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„Die Pforte ist enge”

Aus der Mai 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wäre der herrschende Begriff von Gott und vom Menschen vor dem Kommen Jesu richtig gewesen, und hätte unser Meister in Übereinstimmung mit diesem Begriff gelehrt, so würden ihm keine Hindernisse entgegengetreten sein und er wäre nicht verfolgt und gekreuzigt worden. Seine Lehren wichen jedoch sehr von denen ab, die zur Zeit seines Amtsantritts Geltung hatten, weshalb die Schriftgelehrten und Pharisäer aufgebracht waren und ihn zu stürzen und sein Werk zu unterdrücken suchten. Mit demselben falschen Eifer, der Saul von Tarsus einstmals erfüllte, hat die festverschanzte Schulgelehrsamkeit in unsern Tagen die Christliche Wissenschaft und ihre Entdeckerin und Gründerin beharrlich falsch dargestellt und verfolgt. Wenn diese gelehrten Kritiker, ähnlich den Eiferern des Altertums, die Heilungen von Sünde und Krankheit verwerfen, durch welche die Christliche Wissenschaft sich längst als das wiedereingesetzte Urchristentum erwiesen hat, so gelten auch ihnen die Worte: „Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstocket, daß sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen vernehmen und sich bekehren und ich ihnen hülfe.”

Vom Standpunkte des Gelegenheitsmenschen aus wäre es für Mrs. Eddy zweckmäßiger gewesen, wenn sie ihre Darlegung der Christlichen Wissenschaft den festeingewurzelten Ansichten derer angepaßt hätte, die dieser Botschaft voraussichtlich Widerstand entgegensetzen würden. Daß diese Versuchung vorhanden war und daß Mrs. Eddy sie entschieden abwies, geht aus folgenden Worten aus Wissenschaft und Gesundheit hervor (S. x): „Die Verfasserin hat mit dem Gewissen keinen Kompromiß geschlossen, um sich der allgemeinen Gedankenrichtung anzupassen, sondern hat unumwunden und ehrlich das Wort der Wahrheit dargeboten.” Auch rechtfertigte sie ihren Glauben durch Werke, die nicht bestritten werden konnten. Sie stand allein auf der Seite der absoluten Wahrheit, verkündete aber ihre Botschaft ohne Furcht oder Gunst und überließ das Ergebnis dem himmlischen Vater.

Jeder Christliche Wissenschafter ist der Versuchung ausgesetzt, mit dem Vorurteil einen Vergleich einzugehen — mit andern Worten, seine Darlegung der Christlichen Wissenschaft zu überzuckern, um sie seinen Freunden mundgerecht zu machen. Man muß jedoch dieser Versuchung widerstehen, wenn anders Mrs. Eddys Lebenswerk der Welt vollen Gewinn bringen soll. Es gibt keine andre Verfahrungsart, ein Verständnis von dieser Lehre zu erlangen, als individuelles Studium und individuelle Wahrheitsbeweise. Die Christliche Wissenschaft ist eine exakte Wissenschaft und als solche muß man sie exakt darlegen; andernfalls verflüssigt und fälscht man sie. Würde jemand mir dem Namen nach Christlicher Wissenschafter werden und dann die Lehren der Christlichen Wissenschaft mit Irrtum vermischen, so brächte dies der Sache, für die unsre Führerin so selbstlos gearbeitet hat, sicherlich keinen Gewinn. Solche Wissenschafter würden unsern Kirchen nur ein Wachstum an Mitgliederzahl bringen, und ein solches Wachstum, wenn es auf Kosten des klaren Verständnisses stattfindet, ist gewiß schädlich. Mrs. Eddy erklärt: „Nur wenn man sich absolut auf die Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden.” Es ist also klar, daß ein Vergleich mit der Materie oder mit einem materiellen Begriff von Gott und vom Menschen die Errettung der Menschheit durch die Christliche Wissenschaft nur hindern würde.

Es gibt in der Christlichen Wissenschaft nur einen Weg, und der ist eng und schmal. Er führt, wie der Weg, von dem der Meister spricht, „zum Leben ...; und wenig ist ihrer, die ihn finden”. Und warum finden ihn so wenige? Weil Gehorsam, Gesinnungstreue, Opferwilligkeit, Selbstverleugnung nötig ist — Liebe, die Gott als über alles erhaben anerkennt und die dem Nächsten, ja selbst dem, der feindselig zu sein scheint, dieselben Rechte einräumt, die man selber beansprucht. Dies ist das Evangelium, das Jesus lehrte und das er seinen Nachfolgern zu lehren auftrug; und wer ein aufrichtiger Jünger ist, kann kein andres verkünden.

Diejenigen, die die Christliche Wissenschaft verwerfen, nachdem ihre Wahrheit seit fast einem halben Jahrhundert praktisch bewiesen worden ist, sind wirklich zu bedauern. Ihr Vorurteil macht sie blind für die höheren Freuden — für den Himmel, der im Herzen der Menschen ist. Es hat in den letzten Jahrzehnten viele gegeben, die anfangs nicht zugeben wollten, daß durch die Christliche Wissenschaft Kranke geheilt und Sünder zur Reue geführt werden, die aber zuletzt dadurch, daß eines ihrer Lieben durch die Macht der Wahrheit geradezu dem Nachen des Todes entrissen wurde, ihre Zweifel dahinschwinden sahen. Wir leben immer noch in einer Zeit, in der man eine Tatsache in Abrede stellt, weil die Einräumung derselben gleichbedeutend wäre mit dem Zugeständnis, daß man sich geirrt hat. Wer es wird darin immer besser. Den Christlichen Wissenschaftern liegt es ob, diese Zeit des Leugnens zum Abschluß zu bringen. Wir wollen immer treuer an der Sache arbeiten, zu der wir uns bekennen, uns immer mehr von allem lossagen, was uns hinderlich ist; dann werden wir die Welt für Christus gewinnen können. „Die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal”; wer aber diesen Weg bis ans Ende verfolgt, wird unaussprechliche Segnungen erlangen.

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