kann ebensowenig wie die drei vorhergehenden vom persönlichen Sinn erfaßt werden. Diese Verheißung Jesu: „Wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben”, übersteigt das bloße Sinnenzeugnis so weit und weist so bestimmt auf die allüberwindende Wirklichkeit des Seins hin, daß es Zeitverschwendung wäre, die Grundlage der Vorstellung von einem materiellen Menschen erklären zu wollen — einem Menschen, den angeblich ein Gott geschaffen hat, der sowohl das Gute wie das Böse kennt. Zuallererst muß man den Schöpfer aller Dinge als absolutes Prinzip, als ewiges Leben kennen lernen. Dann folgt naturgemäß, daß es keine andre wirkliche Ursache, kein andres wirkliches Leben geben kann. Gott und das Weltall, einschließlich des Menschen, können daher als Leben und seine zahllosen Ideen zusammengefaßt werden. Die wahre Schöpfung spiegelt das eine Leben wieder, und dieses Leben ist ewig. Alle Ideen Gottes haben daher ewiges Leben, und dieses Leben ist für alle der normale Zustand.

Die Erkenntnis dieser Wahrheit veranlaßt den Apostel Paulus zu der Erklärung, daß Jesus Christus „dem Tode die Macht genommen” hat [nach der englischen Bibelübersetzung „den Tod aufgehoben” hat], wie sie schon Jahrhunderte vorher den Propheten Jesaja zu dem Ausspruch begeisterte: „Er wird den Tod verschlingen ewiglich.” Tod oder Vergessenheit, das direkte Gegenteil von Gott oder Leben, ist daher im Bereich der Schöpfung Gottes undenkbar. Es hat da keinen Aufenthaltsort, keine Wirklichkeit oder Wesenheit, kein Dasein, und Gott ist der alleinige Schöpfer. Der Begriff von etwas dem ewigen Leben Entgegengesetztem hat daher nur eine scheinbare Existenz, und diese Scheinbarkeit kann durch die Erkenntnis der Wahrheit des Seins aufgehoben werden, Folglich, wer da lebet (wer Gott als sein einziges Leben erkennt) und an den Christus glaubt (den Menschen als den Sohn Gottes erkennt), wird nimmermehr sterben (kann den Tod nicht als wirklich ansehen). Dieser Sieg wird uns nicht am Schluß des Lebens zuteil, sondern wir müssen ihn täglich und stündlich erringen, indem wir den falschen Begriff vom Dasein ablegen und das wirkliche und deshalb ewige Verständnis von Gott, unserm Leben, erlangen.

Die Christliche Wissenschaft ist ohne Zweifel die Religion, welche die Bedeutung der vier von Mrs. Eddy, aufgezählten Regeln erklärt. Ihre Lehren erleuchten die Gebote und Verheißungen Jesu in einer Weise, daß wir in ihnen mehr erkennen als formelle Aussprüche, die man glauben muß. Sie offenbaren sich uns als wirkende Kräfte, die wir schon heute demonstrieren können und die tatsächlich beim Heilen aller Leiden der Menschheit unter uns in Anwendung kommen.

Copyright, 1914, by The Christian Science Publishing Society
Verlagsrecht, 1914, von The Christian Science Publishing Society

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