Die Christlichen Wissenschafter haben zu ihrer Belehrung die Heilige Schrift, die Werke Mrs. Eddys, welche die Lehren der Heiligen Schrift beleuchten, und das Kirchenhandbuch, dessen Regeln und Satzungen ihnen in der Anwendung des Gelernten behilflich sind. Die Bibel, wie sie durch die Christliche Wissenschaft ausgelegt wird, lehrt den Menschen, als Einzelwesen ein christliches Leben zu führen, während das Handbuch der Kirche der Christlichen Wissenschaft ihm dazu verhilft, in christlicher Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen zu leben. Zweck der Bibel und des christlich-wissenschaftlichen Textbuches ist die Berichtigung der individuellen Denkweise, während das Kirchenhandbuch das harmonische Zusammenarbeiten von Menschengruppen sowie aller Teile der christlich-wissenschaftlichen Kircheneinrichtung bewirken soll. Deshalb sind die Bibel, Wissenschaft und Gesundheit und das Kirchenhandbuch, jedes an seinem Platz, von gleich großer Wichtigkeit. Das Kirchenhandbuch steht in direkter Beziehung zu den beiden andern Büchern, indem es uns zeigt, wie wir ihre Lehren in allen unsern Beziehungen zu unsern Mitmenschen anwenden können. Dadurch, daß es die bestmögliche Form der Kirchenbildung herbeiführen hilft, schützt und belebt es von neuem die christliche Brüderschaft. Daher können wir es ebensowenig entbehren wie die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft.
Mrs. Eddy schrieb einmal von der Bibel: „Die Christlichen Wissenschafter sind Menschenfischer. Die Bibel ist unser sturmgepeitschter Fels, der den Fischersleuten den Kurs zeigt und dem Sturm Trotz bietet. Sie fesselt die Aufmerksamkeit aller Menschen und bereichert ihr Leben” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 295). Jeder Christliche Wissenschafter weiß, in welcher Beziehung das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft zu seiner Wiedergeburt steht — wie es die Worte der Propheten, der Apostel und des Meisters verständlich macht; wie es das christliche Heilen in den heutigen menschlichen Erfahrungskreis bringt. Vom Kirchenhandbuch sagte Mrs. Eddy einst: „Über eins bin ich gewiß, nämlich, daß jede Regel und Satzung in diesem Handbuch die Geistigkeit dessen fördern wird, der ihr gehorcht, daß es seine Fähigkeit beleben wird, die Kranken zu heilen, die Trauernden zu trösten und die Sünder zu erwecken” (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 230). In Übereinstimmung mit den Verordnungen des Kirchenhandbuchs haben wir die Sonntagsgottesdienste, die Mittwochabend-Versammlungen, den monatlichen, wöchentlichen und täglichen Lesestoff, den Lektorenausschuß, die christlich-wissenschaftlichen Lesezimmer, die Veröffentlichungs-Komitees, den Amtswechsel in den Kirchen usw., während seinen Bestimmungen gemäß auf der ganzen Welt Schüler unterrichtet und Kranke geheilt werden. Groß ist in der Tat die Um wandlung, die durch den guten Einfluß dieser Bewegung hervorgerufen wird. Und zeugt nicht die äußere, sichtbare Wirksamkeit von der inneren, geistigen Erkenntnis, die durch Gesetz, Ordnung und wahre Zusammengehörigkeit gefördert wird?
Es ist für den Christlichen Wissenschafter gegenwärtig am besten, daß es ihm nicht gestattet ist, getrennt von andern zu leben und zu wirken. Als Mitglied unsrer Kirche lernt er manches, was er sonst nicht lernen würde, weil er über die selbstsüchtige Betrachtung seiner persönlichen Probleme emporgehoben wird und eine unpersönliche Sache selbstlos unterstützen lernt. Unsre Kirchen bieten einem jeden reiche Gelegenheit, seinen eignen Willen, seine eignen Ansichten und seine eigne Bequemlichkeit dem Wohl des Ganzen zu opfern — eine Gelegenheit, die sich ihm weder in seinem Heim noch irgendwo anders auf dem Gebiet der menschlichen Tätigkeit bietet. Und während der Zweck der Kirchenbildung zur Entfaltung kommt, wird der Christliche Wissenschafter durch den angenehmen Umgang mit andern und durch ihr gutes Beispiel zu höherem Vertrauen auf das Gute angeregt.
Da nun die Bestimmungen des Kirchenhandbuchs zur Aufrechterhaltung und zum Wachstum der Sache der Christlichen Wissenschaft so notwendig sind, so sollte es die Aufgabe jedes Christlichen Wissenschafters sein, sich mit diesen Bestimmungen vertraut zu machen und sie zu befolgen. Unaufhörliche Treue gegen die im ersten Abschnitt des achten Artikels enthaltene Regel, daß „weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung” die Beweggründe oder Handlungen eines Christlichen Wissenschafters regieren sollten, gegen die Warnung im gleichen Abschnitt vor „Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, irrigem Beeinflussen oder Beeinflußtwerden,” oder gegen die Ermahnung, duldsam zu sein gegenüber den religiösen, medizinischen oder juristischen Ansichten andrer und nicht gegen die goldene Regel zu handeln — diese Treue wird dazu beitragen, das menschliche Wesen umzugestalten, bis die Zeit kommt, da solche Ermahnungen zu christlichem Verhalten nicht mehr nötig sein werden. Eines ist sicher: wer die Satzung befolgt, die auf Jesu Ermahnung hinweist, einem Mitbruder seinen Fehler unter vier Augen vorzuhalten, ehe er andern gegenüber davon spricht, beweist einen Gehorsam, der ihn in Wort und Tat zum Christlichen Wissenschafter macht.
Da die Kirchenbildung eine solch wichtige Sache ist, so ist auch ihre Beschützung von großer Wichtigkeit. Es kommt vor, daß ein Christlicher Wissenschafter, der gewiß nicht ohne weiteres zur Treulosigkeit gegen die Bibel, das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft oder dessen Autorin verleitet werden könnte, durch allerlei Einflüsterungen gegen die Kirche teilnahmlos wird. Gleichgültigkeit, Ziellosigkeit, eine Kritik, die niederreißt anstatt aufzubauen — das sind die Symptome, welche erkennen lassen, daß man solchen Einflüssen ausgesetzt ist. Um dies zu verhüten, muß jedes Mitglied wohlwollende und liebevolle Gedanken gegen alle Kirchenarbeit hegen. Wir müssen insgesamt bestrebt sein, den Versammlungen regelmäßig beizuwohnen, für jedes gemeinsame Werk hilfreiches Interesse an den Tag zu legen, obschon dies nicht heißen soll, daß man sich an jedem Kirchenunternehmen persönlich beteiligen muß; denn das ruhigste und am, wenigsten auffallende Kirchenmitglied dient der Kirche manchmal am besten. Wohl aber soll gesagt sein, daß wir unsre Liebe zu unsrer Kirche streng bewachen müssen, wie mangelhaft ihre Einrichtung auch vorderhand sein möge, damit wir ihre Entwicklung zu größerem Schmuck und zu größerer Nützlichkeit nicht aufhalten.
Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche beweist, daß wir die Heilige Schrift und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft zu schätzen glauben, uns aber weigern, die Vorschriften anzuerkennen, die uns ihre Lehren durch das Kirchenhandbuch auferlegen. Sich der Gemeinde anzuschließen und innerhalb derselben an seinem Ort zu bleiben, bedeutet nicht selten das Aufgeben von Bequemlichkeit und das Überwinden des Eigenwillens; aber es bringt zugleich Schutz, Sicherheit und das Anrecht auf Frieden. Solange also die Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung die Kirchenbildung für unerläßlich hält, um die Stellung der Christlichen Wissenschaft zu festigen, braucht sich kein Schüler einzubilden, er sei der Notwendigkeit entwachsen, einer Gemeinde anzugehören. Der Christliche Wissenschafter ist ein Bannerträger in der Kirche Christi, der Scientisten, und derjenige, der pflichtgetreu und liebevoll auf seinem Posten verharrt, dient Gott, der ganzen Menschheit und sich selbst am besten.
Vom Kirchenhandbuch kann in der Tat gesagt werden, daß das Leben Mrs. Eddys die Inspiration zu diesem Werke ist. Alles, was von den Christlichen Wissenschaftern verlangt wird, um ihre Sache über alles persönliche Interesse zu erheben, hat Mrs. Eddy schon vor ihnen getan. Hätte sie nur ihr eignes Wohl im Auge gehabt, so wäre sie versucht gewesen, ihre Gotteserkenntnis bloß zur Ausarbeitung ihres eignen Seelenheils anzuwenden. Aber nicht also. Sie arbeitete über vierzig Jahre lang, um die Welt an ihrem Reichtum teilnehmen zu lassen; sie gründete die Kirche mit ihren Unterrichtszweigen und sorgte für den Schutz ihrer wachsenden Wirksamkeit. Sie verzichtete auf Behaglichkeit und arbeitete unablässig an dieser großen Sache, damit auch wir die Christus-Heilung für unsre Sünden und Schmerzen finden möchten. Gesegnet ist der Christliche Wissenschafter, der sich mit ihr zu diesem gemeinsamen Zweck vereinigen kann, bis noch viele andre Heilung gefunden haben — bis die Kirche Christi, der Scientisten, freudig und siegreich dasteht und das Wohlwollen der ganzen Menschheit genießt.
