Mrs. Eddy sagt: „Das Heilen ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Hornruf zum Denken und Handeln im höheren Reich des unendlichen Guten. Der emphatische Zweck der Christlichen Wissenschaft ist das Heilen von Sünde” („Rudimental Divine Science“, S. 9). Tatsache ist, daß moralische und physische Gesundung bei der Christlichen Wissenschaft Hand in Hand gehen. Sie macht vor allem bessere Menschen. Unser Kritiker nimmt einfach den Standpunkt des „kleinsten Teils” ein und sagt: „Die Leute befassen sich mit der Heilung von Krankheit.” Ferner wird beim Leser der Gedanke erweckt, Mrs. Eddy erkläre, eine Art orakelhafte Offenbarung von Gott empfangen zu haben, und es wird ihr auch der Name „erleuchtete Prophetin” gegeben. Mrs. Eddy sagt aber in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (dem von unserm Herrn Kritiker besprochenen Buche) hierüber selbst (S. 109): „Nach meiner Entdeckung suchte ich drei Jahre lang nach der Lösung dieses Problems des Gemüts-Heilens [siehe Vorwort zur deutschen Übersetzung dieses Buches über die Bedeutung von Gemüts], forschte in der Heiligen Schrift, las wenig andres, hielt mich von der Gesellschaft fern und widmete Zeit und Energie der Entdeckung einer Positiven Regel. ... Ich wußte, daß das Prinzip aller harmonischen Gemütstätigkeit Gott ist, und und daß in der ersten Zeit des christlichen Heilens durch heiligen, erhebenden Glauben Heilungen bewirkt wurden; aber ich mußte die Wissenschaft dieses Heilens ergründen, und durch göttliche Offenbarung, Vernunft und Demonstration fand ich meinen Weg zu absoluten Schlüssen. Die Offenbarung von dem Verständnis der Wahrheit kam nur nach und nach und sichtlich durch göttliche Kraft.” Vom religiösen Standpunkt aus betrachtet, klingt das gewiß natürlich genug, und die Christliche Wissenschaft kann auch nicht von einem andern Standpunkt ans richtig beurteilt werden. Demgemäß war es ein langjähriges Forschen Mrs. Eddys nach der Wahrheit, das sie zur Christlichen Wissenschaft führte.
Daß naive Gläubige an Leib und Leben schwer geschädigt wurden, wird kaum beweisbar sein, da die Leute meistens erst bei der Christlichen Wissenschaft Hilfe suchen, wenn alle ärztliche Kunst versagt hat. Andrerseits erlebt auch der Arzt bittere Enttäuschungen, wo er vom ersten Momente der Krankheitserscheinung an zugezogen wird und trotz seiner liebevollen, hochzuschätzenden, aufopfernden Bemühungen den Patienten nicht zu retten vermag. Und seine Ohnmacht treibt ihn stetig zu weiterem Forschen nach etwas mehr Positivem an. Das ehrliche Bestreben wird auch gewiß nicht unbelohnt bleiben. Ferner: Warum soll der Arbeiter im „religiösen Kleide” ohne Lohn ausgehen, wenn doch die ganze Gesellschaftsordnung darauf beruht? Haben wir nicht auch Kirchensteuern? Die Bibel lehrt: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert” (Lukas 10, 7). Was die Anklage anbetrifft, welche im Glockenhof vorgebracht wurde, daß „man einer armen Frau, der man Heilung vom Krebs versprochen, ihre sämtlichen Ersparnisse im Betrage von 700 Fr. abgenommen habe”, so hat sich bis heute bestimmt ergeben, daß dies kein Mitglied der Christian Science Vereinigung, Eisengasse 19 (Zweig Der Ersten Kirche Christi, der Scientisten, Boston. V.S.A.), betrifft. Auch wird kein Vertreter der Christlichen Wissenschaft Heilung versprechen in dem Sinne, wie es der Herr Kritiker darstellt. Er wird nur um Beistand für Heilung gebeten, weil andern auch geholfen wurde. Ohne spezielles Gesuch um Beistand wird er auch keinen erteilen. Unser Kritiker stützt sich auf die Ausführungen, und gibt diese teilweise wieder, die im „Kirchen- freund” Nr. 11–13 (1913) erschienen sind. Der Verfasser dieser Artikel schöpfte seine Mitteilungen aus einem Buche von Alfred Mayor, das den Titel trägt: „Mary Baker Eddy et la Science Chrétienne (Scientisme), Neuchâtel 1912.“ Gerne räume ich ein, daß der Verfasser in guten Treuen glaubte, daß seine Quelle ihm die wahren Begebenheiten liefere, und daß er auch in diesem festen Glauben das Geschriebene der Öffentlichkeit übergab. Auch hat unser Kritiker gewiß mit dem gleichen Zutrauen diese Mitteilungen zu seinem Aufsatze benutzt. Tatsache ist nun, daß Mrs. Eddy Verfolgungen der bittersten Art durch die Presse ausgesetzt war. Daraus ergibt sich, daß im Laufe der langen Lebenszeit dieser Frau sich eine große Masse Literatur angehäuft haben muß, die ein ganz ungünstiges Urteil über ihre Person gibt. Die sogenannten „Enthüllungen”, die gedruckt wurden, grenzten manchmal ans Märchenhafte, so z. B. ein Artikel in der „New York World“, Oktober 1906, welcher durch beeidigte Aussagen im „Concord Monitor”, 22. Oktober 1906, als boshafte Erfindung gekennzeichnet wurde. Das Gerücht, daß Mrs. Eddy an Krebs leide, wiederholte sich in gewissen Zeitungen periodisch. Das Bild des „jungen Mädchens” von 87 Jahren mit dem blühenden Apfelzweig usw., zufrieden lächelnd durch die Straßen Bostons fahrend (wo übrigens Mrs. Eddy in diesen Jahren schon längst nicht mehr wohnte), ist possierlich, wenn man das Gegenstück noch hinzu nimmt, welches gerade in den gleichen Jahren der Welt geboten wurde, daß man angeblich statt Mrs. Eddy eine Puppe in verschlossenem Wagen herumführe! Aus Tatsachen, welche folgen, wird auch ersichtlich, daß Mrs. Eddy Briefe schrieb und Besucher empfing. Wenn Mrs. Eddy dem Gottesdienst ihrer Kirche nicht beiwohnte, so hat dies den einfachen Grund darin, daß sie jeder persönlichen Anbetung aus dem Wege ging. Hätte sie es getan, wäre dies gerade noch mehr Wasser auf die Mühle derer gewesen, welche behaupten, sie hätte sich als etwas Übermenschliches anbeten lassen.
Was die Beziehungen zu Quimby anbetrifft, so waren diese gewiß Erfahrungen, welche Mrs. Eddy zum Untersuchen der Erscheinungen auf mentalem Gebiete anregten. Aber die Anklage, daß die von ihr herausgegebenen Schriften nicht von ihr stammten, sondern von ihr oder unter ihrer Aufsicht aus Manuskripten, die ursprünglich Dr. P. P. Quimby zum Verfasser hatten, abgeschrieben seien, wurde vom Gericht abgewiesen, da die Beweise hierfür nicht erbracht werden konnten (April 1883).
Der Behauptung, daß Mrs. Eddy eine Frau war, die nach Reichtum strebte, muß die Tatsache gegenübergestellt werden, daß sie seit einer Reihe von Jahren alle Geschenke verweigerte und ihre Anhänger aufforderte, solche Schenkungen zu unterlassen. Mrs. Eddy hatte viele Schüler, welche sie ohne Bezahlung unterrichtete. Gesagt muß aber werden, daß sie von diesen gerade die bittersten Enttäuschungen erlebte. Daß Undank der Welt Lohn ist, hat auch sie in weitgehendem Maße erfahren müssen. Im Jahre 1889 trat Mrs. Eddy von ihrem Lehramt zurück, schloß ihre Schule, welche sie im Jahre 1881 gegründet hatte, zu einer Zeit, wo über dreihundert Anfragen aus Amerika und Europa zur Aufnahme vorlagen. Dies ist wiederum ein Beweis, daß es ihr nicht um das Geld zu tun war, sondern um die Sache, welche sie vertrat. Das Lehren wurde von ihr dann ihren Schülern und Schülerinnen, welche zum Lehramt herangezogen werden konnten, übertragen. Dies geschah, indem sie ihre eigne Person sowie die Schule in selbstloser Weise opferte.
Vor mir liegt eine Schrift mit etwa 110 Seiten, „Editorial Comments on the Life and Work of Mary Baker Eddy“, Auszüge aus redaktionellen Artikeln über Mrs. Eddy, hauptsächlich aus den verschiedenen Staaten Nordamerikas, welche ihren Charakter und ihre Eigenschaften beleuchten. Diese erschienen unmittelbar nach ihrem Hinscheiden und reden eine Sprache, die abhaltend, wenn nicht beschämend auf jeden wirken muß, der Mrs. Eddy in den Augen der Menschheit erniedrigen will. Ich verweise nur auf den nachstehenden, teilweise wiedergegebenen Auszug aus dem Protokoll des Stadtrates von Concord, N. H., wo Mrs. Eddy Bürgerin war. Am 26. Dezember 1910 wurde ein Antrag gestellt und angenommen, der (nach dem „Concord Monitor“ übersetzt) lautet: „Durch den Tod von Rev. Mary Baker Eddy verliert Concord seine angesehenste Bürgerin. Mrs. Eddy zeichnete sich aus durch bürgerlichen Sinn, tiefen Edelmut, weitherzige Guttätigkeit, und zarte und rücksichtsvolle Hilfsbereitschaft. Es sei beschlossen, daß durch den Tod von Rev. Mary Baker Eddy die Welt einen unersetzlichen Verlust erlitten hat, und die Bürger von Concord den Verlust einer geehrten und ergebenen Freundin unsrer Stadt, deren Motto war: ‚Keinem Menschen Leides zu tun, sondern die ganze Menschheit zu segnen‘.”
Unser Kritiker sagt: „Der Einfluß des Geistes auf den Körper ist ganz außerordentlich stark ausgebildet bei der Hysterie usw. Denn was man bei dieser Krankheit erleben kann, übersteigt wirklich manchmal alles, was ein vernünftiger Laie als natürlich empfindet.” Auch tragen, gemäß seiner Angabe, die meisten Menschen eine Spur jener hysterischen Anlage in sich. Daraus muß folgen, daß die meisten Menschen nun auch infolge dieser hysterischen Anlage dem Einfluß des Geistes mehr oder weniger unterstehen und es somit von großer Wichtigkeit ist, welchen Geist sich die Menschen aneignen. Die Bibel, und gestützt auf die Bibel Mrs. Eddy, bezeichnen den Geist Christi als den einzigen wahren Geist. Gemäß dem Apostel Paulus macht uns dieser Geist von dem Gesetz der Sünde und des Todes frei (Römer 8, 2). Sehr bezeichnend ist eine Übersetzung dieser Stelle durch Dr. Leander von Eß (1863), lautend: „Denn das Gesetz des belebenden Geistes durch Christum Jesum hat mich von dem todbringenden Gesetz der Sünde befreit.” Für den Anhänger der Christlichen Wissenschaft gibt es nichts übernatürliches. Alles geschieht infolge von Gesetzen, und er ist bestrebt, diese Gesetze zu ergründen und nach ihnen zu leben, um die Frucht hiervon genießen zu können. Unser Kritiker folgert nicht richtig, wenn er sagt, daß die geheilten sogenannten Hysteriker nur für eine Zeitlang geheilt seien, und daß es „nur einiger widriger Lebensumstände” (Angst, Furcht, Ungeduld, Kummer, die ihre Seele bedrücken, wie er selbst anführt) bedürfe, „um die alten Symptome von neuem aufleben zu lassen”. Die Christliche Wissenschaft lehrt gerade, wie man diese „widrigen Lebensumstände” durch „Ablegen des alten Menschen” überwinden kann und überwinden muß, so daß sie keine Wurzel mehr fassen können. Die Christliche Wissenschaft wird und ist so auch eine „beschützende Religion”, ein Punkt von großer Bedeutung. Dieser sogenannte Hysteriker tritt wohl dann zu der Kategorie der Menschen über, welche unser Kritiker anführt, wo „der gesunde und vernünftige Mensch die Kraft hat, solche krankhafte Erregungen durch die Macht der Vernunft rasch zu unterdrücken”.
Mrs. Eddy spricht von Vernunft, welche mit ihrer Entdeckung verbunden ist, obschon man ihr keine solche zugestehen will. Infolge eines Prozesses, den man in boshafter Weise einleitete, als sie schon 87 Jahre alt war, um sie für unzurechnungsfähig erklären zu können, wurde sie von dem berühmten Irrenarzt Dr. Allen MeLane Hamilton über ihren geistigen Zustand untersucht, der hierüber folgende Aussage machte: „Die Besichtigung und Prüfung ihrer eigenhändig geschriebenen Briefe gaben sicheres Zeugnis von ihrer geistigen Kraft. Ihre Ausdrucksweise ist logisch und zusammenhängend, ihre Wortfügung ist vortrefflich, und diese sowohl als die von ihr ausgehenden, mit der Schreibmaschine geschriebenen Mitteilungen sind das Produkt einer ungewöhnlichen Intelligenz. Der Inhalt ist nicht nur der Sache entsprechend, sondern beweist auch Konzentration und den Gebrauch eines normalen Gedächtnisses. Ich finde besonders Interesse an den Papieren, die Mrs. Eddy seit März 1906 bis auf den heutigen Tag geschrieben.” (Es handelte sich um einige Anordnungen, welche sie in bezug auf ihr Vermögen — das sie hauptsächlich ihrer Kirche vermachte — getroffen hatte und die man wegen „Unzurechnungsfähigkeit” umstürzen wollte.) Die Anklage wurde zurückgezogen. Dies sollte doch wahrhaftig genügen, um jede Anschuldigung, daß Mrs. Eddy eine ungebildete Frau gewesen sei, zu entwaffnen. Sie wurde im Jahre 1821 geboren, und es liegen Briefe aus ihrer Kindheit vor, aus den Jahren 1836 und 1837, welche schon für die damalige Zeit das Gegenteil beweisen („Munsey's Magazine“, April 1911); auch schrieb sie in früheren Jahren für eine Zeitung und Zeitschriften und verfaßte auch Gedichte.
Was die Heilungen von Blinden anbetrifft, so behaupten die Christlichen Wissenschafter nicht, daß ihre gegenwärtige Erkenntnis genügend sei, um in dieser Hinsicht das Höchste leisten zu können; an der Arbeit sind sie immerhin, den Blinden Befreiung zu bringen. Diejenigen, welche sich hierfür an die Christliche Wissenschaft wandten, haben eine geistige Erhebung empfangen, die ihnen zum Segen dient, welche sie hochschätzen, und die ihre Schritte so leitet, daß sie Arbeiten verrichten können, die Erstaunen erregen und ihnen selbst ihren Zustand erträglicher machen. Aber einige Fälle könnten dem Herrn Kritiker doch gezeigt werden, wo gänzliche Erblindung verhindert wurde; die Männer, welche bereits bei der Hand geführt werden mußten, können schon seit einer Reihe von Jahren allein ihren Weg finden und ihren Geschäften nachgehen und teilweise oder ganz den Lebensunterhalt ihrer Familien bestreiten.
Der Herr Kritiker gibt den Anhängern der Christlichen Wissenschaft den Rat, echte religiöse Schriften anstatt Mrs. Eddys ... Buch zu studieren und beweist damit gerade seine Unkenntnis von der Lehre der Christlichen Wissenschaft. Dieses Buch sagt (S. 406): „Die Bibel enthält das Rezept für alles Heilen.” Tatsache ist, daß niemand die Bibel mit „so viel Eifer” täglich studiert wie die Christlichen Wissenschafter. Ihre Predigt besteht nur aus Bibelstellen, Altes und Neues Testament, in ganz erheblicher Anzahl für jede Predigt, mit entsprechenden Abschnitten aus dem angefochtenen Lehrbuch. Für jeden kommenden Sonntag kennt und studiert der Christliche Wissenschafter seine Predigt und beweist tagtäglich für sich (in des Herrn Kritikers eignen Worten ausgedrückt) „das Gute, das nicht neu ist, und das in der seit Jahrhunderten bewährten siegreichen Kraft der christlichen Religion liegt”. Sie befolgen also seinen Rat getreulich, und es kann somit nicht so schlimm mit ihnen stehen! Die Predigt der Christlichen Wissenschaft ist unpersönlich, sie tut niemand Böses, sie bringt aber die Wahrheit der Bibel, welche frei macht, dem nach Freiheit ringenden, menschlichen Bewußtsein. Gerade weil die Sache nicht neu ist, macht Mrs. Eddy den einfachen Anspruch, die Christliche Wissenschaft entdeckt und gegründet zu haben. Wenn sie erklärt, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft zu sein, so ist das notwendigerweise die Anerkennung der früheren Existenz der entdeckten Sache oder Tatsache, und weder Bescheidenheit noch Genauigkeit verlangten mehr von ihr.
Die Sätze, welche der Herr Kritiker anscheinend aus dem Buche von Mrs. Eddy aufgibt, stehen kaum so, wie angeführt, in dem Buche. Sie mögen herausgenommene Sätze sein, denen der Zusammenhang fehlt. Dagegen steht auf Seite 460: „Krankheit ist mehr als ein Phantasiegebilde; sie ist feste Überzeugung.” Ferner auf Seite 210: „Für den sterblichen Sinn sind Sünde und Leiden wirklich, der unsterbliche Sinn jedoch schließt weder Böses noch Pestilenz in sich.” Die Unterscheidungslinie ist die, daß die Christliche Wissenschaft nur das als wirklich betrachtet, was den Stempel der Unvergänglichkeit trägt. Die Frage darf wohl aufgeworfen werden: Kann im strengsten Sinne des Wortes etwas, was vergänglich ist, wirklich sein — Anspruch auf Wirklichkeit, auf Wahrheit, auf Substanz machen? Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 349): „In der Christlichen Wissenschaft versteht man unter Substanz Geist, während die Gegner der Christlichen Wissenschaft glauben, Substanz sei Materie. Sie halten die Materie für etwas, ja für nahezu das einzige, und die Dinge, welche den Geist betreffen, für nahezu nichts oder für wenigstens der täglichen Erfahrung sehr fernliegend. Die Christliche Wissenschaft vertritt gerade die entgegengesetzte Ansicht.” Mrs. Eddy spricht natürlich in ihrem Buche von diesem Standpunkte aus, und man muß sie auch in ihrem Sinne zu verstehen suchen. Der Apostel Paulus sagt in Ebräer 11, 3, daß nicht aus sichtbaren Dingen die Dinge, die man sieht, entstanden sind. Das Neue Testament gibt uns ganz positive Stellen, daß Geist die einzige Wirklichkeit ist.
Mrs. Eddy starb nicht am Krebs. Sie entschlief im neunzigsten Lebensjahre nach einem kurzen Unwohlsein. Ihr Verstand war klar bis zum letzten Augenblick. Zwei Tage vorher stand sie noch einigen Geschäften vor mit einem Beamten Der Mutter-Kirche und machte noch ihre Nachmittagsausfahrt. (Nach der „Daily Mail“, 5. Dezember 1910.)
Daß „der Hungernde abgespeist wird mit der billigen Phrase, daß seine Leiden Einbildungen seien”, stimmt nicht mit der Christlichen Wissenschaft überein. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 367): „Ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype, entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, welche lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht.” B. O. Flower schreibt („Die Christliche Wissenschaft als eine Religion und eine heilende Kraft”): „Die Christliche Wissenschaft ist mit ihrer Botschaft gekommen und hat mit geistiger Lebenskraft in die Geschicke unsres Landes eingegriffen zu einer Zeit, als ein schädlicher, bequemer Materialismus wie ein schleichendes Fieber die Politik, den Handel, das erzieherische und religiöse Leben der Nation beherrschte. Ihr Ruf richtet sich in erster Linie an die geistige Seite des Lebens, aber sie verbindet, wie dies bei der ursprünglichen Darlegung des Evangeliums der Fall war, mit ihrem Ruf das Geschenk der Erlösung des kranken Körpers und des durch Furcht gefesselten, verzweifelten Gemüts. Indem sie den Kranken und Unglücklichen hilft, lenkt sie den Blick von den Sinnesbegriffen ab und zum ethischen Idealismus hin. Sie hat die Menschheit in wirksamer Weise für die sozialen Ideale empfänglich gemacht, die von Jesus so unablässig verkündet wurden, und ihre philosophischen Begriffe reflektieren nicht nur den Idealismus der Evangelisten und des Paulus, sondern stimmen auch genau mit vielen Gedanken Platos und der größten deutschen Transzendental-Philosophen überein.”