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Barmherzigkeit

Aus der Juli 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Man kann die Barmherzigkeit den Duft der Liebe nennen. So wie der Gast, der beim Eintritt in ein Zimmer einen süßen Wohlgeruch wahrnimmt und seine Blicke im Zimmer umherschweifen läßt, bis sie auf einem Strauß Teerosen hasten bleiben, die mit sanftem Schimmer in einer stillen Ecke blühen, so empfindet ein jeder, der in das Bereich eines Herzens kommt, das mit Liebe zu Gott und den Menschen erfüllt ist, die Atmosphäre himmlischer Barmherzigkeit, welche aus jedem Wort und jeder Tat atmet. Man empfindet sie sofort, doch wäre der Versuch sie zu analysieren gerade so, als wollte man versuchen, der Rose das Geheimnis ihres Duftes zu entlocken. Die, denen sie im höchsten Maße eigen ist, scheinen sich ihrer am wenigsten bewußt, so natürlich, so ursprünglich tut sie sich kund, und zwar oft gar nicht einmal in Worten sondern in einem Blick, einem Lächeln, einem Händedruck. Sie ist die Wesenheit unausgesprochener Dinge. Sie ist die Geduld, die zufrieden wartet. Sie ist das Tragen des andern, das bereit ist, Zugeständnisse zu machen. Sie ist die Vergebung, die willig ist, zu vergessen. Sie ist die Zärtlichkeit, die sich danach sehnt, verstanden zu werden. Sie ist die Liebe, die da ausströmt, um zu heilen.

Kein Mensch auf Erden hat je diese Eigenschaft in einem solch hohen Grade besessen wie Jesus, denn keiner hat so geliebt wie er. Immer „jammerte es ihn” beim Anblick menschlichen Elends. Dennoch ist es eine bedeutsame Tatsache, daß dieses Gefühl des Mitempfindens in keiner Weise seine Fähigkeit beeinträchtigte, den unharmonischen Zustand, der diesem Mitempfinden hervorrief, zu berichtigen. Tatsächlich war oft bei ihm das Erbarmen anscheinend der erste Schritt zu jenen augenblicklichen Heilungen, die das höchste Ziel jedes wahren Christlichen Wissenschafters bilden.

Als der Aussätzige vor ihm kniete und ihn bat, daß er ihn reinigen möge, „jammerte” es Jesus, und er „reckte die Hand aus”, und „alsbald ... ward er rein.” Als ihm das Volk in die Wüste folgte, „jammerte ihn desselben; denn sie waren ... wie die Schafe, die keinen Hirten haben”, und er speiste sie nicht nur geistig mit dem Brot des Lebens und lehrte sie, sondern er gab ihnen auch Brot und Fische und versorgte sie so mit der materiellen Nahrung, die in jenem Augenblick ihren Begriff menschlichen Bedürfens darstellte. Als die zwei Blinden am Wege ihn anflehten, daß er ihre Augen auftäte, da „jammerte” es Jesum, und im nächsten Augenblick waren sie sehend; und als er dem Leichenzug des Jünglings begegnete, „der ein einiger Sohn war seiner Mutter, und sie war eine Witwe”, da „jammerte ihn derselbigen” und er sprach: „Jüngling ... stehe auf. Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden.”

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