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Pünktliche Pflichterfüllung

Aus der Juni 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Haus wie im Geschäft wird der Tag gewöhnlich mit einem allgemeinen Aufräumen und Ordnen begonnen und beendet, damit die vorhandene Arbeit während der eigentlichen Arbeitszeit ohne Störung und Unterbrechung vor sich gehen kann. Wir wissen alle, welche Konfusion und welcher Zeitverlust entsteht, wenn dieser Plan nicht befolgt wird. Die Hausfrau, die eine Arbeit anfängt, ehe sie die andre beendet hat, und die hastig hin und her läuft, wird gegen Mittag finden, daß eigentlich nichts Ordentliches erreicht worden ist und daß sie sich in einer nicht weniger als friedlichen oder klaren Gemütsverfassung befindet. Wenn am Ende des Tages die Gegenstände nicht an ihren Platz gebracht worden sind und es bricht dann der neue Tag mit seinen Pflichten an, so sieht man sich der ganzen Arbeit gegenüber, die man tags zuvor vernachlässigt hat. Und wird diese Neigung einmal zur Gewohnheit, dann leidet der ganze Haushalt darunter, und dies tut sich schließlich auch in der Gemütsstimmung und im Verhalten der Familienglieder kund.

Was in einem Haushalt zutrifft, gilt auch für eine Geschäftsstelle. Der Laden, der die beste Kundschaft anzieht, ist der, wo Ordnung das erste, das beständige Erfordernis ist, wo selbst beim größten Geschäftsbetrieb keine Konfusion herrscht, weil die richtige Verteilung und Anordnung der Waren und die geübten Arbeitskräfte einen solchen Zustand unmöglich machen. Aus diesen wohlbekannten Tatsachen aus der täglichen Erfahrung lassen sich wichtige metaphysiche Lehren ziehen.

Eine der verderblichsten und täuschendsten Suggestionen des fleischlichen Sinnes ist die, welche das Aufschieben unsrer Pflichten veranlaßt. Wenn ihr der Schüler der Christlichen Wissenschaft gehorcht, wird er schließlich allen Grund haben, sich zu fragen, warum er nicht den Fortschritt macht, den ein andrer anscheinend begünstigterer Mensch zu verzeichnen hat. Statt alles auf die Verhältnisse zu schieben und sich nach besseren Gelegenheiten zu sehnen, sollte er, wie uns Mrs. Eddy auf Seite 355 von Miscellaneous Writings rät, als ersten Schritt Selbsterkenntnis üben. Hierzu ist eine genaue Selbstprüfung nötig. Wir gelangen früher oder später zu der Einsicht, daß die Forderungen, die die Christliche Wissenschaft stellt, bestimmt und unnachgiebig sind, genau so wie diejenigen eines Berufes, in dem man es zu etwas bringen will.

Die anscheinend so leichte Meisterschaft des Musikers, des Künstlers oder Mathematikers, die bei manchen Menschen ein Gefühl des Neides erweckt, beruht nicht lediglich auf genialer Veranlagung, sondern auf der genauen Beobachtung der Regeln, die für jedes Schaffensgebiet gelten. Was berechtigt uns also zu der Erwartung, in der Christlichen Wissenschaft, in der Wissenschaft des Lebens, Harmonie für uns oder für andre ausarbeiten und schnelle Fortschritte machen zu können, wenn wir jedes materielle Interesse und jede materielle Arbeit tagsüber an erste Stelle setzen — wenn wir unser Studium und ruhiges Denken solange verschieben, bis alles andre geschehen ist und wir dann nur noch einen flüchtigen Blick auf die in der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit enthaltenen unvergleichlichen Schätze werfen können? Die Verantwortlichkeit und Umgebung einzelner Menschen sind sehr verschieden. Niemand kann es auf sich nehmen, Zeit und Ort für eines andern Studium der Christlichen Wissenschaft und für seine Arbeit vorzuschreiben. Wer aber mit ganzem Herzen bei der Sache ist, wird bald erfahren, daß scheinbar wichtige materielle Pflichten in seinem Denken eine untergeordnete Stelle einnehmen müssen und können, ohne dabei vernachlässigt zu werden.

Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft sollte uns klar geworden sein, daß die extra halbe Stunde Morgenschlaf eine bloße Befriedigung des persönlichen Sinnes bedeutet, und daß „die höchste und süßeste Ruhe, sogar vom menschlichen Standpunkte aus, ... in heiliger Arbeit” liegt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 520). Wenn das Morgenstudium zur Gewohnheit geworden ist, ordnen sich die Pflichten des Tages in richtiger Weise, und zwar mit einer solchen Leichtigkeit, daß man sich stets von neuem auf die Stunde der Vorbereitung freut.

Diese Arbeit darf nicht hastig getan werden, wie denn auch in einem Haushalte das oberflächliche Abstäuben der Gegenstände nicht genügt. Der Außenstehende mag getäuscht werden, und wir selbst mögen eine Zeitlang zufriedengestellt sein; es kommt aber die Zeit, da unsre Oberflächlichkeit erkannt wird und wir ohne Erfolg sind. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft, der sich etwas darauf zugute tut, die ganze Lektion gelesen zu haben, jedoch nur in oberflächlicher, hastiger Weise, wird nicht den sicheren Fortschritt machen wie der, der einen kleineren Teil der Lektion mit ungeteilter Aufmerksamkeit und voller Andacht durchgeht. Sodann kommt wohl auch die Versuchung hinzu, zu denken, nach einmal erledigtem Lesen dieser Lektion sei alles Nötige geschehen. Gründliche Arbeit tut vor allem not. Wenn wir uns außerdem am Ende des Tages eine Zeitlang mit der sorgfältigen Neuanordnung unsres Denkens befassen, wie viel ruhiger und friedlicher verbringen wir dann die Nacht, und wie frei von Gefühlen des Bedrücktseins, der Angst oder Hast ist das Erwachen!

Diese Wahrheit wurde mir seinerzeit durch eine Erfahrung lebhaft zu Gemüte geführt. Als ich einst spät abends von einem Besuch bei Freunden nach Hause kam, machten sich plötzlich Anzeichen einer scheinbar gefährlichen Krankheit bemerkbar, in Übereinstimmung mit einem Gedankenbilde, das durch die Besprechung einer medizinischen Theorie hervorgerufen worden war. In dem Glauben, den Schmerz durch einige nachdrückliche Verneinungen zum Schweigen bringen zu können, wollte ich mich zur Ruhe begeben, zumal ein überwältigendes Müdigkeitsgefühl anzudeuten schien, daß mir meine regelmäßige Ruhe besonders not tue, und ich mir einredete, das Übel werde bis zum Morgen vergangen sein. Als ich die Sache jedoch ehrlich betrachtete und mich daran erinnerte, daß frühere Erfahrungen mir das Irrige eines solchen Verhaltens bewiesen hatten, schüttelte ich den Staub von mir, um mit dem Propheten Jesaja zu reden, und setzte mich nieder, um zu lesen und ruhig Gemeinschaft zu pflegen mit dem einen Gemüt, in dem, wie ich wohl wußte, das einzige Heilmittel lag. Auch wußte ich, daß einige Stunden weniger Schlaf die Harmonie meines Seins nicht nachteilig beeinflussen konnte. Und so war, als ich mich zur Ruhe begab, nicht nur das Gefühl der Disharmonie verschwunden, sondern ich hatte auch am Morgen ein tieferes Gefühl des Glücks und eine klarere Vergegenwärtigung des Seins als seit langer Zeit. Hieran wurde mir offenbar, was durch das Harren auf Gott bewirkt wird.

Mrs. Eddy ist uns darin ein Beispiel. Wie sie uns in Miscellaneous Writings sagt, wandte sie sich „inmitten niederdrückender Sorgen und Arbeit” beharrlich der göttlichen Liebe zu und zog sich „dreimal am Tage” zurück, um „in stillem Gebet” des göttlichen Segens teilhaftig zu werden (S. 133). Wenn unsre Führerin bei ihrem klaren geistigen Blick solches für nötig hielt, so können wir es sicherlich nicht unterlassen, unser mentales Haus zu Beginn wie zu Ende des Tages in Ordnung zu bringen. Es wird uns dies immer weniger Anstrengung kosten, bis es sich zu einem friedvollen, beglückenden Teil unsres täglichen Lebens gestaltet. Dann werden Gesundheit und Harmonie um uns her zutagetreten.


Ein tugendhafter Mann denkt nie, weil es vergebens
Zu denken ist, des Tods, er denkt allein des Lebens.
Des Todes nie, weil nie der Tod ihm schaden kann;
Des Lebens nur, weil nur im Leben wirkt ein Mann.

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