Unlängst erregte eine Ankündigung auf dem Anschlagebrett vor einer Kirche die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden, denn es stand da zu lesen, daß der Pastor über das Thema reden werde: „Der Tod als Gottes Gabe an die Menschen.” Es ist uns nicht bekannt, in welcher Weise diese Behauptung begründet wurde; die Tatsache aber, daß Christus Jesus, der „des Vaters Willen” tat, dem Vorbeugen und Überwinden des Todes so viel Zeit widmete, daß bei weitem der größte Teil der Evangelien von derartigen wunderbaren Taten handelt, die er vollbrachte — diese Tatsache widerspricht der Annahme, daß Gott den Tod verursache und daß der Tod eine Gabe Gottes an die Menschheit sei.
Jesu eigner Ausspruch in Kapernaum über diesen Gegenstand läßt deutlich erkennen, worin seiner Anschauung nach die Gabe Gottes an die Menschen besteht. Er sagte: „Mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.” Auch Paulus drückte sich über diesen Gegenstand sehr bestimmt aus. Der große Apostel hatte gewiß nicht die nämliche Anschauung, wie jener Pastor, dessen Thema auf dem Anschlagebrett angekündigt war, denn er schreibt an die Römer: „Der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn.” Ferner erklärt er: „Das Gesetz des Geistes, der da lebendig machet in Christo Jesu, hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.” An die Korinther schreibt er: „Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.” Ebenso gewiß war er seiner Sache, als er an Timotheus schrieb, unser Heiland Jesus Christus habe „dem Tode die Macht ... genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium”.
Man kann sich kaum etwas Entmutigenderes denken als die Behauptung, daß Gott der Urheber von Sünde und Tod sei; denn wäre dies wahr, so müßte man alle Hoffnung auf Vernichtung dieser Feinde aufgeben, es sei denn, es gäbe eine Macht, die höher ist als Gott. Die Annahme, daß Gott Sünde und Krankheit nötig habe, um bei der Regierung seines Weltalls Harmonie aufrecht zu erhalten, ist ebenso entmutigend. Indem die Christliche Wissenschaft durch Lehre und Demonstration die Falschheit dieser Annahme darlegt, trägt sie mehr zur Erlösung der Menschheit bei, als seit der Zeit Jesu auf irgendeine andre Weise geschehen ist. In Wirklichkeit hat die Menschheit der Behauptung nie beigestimmt, daß der Tod eine Gabe Gottes sei, mögen es auch manche Theologen gelehrt haben, denn sonst wäre sie nicht von jeher so ernstlich bemüht gewesen, diesen „letzten Feind” zu vernichten — ja selbst dann, wenn er vermeintlich dem „unerforschlichen Ratschluß Gottes” gemäß auftrat.
Die Christlichen Wissenschafter sind sehr dankbar für ihre Befreiung von der Furcht vor Krankheit und Tod, welche die Menschheit so lange in Banden gehalten hat. Auf ihrer Reise vom Sinn zur Seele sind sie zu der Überzeugung gekommen, daß Gott nicht der Urheber des Übels ist. Dadurch, daß Mrs. Eddy die Wahrheit über Gott und den Menschen verkündet hat und standhaft für den wahren Begriff von Seiner Unendlichkeit und Allmacht eingetreten ist, hat sie ferner vielen, die sich noch nicht als Christliche Wissenschafter erklärt haben, Mut und Hoffnung eingeflößt, und dafür wird sie in unsern Tagen geehrt. Die folgenden Worte aus ihrem Werk „Unity of Good“ (SS. 40, 41 und 43) sind für den Christlichen Wissenschafter reich an erhebendem und heilendem Einfluß: „Die Sterblichen können ebensowenig ewiges Leben durch den Tod erlangen, wie sie vollkommen werden können, indem sie an Unvollkommenheit glauben und unvollkommen leben.” „Wir werden nicht durch den Tod, sondern durch das Leben zum Vater gehen; nicht durch Irrtum, sondern durch die Wahrheit.” „Ich ermahne die Christen, mehr Glauben an das Leben als an das Sterben zu haben. Ich rede ihnen zu, Christi Verheißung anzunehmen und in der Wissenschaft des Seins den Einfluß ihrer eignen Gedanken mit der Macht seiner Lehre zu vereinigen. Dies wird der menschlichen Fähigkeit die göttliche Macht auslegen und es uns ermöglichen, das zu ergreifen oder in Besitz zu nehmen, wofür wir, wie Paulus im dritten Kapitel seines Briefes an die Philipper sagt, ‚von Christo Jesu ergriffen‘ sind — das immer-gegenwärtige Leben, das keinen Tod kennt, den allgegenwärtigen Geist, der nichts von Materie weiß.”
Wenn die Christlichen Wissenschafter täglich als Kinder Gottes ihre Freiheit beanspruchen, so befreien sie nicht nur sich selbst sondern auch andre von dem Glauben, daß der Tod ein Freund sei, der die Tür zur Unsterblichkeit weit öffne. Es kommt die Zeit, da unsre Geistlichen ebensowenig predigen werden, daß der Tod eine mildtätige Gabe Gottes sei, wie es ihnen in unsern Tagen einfallen würde, die Urheberschaft von Hexerei und Zauberei Ihm zuzuschreiben.
