Die Christliche Wissenschaft verlangt unaufhörlichen Fortschritt von uns. Über diese Erklärung wundern sich manche, weil sie denken, man habe es nicht nötig vorzudringen, da ja Gottes Werk vollkommen und vollendet sei. Nun gibt es aber wenige oder gar keine Menschen, die bereits den Zustand erreicht haben, welchen der Psalmist als den Zustand des Zufriedenseins bezeichnet. Daher die Notwendigkeit des Fortschritts. Wir sind in dem Maße mit der Güte Gottes zufrieden, wie wir klarere Lichtblicke von ihr erhalten; doch ist dies etwas ganz andres als ein Zufriedensein mit eignen Errungenschaften. Diese Wahrheit erkennen die Sterblichen zu Zeiten großer Ungewißheit in betreff der Zukunft oder gar der Gegenwart. Daher sagt der Prediger Salomo: „Du weißt nicht, was heute sich begeben mag.” Man hat diesen Ausspruch vielfach als Ankündigung eines bevorstehenden Unglücks betrachtet, obschon uns sogar in den Klagliedern versichert wird, daß die Güte und Barmherzigkeit Gottes „alle Morgen neu” ist.
Die Entfaltung der geistigen Sinne durch das Verständnis, welches uns die Christliche Wissenschaft bringt, hat für die Schüler der Lehren Mrs. Eddys eine hohe Bedeutung, sollte aber von ihnen in noch weit höherem Maße gewürdigt werden. Sie läßt uns täglich neue Segnungen erkennen, ja „einen neuen Himmel und eine neue Erde.” Unsre verehrte Führerin sagt in bezug auf ihr eignes Emporsteigen aus den alten Zuständen der materiellen Annahme: „Die göttliche Hand führte mich in eine neue Welt des Lichts und des Lebens, in ein neues Weltall — für Gott alt, aber für Seine ‚Kleinen‘ neu. Es wurde mir klar, daß nur das göttliche Gemüt unterweisen kann und als das Leben oder Prinzip allen Seins anzuerkennen ist; daß man in das Wesen Gottes eindringen muß, wenn man Frieden haben will” („Retrospection and Introspection“, S. 27).
Hierauf folgt naturgemäß, daß, wenn wir das Wesen Gottes erkennen, alle Tage neue herrliche Entdeckungen im Reich des unendlichen Gemüts unsrer harren, Dinge, von denen wir nicht einmal geträumt haben, als das Denken im öden Reich der sterblichen Vorstellungen gefangen lag. Jetzt können wir freudigen Herzens sagen: Du weißt nicht, wie viel Gutes sich heute begeben mag, welch neue Segnungen der neue Tag bringen wird, wie viele Wolken und Schatten vor dem klaren Sonnenschein der Wahrheit schwinden werden. Es ist unsre Aufgabe, zu erkennen, daß Gott alles Gute, ja des Menschen unveräußerliches Erbe für uns bereit hält, und daß wir es nur entgegenzunehmen haben.
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