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„Meinen Frieden gebe ich euch”

Aus der Mai 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Inmitten des gegenwärtigen Konfliktes, wie die Welt ihn nie zuvor gesehen hat, und bei dem lauten Waffengeklirr, das alle Stimmen zu übertönen droht, ja selbst den Engelgesang zu Bethlehem, muß man an die scheinbar widersprechenden Äußerungen des Meisters über den Frieden denken. Zu der größeren Jüngerschar sagte er: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.” Und doch äußerte er in seinem letzten vertraulichen Gespräch mit den Zwölfen die trostreichen Worte: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe Ich euch, wie die Welt gibt.”

Daß Jesus zuerst „den Frieden” sagte und dann „meinen Frieden”, geschah offenbar mit Absicht und hat eine tiefe Bedeutung. Die Christliche Wissenschaft erbringt den klaren Beweis, daß der Friede Gottes nicht ein Zustand des Zufriedenseins mit der Materialität bedeutet. Er stellt nicht die Folge oder die Frucht wünschenswerter irdischer Zustände dar, sondern ist selber ursächlich, über irdische Zustände erhaben, weil er eine bewußte Übereinstimmung mit dem geistigen Gesetz bedeutet. Mitten in dem Frieden des Sinnenschlafs, in welchen die Menschen so leicht verfallen, ertönt der Ruf der Wahrheit: „Wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.” Bei dem Meister war das Christus-Bewußtsein fortdauernd, und der diesem Bewußtsein innewohnende Friede befähigte ihn, gegenüber den Angriffen des pharisäischen Vorurteils und Hasses sich vollkommen im Gleichgewicht zu erhalten. Der Tumult und das Leiden in den Reihen der Kämpfer war ihm nicht unbekannt, und er ward versucht „allenthalben gleichwie wir”; dennoch aber gewährte er nie der Furcht und Sorge Einlaß. Er durfte daher wohl sagen: „Nicht gebe Ich euch, wie die Welt gibt.” Sein Friede war nicht der Friede dieser Welt; es war der Friede der geistigen Erkenntnis.

Als Jesus seine Jünger aussandte, trug er ihnen das lebendige, einschneidende, unbeugsame Wort der Wahrheit auf, welches durch seine Wirkung die Richtigkeit des Ausspruchs beweist: „Die Gottlosen haben nicht Frieden.” Für Gesetzlosigkeit ist das göttliche Gesetz in der Tat ein zweischneidiges Schwert; denen aber, die dieses Schwert führen, gilt die Verheißung: „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage.” Mit diesen Worten offenbarte der Prophet acht Jahrhunderte vor der Geburt Jesu das Geheimnis der praktischen Christlichen Wissenschaft. Der ersehnte Friede der sterblichen Gesinnung ist ein Zustand der Unempfänglichkeit für geistige Dinge. Mrs. Eddy sagt hierüber: „Die Sterblichen werden zum Verlangen nach sterblichen Genüssen erzogen und zu trügerischem Frieden geschult.” Und sie fügt hinzu, dies sei „die große, die einzige Gefahr auf dem Pfad, der aufwärts führt” („Miscellaneous Writings“, S. 9). Die Leiden der menschlichen Erfahrung, ja sogar die des gegenwärtigen Krieges, werden zum Fortschritt beitragen, wenn die Menschheit sich bewußt wird, daß die Zivilisation nicht höher steigen und der Weltfriede nicht zur Verwirklichung kommen kann, solange die internationale Diplomatie den Charakter der schlauen Selbstsucht trägt und die Rechte andrer mißachtet. Wenn Völker erst offen und gerecht gegen einander handeln, wird ihnen das ebenso zum Segen gereichen wie einzelnen Menschen. Mittlerweile müssen Völker wie Menschen erkennen lernen (und sei es auch durch große Trübsal), daß Friede unmöglich ist, wo Ungerechtigkeit herrscht.

Die Welt verspricht Frieden unter der Bedingung, daß man kirchliche Lehrbehauptungen nicht in Frage stelle, das Monopol unangetastet lasse, der Herrschaft des Stärkeren sich nicht widersetze, Korruption nicht aufdecke, Sünde nicht rüge — mit einem Wort, unter der Bedingung, daß Recht und Gerechtigkeit mißachtet werde. Christus bietet uns Frieden an unter der einzigen Bedingung, daß man sich dem göttlichen Gesetz anpasse, mit der Wahrheit eins werde. Wer dies tut, kann sich, wie die Propheten und Apostel, über widrige Umstände erheben. Der Diener ist nicht größer denn sein Meister. Auf dieser Daseinsstufe werden wir nicht der Arbeit enthoben, dürfen wir nicht unsern menschlichen Regungen folgen, sind wir nicht frei von Verfolgungen; aber, was auch immer unsre Umstände seil, mögen, wir können den Frieden des Meisters erlangen — jenen bestimmten Glauben, jene unerschütterliche Seelenruhe, jene unversiegbare Freudigkeit, welche das gewisse Erbe derer ist, die „die Wahrheit erkennen”. Diese Eigenschaften machen uns für unsre Mitmenschen zu einem Quell des Trostes und der Kraft.

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