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Philosophie und Wissenschaft

Aus der Januar 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Mann, der einem anderen ausführlich das Rudern eines Bootes erklärt hatte, machte den vergeblichen Versuch, seine Theorie in die Praxis umzusetzen. Die Zuschauer sagten, er verstehe wohl die Philosophie des Ruderns, aber seine Anstrengungen seien sehr unwissenschaftlich. Wiewohl nun dieses Ereignis im allgemeinen sehr wenig mit philosophischem Denken zu tun hat, so veranschaulicht es doch, wie grundverschieden Philosophie und Wissenschaft sind. Die Philosophie ist ein Gedankensystem, das gerechtfertigt zu sein scheint, weil es vernunftgemäß ist, während die Wissenschaft fordert, daß die Vernunftschlüsse durch praktische Anwendung greifbar dargestellt werden. Die Philosophie weist auf Wege hin, die möglicherweise zu Tatsachen führen können; die Wissenschaft zeigt uns den rechten Weg durch Demonstration.

Mrs. Eddy schreibt wie folgt in ihrem herrlichen Aufsatz „Wissenschaft und Philosophie,“ der auf Seite 359 ihres Werkes „Miscellaneous Writings“ anfängt: „Die Christliche Wissenschaft widerlegt alles, was nicht ein Postulat des göttlichen Prinzips, Gottes, ist. Sie ist die Seele der göttlichen Philosophie, und es gibt keine andere Philosophie. Sie ist kein Suchen nach Weisheit, sondern sie ist die Weisheit selber; sie ist Gottes rechte Hand, die das Weltall hält — Zeit, Raum, Unsterblichkeit, Gedanken, Ausdehnung, Ursache und Wirkung; sie ist das, was alle Identität und Individualität, alles Gesetz und alle Kraft ausmacht und regiert“ (S. 364).

Die grundlegenden materiellen Wissenschaften beruhen auf experimentalen Bestätigungen. Ist eine solche Bestätigung unmöglich, dann ist die Schlußfolgerung eher eine von den Merkmalen der Philosophie als der Wissenschaft. Der Beweis bestätigt die Schlußfolgerung und macht aus der philosophischen Ableitung eine wissenschaftliche Tatsache. Als sich das Studium materieller Phänomene hauptsächlich mit der Beobachtung und Erklärung physischer Wirkungen beschäftigte, nannte man es Naturphilosophie; später, aber, als die Ableitungen dieses Studiums genauen mathematischen und experimentalen Beweisen unterworfen und dessen Gesetze hierdurch festgestellt wurden, entstand infolge der geoffenbarten genauen Kenntnis die sogenannte Physik. Für diejenigen, die heutzutage Physik studieren, um die Wirkung gewisser materieller Phänomene im allgemeinen festzustellen, bedeutet dieses Fach noch immer eine Philosophie; aber für diejenigen, die sie zur Lösung von Problemen verwerten, entweder um allgemeine Eigenschaften festzustellen, oder um numerische Resultate zu erzielen, ist die Physik nicht nur eine Philosophie, sondern ein Zweig der Wissenschaft. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Philosophie ist somit deutlich gegeben. Um zu den Wissenschaften zu gehören, muß sich ein Gedankensystem dadurch auszeichnen, daß es zur Lösung von Problemen angewandt werden kann. Die Lösung von Problemen, im weitesten Sinne, umfaßt das Inberührungkommen mit allerart Zuständen auf den verschiedensten Gebieten menschlicher Tätigkeit.

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