Im Jahre 1910 hörte ich durch eine mir bekannte Dame von der Christlichen Wissenschaft und wohnte einer Mittwochabend-Versammlung bei, doch verstand ich wenig davon. Im nächstfolgenden Jahre bekam ich Ende Februar eine Entzündung am linken Auge. Da ich seit dreißig Jahren, nachdem wir durch die Allopathie sehr trübe Erfahrungen gemacht hatten, mein Vertrauen ganz auf die Naturheilmethode gesetzt hatte, so wandte ich sofort diese Heilweise an, die mir sonst stets Hilfe brachte. Dieses Mal aber ließ sie mich im Stich. Als eine Woche verstrichen war, die Entzündung stärker wurde und die Schmerzen immer mehr zunahmen, ließ ich mein Auge von einem erfahrenen, tüchtigen Arzt der Naturheilkunde untersuchen. Die verordneten Kuren mußten, da das Übel immer mehr überhand nahm, öfters geändert werden. Ich befolgte alles gewissenhaft, doch wurde mein Auge schlimmer. Nun gebrauchte ich allerhand Hausmittel. Ich litt Tag und Nacht, und die furchtbaren Schmerzen ließen mir wenig Ruhe. Die, welche mein Auge sahen, glaubten, es sei rettungslos verloren, ich würde darauf erblinden.
So waren über sechs Wochen dahingegangen. Nun ließ ich mich von einem der ersten Augenärzte Berlins untersuchen. Er stellte dieselbe Diagnose und riet zu einer sofortigen Operation, denn nur dadurch, sagte er, könne mir geholfen werden.
In ganz verzweifeltem Zustand rang ich, zu Hause angekommen, die Hände und rief aus tiefstem Herzensgründe Gott um Hilfe an. Da, auf einmal kamen mir die beiden Worte ins Gedächtnis „Christian Science”! Ich schrieb sofort an die Dame, die mich zuerst auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht hatte, ob sie wohl glaube, daß mir dadurch geholfen werden könne. Sie kam zu meiner großen Freude andern Tags selbst zu mir und sagte voller Zuversicht und Vertrauen auf Gott: „Sie brauchen keinen Augenblick zu zweifeln, Ihr Auge wird gesund”, und nannte mir den Namen einer ausübenden Vertreterin. Ich fuhr zu dieser Dame, und sie nahm sich meiner in liebevollster Weise an und gab sich viel Mühe, mir die Wahrheit verständlich zu machen, wofür ich sehr dankbar bin. Sie fragte mich, warum ich mein Auge verbunden hätte. Ich antwortete, ich könne es nicht anders aushalten. Sie meinte daraufhin: „Wenn Sie sich vergegenwärtigen, daß Gott das Licht ist, wird’s Ihnen nicht schaden.” Zögernd löste ich meine Binde vom Auge. Die Sonne schien grell ins Zimmer — aber ich konnte aufblicken, wie mit meinem gesunden Auge! Als ich nach Hause zurückkehrte, sah mein vorher entzündetes Auge schon bedeutend besser aus. Ich sage nicht zuviel, wenn ich diesen Tag als den glücklichsten meines Lebens bezeichne. Die völlige Heilung erfolgte nach einigen Wochen. Wie unsagbar dankbar ich Gott für diese wunderbare Heilung bin, kann ich in Worten nicht ausdrücken.
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