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Die Rechte der Frau

Aus der Juni 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Rechte der Frau sind heutzutage das Thema allgemeiner Erörterung. Es ist dies das hoffnungsvolle Zeichen eines erwachenden Gerechtigkeitsgefühls sowie einer wachsenden Anerkennung der Gleichheit der Geschlechter, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt. Der Umstand, daß sich die Frauen die ihnen bisher vorenthaltenen politischen und sozialen Rechte so schnell angeeignet haben, ist das äußere Zeichen, daß die Welt aus den unnötigen Einschränkungen des Adamtraumes aufwacht und in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes eingeht. Dieser höhere Begriff von Gerechtigkeit geht über den politischen und sozialen Standpunkt hinaus. Er durchdringt alle Verhältnisse des menschlichen Lebens und befreit nicht nur die Frau sondern auch den Mann von Beschränkungen; denn, wie der Dichter richtig sagt, „die Sache der Frau ist die Sache des Mannes: sie siegen oder fallen zusammen.”

Auf Seite 287 von Miscellaneous Writings sagt uns Mrs. Eddy, das Heim sei „die Welt der Frau,” und umgekehrt ist es ebenso wahr, daß die Welt heute mehr und mehr zum Heim der Frau wird. Daher gebührt es sich, daß sie in diesem erweiterten Heim alle die Eigenschaften zum Ausdruck bringe, die das Wort umfaßt — Liebe, Reinheit, Geduld und Uneigennützigst. Die Christliche Wissenschaft bietet allen die bestmögliche Gelegenheit, ihr Heil ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend auszuarbeiten, und die Anhänger dieser Lehre sollten auf der Hut sein, damit sie die Bestrebungen des einzelnen, diese Freiheit zu erlangen, nicht durch Engherzigkeit oder Verdacht auf falsche Beweggründe hemmen. Die alte Ansicht, die eine Frau zwang, zu heiraten und eine Familie aufzuziehen, oder andern zur Last zu fallen und der Gegenstand gemeinen Spottes zu werden, besteht glücklicherweise nicht mehr. Es gab eine Zeit, wo der einzige Beruf, welcher der Frau offen stand, der war, Mutter zu werden, und sie nahm ihn auf, mochte sie sich für denselben eignen und ihn gerne haben oder nicht.

Man beginnt einzusehen, daß die Menschen verschieden veranlagt sind, und die Christliche Wissenschaft zeigt, wie jede Frau die Arbeit finden kann, für die sie sich am besten eignet, in der sie sich am nützlichsten betätigen kann und am glücklichsten ist. Die Künstlerin, die Lehrerin, die Fabrikarbeiterin, die Musikerin, die Handelsgehilfin, die Stenographistin, die Magd, welche andern einen Haushalt führen hilft, die christlich-wissenschaftliche Praktikerin, deren richtiges Denken Reinheit und Harmonie in so manches Heim bringt — sie alle haben ein Recht auf harmonische Umgebung und liebevolle Anerkennung. Und das schönste dabei ist, daß diejenige, die zwei Zentner oder fünf Zentner hat, sich nun nicht mehr weder durch die öffentliche Meinung noch durch menschliche Einschränkungen braucht abhalten zu lassen, alle ihre Fähigkeiten zum Wohl der Menschheit und zu ihrem eignen Glück zu entwickeln.

Die Frau, die Hauspflichten zu besorgen hat, braucht sich nicht mehr darüber zu grämen, daß ihre Fähigkeiten unausgenützt bleiben. Hat sie wirklich solche, so werden sie durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft zum Ausdruck kommen. Die Pflichten des Haushalts bieten eine herrliche Gelegenheit, jene Geduld und Ausdauer zu entwickeln, ohne die kein Unternehmen erfolgreich sein kann. In dem Maße, wie die Erkenntnis einer solchen Frau wächst, wird sie einsehen, daß sie die Freuden des Heims nicht zu opfern braucht, sich viel saure Arbeit ersparen kann und dadurch Zeit zu angenehmerer Arbeit gewinnt. Andrerseits braucht die Frau, die für geschäftliche Dinge veranlagt ist, ihren Sinn für die Häuslichkeit oder irgendeine andre natürliche Neigung nicht aufzugeben. Die Einflüsterung, daß man nicht genügend Zeit oder Kraft habe, ist einer der Irrtümer, die die Wahrheit zerstört. Wenn wir erkennen, daß Gott in Wirklichkeit unsre Angelegenheiten leitet, werden wir auch einsehen, daß genug Zeit vorhanden ist zu jeder rechtmäßigen Beschäftigung.

Welcherlei Arbeit eine Frau auch verrichtet, sie hat ein Anrecht auf gerechte Bezahlung und angemessene Mußestunden. Viele denkende Menschen sind der Ansicht, daß alle Arbeit einen annähernd gleichen Lohn wert sei, und daß die besondere Belohnung für die höhere Art der Dienstleistung in dem größeren Maß des Glücks und der Befriedigung bestehen sollte, die solche Arbeit bringt. Diese Ansicht hat viel für sich, denn die tatsächlichen materiellen Bedürfnisse aller Sterblichen sind die gleichen, mögen auch die Meinungen hierüber weit auseinandergehen. Die Christlichen Wissenschafter können bessere Zustände dadurch in wirksamer Weise herbeiführen helfen, daß sie selber gerne die besten Gehälter bezahlen, weder direkt noch indirekt unnötige Arbeit verursachen, und nicht in unvernünftiger Weise in den Warenhäusern Gelegenheitskäufen nachjagen oder ähnliche Neigungen bekunden in den Beziehungen des täglichen Lebens, die nur zu oft von dieser schädlichen Gewohnheit beeinflußt werden.

„Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden,” lesen wir im Matthäus-Evangelium. Wenn Liebe und gute Taten durch uns freien Ausdruck finden, so schaffen wir zugleich die Kanäle, durch die uns das Gute zufließt. Wollen wir nicht von selbstsüchtigen Forderungen bedrängt und gequält werden, so müssen wir darauf sehen, daß wir nicht durch Unbedachtsamkeit andern Leiden oder Unbequemlichkeiten verursachen. Laßt uns andern die gleichen Rechte zugestehen, die wir für uns selber beanspruchen. Welche Unterschiede die Welt auch macht, die Christliche Wissenschaft erkennt die Gleichberechtigung aller Kinder Gottes an, und ihre Anhänger sollten sich gegenüber ihren Lehren gehorsam erweisen.

Wenn wir die Stellung der Frau in ihrem erweiterten Heim betrachten, dürfen wir jenen Fleck nicht übersehen, den Mrs. Eddy den liebsten auf Erden nennt, den „Mittelpunkt, wenn auch nicht die Grenze der Neigungen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 58). Was haben wir nun als Christliche Wissenschafter zu tun, um die Harmonie und Reinheit des Heims aufrechtzuerhalten? In einer Zeit, wo die Ehe nur zu oft mit zynischem Auge betrachtet wird, müssen wir uns hüten, daß nichts von diesem Zynismus in unser Bewußtsein dringe. Auch nur den geringsten Verdacht zu hegen bezüglich der Aufrichtigkeit und Reinheit der Beweggründe andrer, heißt, eine Wirklichkeit aus dem Irrtum machen und die Menschlichkeit in den Staub ziehen. Über die Angelegenheiten andrer zu klatschen, ist stets verwerflich. Selbst wenn wir zuweilen die Mitmenschen für besser halten als sie sind — d. h. besser als sie der sterblichen Auffassung zufolge sind, denn wir sehen die Kinder Gottes nie in der Herrlichkeit, in der sie ihrem Vater erscheinen —, ist das nicht die beste Art und Weise, die Menschheit auf eine höhere Stufe zu bringen?

Laßt uns das Gute vergrößern! Sehen wir zu, daß die reine Menschenliebe alle diejenigen, die die göttliche Hilfe suchen, sicher über die im Wege liegenden Felsen und Fallgruben hinweghebt. Eine Frau, die ihre größte Freude in der Liebe zu kleinen Kindern findet, braucht nicht durch Selbstsucht und Sinnlichkeit enttäuscht zu werden. Sie hat die hohe und edle Aufgabe, eine Generation aufziehen zu helfen, die ein höheres Verständnis von der göttlichen Wissenschaft demonstrieren wird. Die Mütter dürfen das Beste erwarten, was die Welt geben kann. Eine Frau jedoch, die sich nicht berufen fühlt, für kleine Kinder zu sorgen, hat nichtsdestoweniger ein Anrecht auf ein glückliches Heim und ein glückliches Familienleben. Und Gott, der keines Seiner Kinder einsam werden läßt, wird die beste Art und Weise für die äußerliche Bekundung des Idealen offenbaren. Welchen Weg unser Nebenmensch auch einschlage, wir wollen die Reinheit seiner Beweggründe nicht in Frage stellen. Wir wollen uns gegenseitig helfen statt einander zu tadeln. Vor allem wollen wir uns hüten vor Verdacht und vor versteckten Andeutungen mit ihrem zersetzenden Einfluß sowohl auf unsern Charakter wie auf den Charakter andrer.


Es ist schwerer, sich von anderen nicht beherrschen zu lassen, als andere zu beherrschen.

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