Da es bei den meisten Menschen vorkommt, daß sie zu Zeiten Fehler begehen oder mißverstanden und falsch beurteilt werden, gibt es vielleicht wenig Versuchungen, die so versteckt und hartnäckig sind wie die, in Gedanken oder in der Unterhaltung wieder zurückzukommen auf vergangenes Ungemach, oder auf Verfolgungen „um der Gerechtigkeit willen”, von denen uns die göttliche Liebe erlöst oder erlöst hat. Aus diesem Mesmerismus des Selbstbedauerns oder der Selbsucht müssen wir aufwachen, da er notwendigerweise unsern Fortschritt hindert. Wir müssen ausschauen, Dank sagen und uns bemühen, jene geistige Verfassung unsres Meisters zu verstehen und anzustreben, welche in seiner Himmelfahrt gipfelte. Wenn Jesus in Gedanken stehen geblieben wäre bei den Grausamkeiten des sterblichen Gemüts, welche ihm unsre Sünden aufbürdeten, wenn er verweilt hätte bei den Ungerechtigkeiten, bei dem Leiden und der Demütigung am Kreuz, so würde er aus Golgatha geblieben sein, würde keine Fortschritte mehr gemacht haben, und wir wären um den herrlichen Beweis gekommen, den sein endgültiger Triumph besiegelte — um den Beweis nämlich, daß das Übel ohnmächtig ist, und daß alles Geist ist; daß es keine Materie gibt, wies Mrs. Eddy lehrt.
In der Geschichte von dem Sieg der drei Männer, die in den feurigen Ofen geworfen wurden, ist die schönste und bedeutungsvollste Stelle die: „Man konnte keinen Brand an ihnen riechen”. Die Christliche Wissenschaft lehrt eindringlich, daß der Mensch als Gottes Bild geistig und vollkommen ist, „gestern und heute und in Ewigkeit”, und daß er in Wirklichkeit niemals eine materielle Erfahrung oder irdische Geschichte gehabt hat und daher auch nie im Feuer der Trübsal gewesen ist, denn er ist niemals außerhalb des göttlichen Bewußtseins gewesen, niemals getrennt von Leben, Wahrheit, Liebe, Reinheit, Freude, Friede, Fülle, Ehre und Macht. Deshalb dürfen wir nicht einhergehen mit den Spuren des Brandes und Kampfes, sondern müssen immer die Lieder der Erlösten singen.
Scheinbar unvollständige Demonstrationen werden oft vollendet durch ein freudiges, dankbares Anerkennen des bereits empfangenen Guten und durch das Leugnen des Selbst und seines falschen Verlangens nach Mitleid, sowie dadurch, daß der Gedanke sich rückhaltlos Gott zuwendet, Seine unendliche Güte, Allheit und Allgenugsamkeit anerkennt und preist und sich bewußt wird, daß das Böse keine Geschichte hat. Mrs. Eddy sagt auf Seite 281 von „Miscellaneous Writings“, daß wir uns immer „als die Schuldner Christi, der Wahrheit”, ansehen müssen. Jesus riet seinen Jüngern, eine jede Stadt zu verlassen, die ihre Rede nicht hören würde, und den Staub von ihren Füßen zu schütteln „zu einem Zeugnis über sie”, Unser Zeugnis über die Nichtsheit des Übels und die Allheit Gottes, des Guten, ist nicht aufrichtig und vollständig, solange wir es dulden, daß der Staub der Verfolgung oder der Trübsal uns anhaftet, unser geistiges Schauen trübt und die Reinheit unsres Ideals und seines Ausdrucks befleckt. Wenn eine Stadt oder ein geistiger Zustand nicht wert ist, daß man darin bleibe, so ist auch die geringste Erinnerung daran nicht wert, in unserm Bewußtsein zu verweilen. Unsre Führerin sagt: „Laß nichts als Sein Gleichnis in deinen Gedanken weilen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 495).
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