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Der unfruchtbare Baum

Aus der April 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Über die Bedeutung der Geschichte vom unfruchtbaren Feigenbaum, der auf die strafenden Worte Jesu hin verdorrte, hat sich schon so mancher eifrige Bibelforscher den Kopf zerbrochen. Hier ist nun vor allem zu bedenken, daß Jesus den Irrtum in allen seinen Verkleidungen rügte. Wir lesen von einem Fall, wo er das Fieber „beschalt” (Zürcher Bibel, Lukas 4, 39) und dadurch dem Leidenden Freiheit brachte. In dem Fall vom unfruchtbaren Baum wird eine wichtige Lehre in wunderbarer Weise veranschaulicht. Ehe wir sie in Betracht ziehen, wollen wir einige Augenblicke bei dem Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum im dreizehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums verweilen.

Wir lesen da, wie der Eigentümer eines Weinbergs auf einem Feigenbaum Frucht suchte, aber keine fand, worauf er zu dem Weingärtner sagte: „Haue ihn ab! was hindert er das Land.” Jesus erzählte dieses Gleichnis am Sabbat in einer der Synagogen. Gleich darauf sah er ein Weib vor sich, die „krumm” war „und konnte nicht wohl aufsehen.” Er rief sie zu sich und bekräftigte die Wahrheit für sie; „und alsobald richtete sie sich auf und pries Gott.” Sodann lesen wir, daß der Oberste der Schule unwillig war, weil Jesus das Weib auf den Sabbattag geheilt hatte, denn er erkannte gar wohl, daß solche Heilungen die Unzulänglichkeit eines rein formellen Gottesdienstes in ein scharfes Licht stellten. Auf Seite 151 von Miscellaneous Writings sagt Mrs. Eddy: „Gott ist ein verzehrendes Feuer,” und sie fügt hinzu: „Durch das heilige Gesetz spricht Er zu den Unfruchtbaren in den Tönen des Sinai; und im Evangelium sagt Er von dem unfruchtbaren Feigenbaum: ‚Haue ihn ab‘!”

Und dies bringt uns zu der Erwägung der Begebenheit, die oft als die Verwünschung des unfruchtbaren Feigenbaums bezeichnet wird. Wenn wir die Aufzeichnung im Evangelium des Matthäus, Kapitel 21 Vers 12–22, mit derjenigen im elften Kapitel des Markus-Evangeliums vergleichen, so sehen wir, daß der Meister nach seinem glorreichen Einzug in Jerusalem in den Tempel ging und sich nach den geistigen Früchten umsah, mit welchen er den hungernden Sinn der Menschheit gespeist hatte. Aber er fand sie nicht. Deshalb trieb er die Vertreter des sterblichen Gemüts aus dem Tempel, nachdem er diesen als ein Bethaus bezeichnet hatte. Daraufhin, so wird uns im weiteren erzählt, „gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilete sie.” Alsdann verließ er die Stadt. Auf dem Rückweg am nächsten Morgen war er hungrig, und als er in der Nähe des Weges einen Feigenbaum erblickte, ging er auf denselben zu, fand aber nur Blätter. Bei dieser Gelegenheit nun fällte er über den Baum das Urteil: „Nun esse von dir niemand keine Frucht ewiglich!”

Wer mit dem Feigenbaum bekannt ist, besonders wie er im Orient wächst, weiß, daß in der richtigen Reihenfolge die Frucht sich vor den Blättern entwickelt. Als daher Jesus den Baum mit Blättern bedeckt sah, hatte er allen Grund, reife Früchte zu erwarten, obgleich es früh in der Jahreszeit war. Aber wie im Fall des Tempels zu Jerusalem, wo es nicht am Formenwesen fehlte, so waren auch hier keine Früchte zu sehen. Ohne Zweifel betrachtete Jesus diesen unfruchtbaren Feigenbaum bloß als ein Sinnbild der materialistischen Richtung in der Religion, eine Richtung, die er ernstlich getadelt hatte, als er fast zu Anfang seines Wirkens sagte, die wahren Anbeter müßten den Vater „im Geist und in der Wahrheit” anbeten. Als er somit den unfruchtbaren Feigenbaum verurteilte, verurteilte er tatsächlich alle Menschen, die nicht dem geistigen Gesetz des Wachstums gemäß Früchte hervorbringen.

Die Lehre ist unvollständig, wenn wir nicht des Meisters Worte lesen, die er am Tage nach diesem Begebnis an Petrus richtete. Dieser Jünger war es, der auf das Verdorren des Baumes aufmerksam machte, worauf Jesus direkt auf den Punkt überging, der ganz besonders zur jetzigen Zeit für uns alle so wichtig ist. „Habt Glauben an Gott,” sagte er. „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er saget, so wird’s ihm geschehen, was er saget.” Für den Christlichen Wissenschafter bedeutet dies, daß irgendeine Bekundung des Irrtums, welche den vollen Ausdruck der Harmonie zu verhindern scheint, mit der Erkenntnis, die der Meister hatte und die in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, zurückgewiesen, vernichtet werden kann. Und wenn wir dieser Erkenntnis gemäß handeln, haben wir die Zuversicht, daß jeder Berg des Irrtums vor dem göttlichen Wort verschwinden wird.

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