Bericht Erster Kirche Christi, der Scientisten, Hamburg, Deutschland.— Im Mai des Jahres 1913 schlossen sich einige Anhänger der Christlichen Wissenschaft aus Hamburg, Wandsbeck und Altona in dem einen Geist zusammen und hielten ihren ersten Gottesdienst ab. Anwesend waren im deutschen Gottesdienst sechzehn Personen und im englischen vier Personen. Liebe zu Gott, der uns aufs neue als Wahrheit offenbart worden ist, und Dankbarkeit für empfangene Heilungen und Segnungen hatten das dringende Verlangen nach einer Betätigung in vollem Gehorsam gegen die Verordnungen unsrer verehrten Führerin, Mary Baker Eddy, und im engsten Anschluß an Die Mutter-Kirche in ihnen wachgerufen. In einer Vertreterin, die ihren Wohnsitz nach Hamburg verlegte, wurde ihnen der erwünschte Stütz- und Mittelpunkt gesandt.
Im Herbst desselben Jahres hatte sich der Kreis der Anhänger schon beträchtlich erweitert, so daß zu dem einen Raum, in welchem bis dahin die Gottesdienste und Mittwochabend-Versammlungen abgehalten worden waren, noch ein zweiter und dritter Raum hinzugenommen werden mußte. Als auch diese Räume nicht mehr genügten, wurde ein passender Saal im Curiohause, Rothenbaumchaussee 15, mit Gottes sichtlichem Beistand gefunden. Am 7. September 1913 wurde dort der erste Gottesdienst abgehalten. Der Saal faßt 200 Besucher, hat eine gute Akustik und bietet den Anhängern eine würdige Stätte für ihre Zusammenkünfte.
Am Montag den 15. September 1913 fand Wandsbecker Chaussee 46 eine Versammlung derjenigen Scientisten statt, die den ernstlichen Wunsch hegten, bei einer Organisation als Mitglieder aufgenommen zu werden, Ämter zu übernehmen und die Bewegung und die Kirche in jeder Weise unter allen Umständen unterstützen und vertreten zu wollen. Zehn Personen waren anwesend. Das Lesezimmer wurde eröffnet. Im Oktober 1914 wurde eine festangestellte Bibliothekarin ernannt, und damit setzte die planmäßige Führung der Lesezimmerangelegenheiten ein. Durchschnittlich wird das Lesezimmer monatlich von zirka achtzig Personen besucht. Immer klarer erkannten alle Anhänger die Wohltat und Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung, immer häufiger sammelten sie sich in der Stille dieser Friedensoase zu innerer Ruhe und Arbeit.
Schwer genug machte der inzwischen ausgebrochene Weltkrieg es den geängsteten Gemütern, festzuhalten an der geistigen Wirklichkeit, sich nicht hineinziehen zu lassen in den Tumult von Leidenschaften und Irrungen, die die Welt durchtoben. Fast alle mußten liebe Nahstehende hinausziehen sehen in Kampf und Gefahr, und da war es gerade die Aufgabe der Zurückbleibenden, unbeirrt die Streiter draußen beschirmt zu wissen von der göttlichen Liebe, die ihnen Kraft und zielbewußtes Festhalten an der erkannten Wahrheit ermöglichte, die ihnen gebot, unpersönlich zu arbeiten, sich zu klammern an die Versorgung aus göttlichem Überfluß unter allen Umständen, aller menschlichen Grausamkeit zum Trotz.
Und wie viele herrliche Zeugnisse sprachen an den Mittwochabenden von den Früchten dieser Arbeit, und wie viel Opferfreudigkeit sprach aus den Erträgen zur Linderung der Kriegsnot, vor allem aus den ins Feld geschickten Liebesgaben, mit denen viele Tausende von christlich-wissenschaftlichen Schriften, Broschüren und Psalmen hinausgesandt wurden.
Am 9. November 1914 fand in einer außerordentlichen Versammlung die feierliche Organisation der Kirche statt. Am Vorabend des Geburtstages des großen deutschen Reformators Martin Luther „dämmerte der Stern einer neugeborenen Idee über diesem Felde.” Dieser bedeutsame Schritt brachte neues Ringen und neue Verantwortlichkeiten mit sich, aber damit auch reicheren Segen und einen größeren Anteil an dem großen Erlösungswerk, das die Menschen befreien wird — endgültig und sicher befreien wird — von der Annahme einer Macht des Bösen. „Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.”
Im Mai 1915, nach zweijährigem Zusammenschluß, hatten wir die große Freude, zum erstenmal als anerkannte Zweig-Kirche Der Mutter-Kirche in Boston im Christian Science Journal und Herold verzeichnet zu sein. Die Kirche wurde mit vierundzwanzig Mitgliedern organisiert, und diese Zahl hat seitdem bedeutend zugenommen.
Die Leseräume sind erweitert worden und gehen ihrem selbständigen Bestehen entgegen. Es ist ihnen im November 1915 eine Leihbibliothek angegliedert worden, aus uns gütigst von dem Verwaltungsrat für die testamentarische Verfügung Mary Baker Eddys gestifteten Büchern bestehend. Auch diese Einrichtung erweitert den Kreis der Wahrheitssucher und verpflichtet uns, wie alle uns von drüben entgegengebrachten Liebesdienste, zu herzlichstem Dank. Die göttliche Liebe hat uns bis jetzt alle unsre herrliche Literatur ungehindert zukommen lassen.
Schwierigkeiten, die sich dem Abhalten der Gottesdienste in dieser scheinbar so schweren Zeit entgegenstellen wollten, wurden durch ernste geistige Arbeit und die erforderlichen offiziellen Schritte bei den Behörden überwunden, und die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes” wurde triumphierend kund getan.
