Ein Jahr nach dem anderen ist vergangen, seitdem der Christian Science Monitor ins Leben gerufen wurde, und Mrs. Eddys Klugheit und Vorsorge, die sie durch die Begründung dieser mustergültigen Zeitung bewiesen hat, wird in steigendem Maße geschätzt.
Die Welt braucht stets und ganz besonders in unseren Tagen Zeitungen, die furchtlos für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten. Es ist der Menschheit nicht von Nutzen, wenn man Fragen, die das Wohl aller betreffen, erst durch das feine und zweckdienliche Sieb sichtet, das man zuweilen „Geschäftsbureau,“ zuweilen „die Geschäftsregeln des Blattes“ oder „die Inserenten“ nennt, bis schließlich alles ausgemerzt ist, woran sich die verschiedenen Interessen stoßen. Was kann es ferner dem Publikum nützen, wenn die Nachrichten so gehalten sind, daß sie den Leser dem wahren Sachverhalt gegenüber unempfindlich und gleichgültig machen? Die Wahrheit muß dargelegt werden, ohne Rücksicht darauf, wie sie wirkt. Wohl mag sie oft recht bitter sein, aber sie ist stets heilsam. Die Menschen erwarten von ihren Zeitungen die Wahrheit über die Weltereignisse auf den verschiedenen Gebieten. Sie wollen nicht, daß der Lesestoff von den Leitartikeln bis zu den Modeberichten, von den vermischten Nachrichten bis zur Sportseite auf dem Prokrustesbett des Mammons oder des Einflusses zurechtgestutzt oder ausgedehnt werde.
Als es sich einst bei einer wichtigen nationalen Gesetzgebung um das Verbot des Verkaufs geistiger Getränke während der Kriegszeit handelte, war der Leser einer bekannten und vielgelesenen Zeitung in einer unserer größeren Städte etwas beunruhigt, als er beim genauen Prüfen der Spalten bemerkte, wie man die Sache dargestellt hatte. Der hinterlistige Einfluß des Geldes, die Interessen der Brauer oder politische Bestechung trat für diejenigen, die zwischen den Zeilen zu lesen gewohnt waren, klar zu Tage. In wenigstens drei halben Spalten an verschiedenen Stellen der Zeitung wurde die Sache behandelt, erst als Neuigkeit, dann als Bericht über Gesetzgebung, und dann als persönliche Erörterung. An jeder dieser Stellen wurde immer und immer wieder auf die enormen Ausgaben hingewiesen, die das Verbot verursachen würde, und auf den Fehler, den man mache, indem man durch solche Argumente die Gesetzgebung in die Länge- ziehe. Nebenbei wurde angedeutet, daß alles in allem genommen dieses Kriegsverbot wohl überflüssig und töricht sei.
Die Zeiten sind so ziemlich vorbei, in denen man die Presse für den bestimmenden Faktoren in öffentlichen Angelegenheiten hielt. Trotzdem aber besitzt sie zum mindesten noch einen negativen Einfluß, wenn man sich so ausdrücken darf. Auseinandersetzungen wie die obigen, die sich zu keiner Seite offen bekennen, sondern nur im verborgenen das Gebiet unterminieren, sind ganz dazu angetan, an diejenigen im Publikum zu appellieren, deren geistige Fähigkeit größtenteils im Nachahmen und weniger im selbstständigen Forschen besteht. Infolge der weiten Verbreitung der eben erwähnten Zeitung fanden diese Suggestionen bei Tausenden von Männern Gehör, die nur zu froh waren, sie zur Verteidigung ihres Verlangens nach geistigen Getränken benutzen zu könen, und die ihre Gewohnheit auf diese Weise gerechtfertigt fanden. Am nächsten Tage überhörte jemand, der neben einem halben Dutzend anderen Männern in einem Bureau arbeitete, eine Unterhaltung, in der die Meinung obiger Zeitung als persönliche Auffassung eines Anwesenden ausgeprochen wurde. Die Suggestion hatte gewirkt. Was sich in diesem Bureau zutrug, war zweifellos auch auf hundert anderen Stellen in der Stadt vorgekommen. So war eine Gruppe falscher Denker entstanden, die infolgedessen falsch handelten und somit großen Einfluß auf der falschen Seite ausübten.
Bei solchen Gelegenheiten wenden sich die Gedanken von neuem mit aufrichtiger Anerkennung dem Christian Science Monitor zu, dieser furchtlosen, segenbringenden Tageszeitung. Das Publikum, das keinen tieferen Einblick in die Herstellung einer Zeitung getan hat, kann unmöglich alles, was der Monitor bedeutet, so hoch schätzen wie einer, der Erfahrung darin hat. Wer jahrelang an einer Großstadtzeitung tätig gewesen ist, wird in steigendem Maße dankbar für den Monitor, indem er dessen Tätigkeit verfolgt und sieht, wie dieses Blatt immer wirkungsvoller in der Feuerlinie des Weltschlachtfeldes operiert.
Eine Zeitung kommt morgens und abends ins Haus. Man könnte sie das Auge und das Ohr nennen, durch die man vernimmt, was in der Welt vorgeht. Um sowohl die persönliche Laufbahn als auch das Geschick der Nation richtig zu gestalten, müssen wir vor allen Dingen richtig sehen und hören können. Wenn Tatsachen erst besonders abgeändert werden müssen, um die Leser bestimmter Sekten, die einen gewissen Teil des Leserkreises ausmachen, nicht zu verletzen; wenn die Fabrikanten patentierter Arzneien aus naheliegenden Gründen besonders zart behandelt werden müssen; wenn man auf die Ärzte Rücksicht nehmen muß, weil sie beinahe einen medizinischen Trust bilden; wenn man auch nicht in der allervorsichtigsten Weise darauf hinweisen darf, welch geringen Lohn die Mädchen auf manchen Stellen erhalten, weil ja die Arbeitgeber tägliche Inserenten sind; kurz, wenn man es vermeiden muß, das Böse jemals zu einem guten Zwecke aufzudecken, wie kann da jemand einen richtigen Begriff von dem Lauf der Dinge bekommen?
Zieht man all diese Tatsachen in Erwägung, so tritt der Wert, der Nutzen und die große Wichtigkeit einer Zeitung wie der Christian Science Monitor deutlich zu Tage. Diejenigen, die ihn täglich sorgfältig lesen, finden, daß er den Fortschritt wiederspiegelt, den die Welt in den Dingen macht, die das Gute fördern. Irgendwelche Fragen, die das Wohlergehen des Volkes betreffen, werden in dieser Zeitung furchtlos und wahrheitsgemäß auseinandergesetzt. Kein Haß befleckt ihre Spalten; nichts, was zu unreiner Neugier anreizen könnte, entstellt ihre Seiten. Man wird durch den Monitor nicht trüb und traurig gestimmt, sondern unbewußt inspiriert und mit Kraft ausgerüstet, so daß man beharrlicher für alles Gute eintreten kann. Fürwahr, man darf Robert Brownings Beschreibung des kühnen Kämpfers auf dieses vortreffliche Blatt, diesen wahren Fackelträger anwenden. Wir lassen die Worte des Dichters folgen:
Er, der nie den Rücken kehrte, sondern all’zeit voranschritt,
Niemals zweifelte, daß Wolken lichter würden,
Niemals träumte, daß das Falsche endlich siegen würde,
Der da glaubte, daß man fällt um aufzustehen, weicht, um vorzudringen,
Schläft, um zu erwachen.
Man kann leicht begreifen, wie die Art und Weise, in der der Monitor vorgeht, den Feind aufstacheln und das offene wie das verborgene und anhaltende Feuer der verschanzten Mächte dieser Welt auf sich ziehen muß, die man keineswegs als gut bezeichnen kann. Aber gerade aus diesem Grunde verdient die Zeitung im reichsten Maße die beständige Unterstützung aller, die für den Fortschritt dessen, was wahr, gerecht, nützlich und fördernd ist, Interesse haben. Angenommen, ein Volk wollte einen Kämpfer zur Schlacht ausrüsten: würden die Bürger nicht sehr darauf bedacht sein, ihn mit dem nötigen Geld zu versehen, und würden sie nicht einsehen, daß ihr persönliches Interesse ihm in jeder Hinsicht von großem Werte ist? Sie würden ihn gewiß geistig und moralisch unterstützen, würden nicht vergessen, daß Gebete seinen Arm stärken und ihn vor dem Feinde schützen können.
Solch ein Streiter ist der Christian Science Monitor. In der ganzen Welt verspürt man seine Wirksamkeit. Und diese Macht wird wachsen und zunehmen, je mehr der Einfluß des Guten anerkannt werden wird. Gleich dem Apostel Paulus lenkt er die Gedanken immer auf das, was „wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet.“ In dem Maße, in dem diese Gedanken das menschliche Bewußtsein erfüllen, kommt Gesundheit und Harmonie zur Verwirklichung, und die Verheißung des Apostels geht dann auch für uns in Erfüllung: „Der Gott des Friedens [wird] mit euch sein.“
