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„Alles, was mein ist, das ist dein”

Aus der September 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wohl kein Gleichnis, das der Meister geredet hat, spricht so allgemein an wie das vom verlorenen Sohn, und keines ist so oft Gegenstand der Erläuterung gewesen. Es legt eine Seite der menschlichen Natur dar, die uns allen mehr oder weniger bekannt ist — eine Charakterschwäche, die bei uns eher Mitleid als Unwillen erregt, eher Bedauern als Tadel hervorruft; denn Eigenwille und Ungehorsam bedeuten nicht notwendigerweise eine lieblose Gemütsart oder einen Gedankenzustand, der List und Haß in sich faßt. Durch eine wörtliche Auslegung nun wird dieses Gleichnis nicht über die Geschichte irgendeines Jünglings emporgehoben, der seine Habe mit weltlichen Vergnügungen vergeudet. Metaphysisch aufgefaßt hat es aber, wenigstens für den Christlichen Wissenschafter, eine tiefe Bedeutung. Auf Seite 91 von Retrospection and Introspection sagt Mrs. Eddy: „Das Gleichnis vom ‚verlorenen Sohn‘ wird mit Recht ‚die Perle unter den Gleichnissen‘ genannt.” Wir können aus demselben wahrlich tiefe geistige Lehren ziehen.

Wie wir lesen, herrschte über die Rückkehr des Jünglings große Freude im väterlichen Hause. Der Vater hatte ihn liebevoll aufgenommen und ließ seine Rückkehr festlich begehen. Als der ältere Sohn vom Felde kam, sich dem Hause näherte und den Gesang und den Reigen hörte, fragte er nach der Ursache all der Fröhlichkeit. Die Mitteilung, daß die Rückkehr des jüngeren Bruders der Anlaß sei, machte ihn zornig, und er weigerte sich, ins Haus zu gehen und an dem Fest teilzunehmen. Es ist vielfach die Ansicht geäußert worden, der Vater habe die Treue des älteren Bruders nicht voll gewürdigt und sie nicht entsprechend belohnt, und der Unwille des letzteren über den Empfang des jüngeren Sohnes, der seine ganze Habe durch ein liederliches Leben vergeudet hatte, sei daher berechtigt. Handelte es sich hier nicht um eine Belohnung der Sünde, während die Tugend unbelohnt blieb?

Wir werden jedoch sehen, daß das Verhalten des Vaters anders verstanden sein will. Er würdigte vollauf die Treue seines ältesten Sohnes, auch hatte er dies jederzeit durch Liebe gegen ihn zum Ausdruck gebracht. Solches geht aus seiner Antwort auf das Murren des Sohnes hervor: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.” Es ist als ob der Vater gesagt hätte: Mein Sohn, dein Lebenlang hast du alles mit mir geteilt, was ich besitze; du hast nie die Enttäuschung und Reue erfahren, die sich als Folge eines ausschweifenden Lebens einstellt. Komm also und freue dich mit mir, daß dein jüngerer Bruder, der die Bitterkeit und das Leid eines schlechten Lebenswandels gekostet hat, zu uns zurückgekehrt ist — daß er eingesehen hat, wie töricht es ist, sich einem solchen Leben hinzugeben.

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