Niemand wird der Behauptung widersprechen, daß die Welt heute nach zweiundeinhalb Jahren den Krieg mit all seinem Haß, seiner Grausamkeit und seinen Leiden recht herzlich satt hat und sich nach dem echten Frieden sehnt. Ob wir nun binnen kurzer Zeit oder erst nach weiteren Monaten und Jahren des Ringens Frieden haben werden, kann selbst der Weiseste nicht voraussagen. Über die Art des Friedens jedoch, den die Welt nötig hat, ist man sich so ziemlich einig.
Von allen Seiten kommt die Forderung, daß am Schluß des gegenwärtigen Krieges eine Vereinbarung zwischen den Völkern stattfinde, welche Kriege künftighin unmöglich machen wird. Jede Gruppe der Kämpfenden nun behauptet zu glauben, dieses Ergebnis sei nur durch die Niederlage und völlige Erschöpfung der andern Gruppe möglich, und sie selber habe die Macht, den Sieg zu erringen. Daß es unter den kriegführenden und den neutralen Völkern solche gibt, die die beiden obigen Behauptungen in Abrede stellen, ist nicht zu verwundern, auch kann man verstehen, wie sowohl diejenigen, die glauben, der gegenwärtige Krieg müsse in einem entscheidenden Sieg enden, als auch diejenigen, die dies für unmöglich halten, der Zeit entgegen sehen, wo nicht nur das jetzige Ringen beendet, sondern der Weltfriede auf immer gesichert sein wird.
Welche menschlichen Mittel zur Lösung dieses Problems nötig sein werden, weiß bis jetzt niemand, ja es herrscht darüber eine solche Ungewißheit, daß diejenigen, die wahrhaft nach Resultaten streben, sich vom menschlichen Willen mit seiner vorgeblichen Macht ab- und der göttlichen Macht zuwenden. Wenn dieses Verhalten einen Berufungsfall nötig hätte, so wäre nur nötig, jener vor Jahrhunderten geäußerten Aufforderung zum Gehorsam gegen das göttliche Gesetz zu gedenken: „Wendet euch zu mir, alle Enden der Erde, so wird euch geholfen werden, denn ich bin Gott und sonst Keiner!” (Zürcher Bibel.) Ein auffallendes Beispiel, wie sich die Gedanken der Menschen immer mehr der einen und einzigen Macht zuwenden, haben wir in folgender Äußerung des bekannten Schriftstellers H. G. Wells in seinem Artikel in einer neulichen Ausgabe der Saturday Evening Post über die Möglichkeit eines Friedens, der allem Krieg ein Ende machen wird:
Die Hauptreligionen lehren samt und sonders die Wahrheit, daß es für alle Menschen nur einen Gott gibt, und daß Er allein der König der Welt ist. Dennoch aber machen sie sich sofort daran, Ihn zu verbergen und zu ersticken und verlieren über dem Sektentum und Nationalstolz ihre wahre Aufgabe aus dem Auge. Und doch ist Gott tatsächlich der rechtmäßige König der Welt; Er ist der Gott des Engländers wie des Franzosen, des Türken wie des Deutschen, des Hindus wie des Amerikaners. Er verlangt von allen Liebe gegen Ihn und gegen einander. Sie haben nur empor zu schauen, um Ihn zu sehen. Und bis sie emporschauen, ist diese Welt für sie um nichts besser als eine Grube voller Ratten — ein dunkler, schleimiger Ort, wo der verwünschte Abfall einer ungestümen und ziellosen Lebensweise Abscheu erregt.
Wem bis jetzt der lebendige, der wahre Begriff von Gott fehlt, der wende sich an Ihn als das einzige Mittel zur Versöhnung und Erlösung der Menschheit.
Diese merkwürdige Äußerung bringt eine große Wahrheit zum Ausdruck. Nur wenn der Friede auf der Grundlage der Vaterschaft Gottes und der Brüderschaft der Menschen geschlossen wird, ist er wirklich und dauernd. Der Welt im allgemeinen mögen diese Anschauungen phantastisch vorkommen. Dem sollte aber nicht so sein, ganz besonders im Fall des Christlichen Wissenschafters, der sich zu der Grundlehre bekennt, welche die Allmacht des Guten verkündet, nämlich: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468).
Wie lange es dauern wird, bis ein solcher Friede erreicht ist, wie viel Zeit nötig ist, bis die Vorstellungen des sterblichen Gemüts, die Vorstellungen des Hasses und der Grausamkeit vernichtet sein werden, weiß niemand. Wir dürfen aber darauf bauen, daß wahrer Friede dann möglich, ja gewiß sein wird, wenn die Menschheit Gott nicht nur als eine Tatsache, sondern als die große Tatsache des Weltalls erkannt hat. Solches wird auf Seite 340 von Wissenschaft und Gesundheit in nicht mißzuverstehender Weise dargelegt. Wir machen unsre Leser noch einmal auf diesen wichtigen Ausspruch aufmerksam. Wohl kennt ihn die Welt schon seit einer Reihe von Jahren, hat ihn aber nur erst in geringem Maße erfaßt. Immer mehr jedoch wird diese wunderbare Darlegung des dauernden Friedens verstanden — des Friedens, der dann kommt, wenn die Menschheit Gott als den höchsten Herrscher des Weltalls, als den König aller Könige anerkennt.
