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Christliche Kasuistik

Aus der September 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistiger Fortschritt wird nur dadurch erreicht, daß man sich zu den unzähligen Fragen, die in den menschlichen Erfahrungskreis treten, richtig stellt und sie bewältigt. Zu solchem Fortschritt ist nötig, daß man das Christus-Ideal als den allein gültigen Maßstab anerkennt und unwandelbare Treue gegen dasselbe beweist, möge es sich um noch so geringfügige Fragen oder Begebnisse handeln. Wenn bei den Verhandlungen über Gewissensfragen der geistige Sinn den Vorsitz führt, so kommt es zu Entscheidungen, die das göttliche Prinzip ehren, alles folgerichtige Streben fördern, dem Gewissen eine feste Grundlage verleihen und mit dem höchsten Pflichtgefühl und allen Forderungen des Guten im Einklang stehen. Der Rechtdenkende wird trotz der verlockenden Versprechungen der sterblichen Vorstellung und des eigensüchtigen Sinnes jenes klare Urteil bewahren, das mit den gerechten und dem wahren Wohl dienlichen Forderungen der Wahrheit und Liebe übereinstimmt. Wenn aber dem materiellen Sinn gestattet wird, die Entscheidung zu treffen, so entstehen unweigerlich jene edauerlichen Zustände, die einen so großen Teil der Geschichte ausmachen und von denen Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 430–442) ein so deutliches Bild entwirft.

Hier machen sich nun die vom einzelnen gepflegten Geschmacksempfindungen, seine besonderen ihm lieb gewordenen Schwächen, seine anerzogenen und unbewußten Vorurteile geltend, und die Verkleidung, in der sie auftreten, täuscht bisweilen selbst die Auserwählten. Oft bewegt sich die Spitzfindigkeit in geradezu schlangenhaften Windungen. Mit aller List und Schlauheit bringt sie, wie schon bei Eva, ihre Sache im Namen des Guten vor, und leiht man ihr aus Unbedachtsamkeit ein Ohr, so läßt sie sofort dreist und anmaßend ihre Stimme vernehmen und sucht eine sofortige Entscheidung zu erzwingen. Hierin liegt für das geistige Wohlergehen vieler eine Gefahr. Wir haben in dieser Beziehung alle mehr oder weniger Schaden genommen und uns vielleicht tausendmal vom rechten Pfad ablenken lassen.

Sehr oft macht sich die Begründung geltend: „Alle Menschen machen es so.” Eine weitere böse Einflüsterung ist die, daß die Befriedigung eines selbstsüchtigen oder sinnlichen Verlangens unsrer Natur entspreche — daß wir nun einmal so beschaffen seien und daher natürlichen Neigungen nachgeben müßten, wenn wir nicht einen erschöpfenden und vergeblichen Kampf führen wollten. Diese Anschauung ist sehr verbreitet, und selbst der oberflächliche Beobachter kann solche Kämpfe im Leben andrer beobachten, ja er hat sie wohl selber schon durchgemacht.

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