Jesus sprach während der ganzen Zeit seines Wirkens auf Erden von dem Reich Gottes als etwas Tatsächlichem, und er hob fortwährend die Möglichkeit der Verwirklichung dieses Reiches in menschlichen Angelegenheiten hervor. Zu den Pharisäern sagte er: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hie! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.” Nachdem er die Zwölfe mit „Gewalt und Macht” ausgerüstet hatte, sandte er sie aus, „zu predigen das Reich Gottes und zu heilen die Kranken.” Zu eben diesen Jüngern sagte er ein andermal: „Wer das Reich Gottes nicht empfähet als ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen.” Paulus schreibt in seiner Epistel an die Römer: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste.” Durch Predigten in diesem Sinne, durch Predigten mit „mitfolgenden Zeichen” bekamen die ersten Christen ihre Anregung.
Mrs. Eddy hat das Reich Gottes wie folgt bestimmt: „Die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in welcher Seele allerhaben ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 590). Auf Seite 281 des gleichen Buches schreibt sie: „Wenn wir den falschen Begriff für den wahren ablegen und sehen, daß Sünde und Sterblichkeit weder Prinzip noch Dauer haben, dann werden wir verstehen lernen, daß Sünde und Sterblichkeit keinen tatsächlichen Ursprung und kein rechtmäßiges Dasein haben.” Hieraus ergibt sich, daß in der Christlichen Wissenschaft das Reich Gottes kein Ort ist, dessen Lage man geographisch oder in sterblicher, sinnlicher Weise bestimmen kann, sondern ein Zustand der geistigen Erkenntnis, welcher die Wirklichkeit aller Dinge umfaßt und den Menschen als das Bildnis und Gleichnis Gottes offenbart, als den geliebten Sohn, der bei dem Vater in Gerechtigkeit und Frieden wohnt, geleitet und regiert von dem Sinn Christi Jesu.
Wenn wir aufrichtig beten: „Dein Reich komme. Deine Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden,” in dem Sinne, wie Mrs. Eddy diese Worte ausgelegt hat, nämlich: „Dein Reich ist gekommen; du bist immer gegenwärtig. Befähige uns zu wissen, daß Gott — wie im Himmel, also auch auf Erden — allmächtig, allerhaben ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 16)— wenn wir aufrichtig also beten, werden wir uns bewußt, daß das Reich Gottes in der Tat nicht weit entfernt ist, ja wir finden es in dem Maße inwendig in uns, wie wir unsre Gedanken, Wünsche und Handlungen den Worten unsres Gebetes anpassen. Durch dieses Gebet der Bekräftigung, mit Verständnis und Aufrichtigkeit dargebracht, legen wir den falschen Sinn ab und eignen uns den wahren an, und durch unsre Demonstration der Wahrheit, „daß Sünde und Sterblichkeit keinen tatsächlichen Ursprung und kein rechtmäßiges Dasein haben,” erheben wir uns in „das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts,” wo Gott allerhaben ist und wo der Mensch Frieden hat, weil er als das erkannt wird, was er tatsächlich ist, nämlich das Bild und Gleichnis Gottes, das nicht von sterblichen, endlichen Leidenschaften und Gelüsten beherrscht wird, sondern den Willen des Vaters tut, weil er diesen Willen als die einzige Macht und das Reich Gottes als das einzige Reich anerkennt.
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