Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Arbeit

Aus der Januar 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Der Gegenstand der Arbeit und der Arbeitsstunden beschäftigt gegenwärtig die Welt so sehr, daß man ihm wohl oder übel etwas Aufmerksamkeit schenken muß. Bisher sah man es als selbstverständlich an, daß es eine Arbeiterklasse und eine Klasse der Unbeschäftigten gibt, und die große Mehrzahl war damit zufrieden. Diese Gleichgültigkeit ist jedoch nicht länger möglich. Eine große Anzahl Menschen finden es aus verschiedenen Gründen für nötig, nicht nur die Frage der Arbeit in Erwägung zu ziehen, sondern auch (was ihnen sehr erstaunlich vorkommt) Arbeiten zu verrichten, die bisher andere für sie getan haben. Aber noch merkwürdiger erscheint manchen der Umstand, daß sie jetzt, nachdem sie Freude am Arbeiten gefunden haben, um keinen Preis wieder zu ihrem Leben der Untätigkeit und des Müßiggangs zurückkehren möchten.

Was ist nun dieses Ding, das wir Arbeit nennen, und warum macht man in unserer Zeit so viel Wesens davon? Arbeit ist produzierende Energie, und der Grund, warum diese Frage heutzutage so viel Schwierigkeit bereitet, liegt darin, daß der fleischliche Sinn oder das sterbliche Gemüt, wie Mrs. Eddy es nennt, das Wesen der Arbeit mißverstanden und mißdeutet hat, wie es ja überhaupt alles in der menschlichen Erfahrung mißdeutet. Anstatt die Arbeit als ein Vorrecht der Menschen anzusehen, hat man sie zur Plackerei herabgewürdigt. Daher seit alter Zeit bis auf unsere Tage die traurigen Bilder von Sklaven und Leibeigenen, von Jammer und Elend. Nun aber wird durch das Wirken der geistigen Idee oder des Christus alles, was im Bewußtsein besteht, ans Licht gebracht, um geordnet und berichtigt zu werden. Daß die Berichtigung dessen, was wir Arbeit nennen, in den Störungen einbegriffen ist, die Jesus als einen dem Kommen des Menschensohnes notwendigerweise vorausgehenden Reinigungsprozeß prophezeit hatte, können wir nicht bezweifeln, wenn wir sehen, wie gegenwärtig die gesellschaftlichen Einrichtungen bis auf die Grundfesten erschüttert werden.

Daß Arbeit oder produzierende Energie normal und für den Durchschnittsmenschen ein Bedürfnis ist, liegt auf der Hand. Man überlasse ein vier- oder fünfjähriges Kind sich selbst, und es wird gar bald aus einer alten Schachtel und einer Schnur eine Eisenbahn, einen Wagen oder ein Automobil machen und sich Stunde für Stunde mit dem Anfertigen von imaginären Rädern und Hebeln beschäftigen. Nichts in der Welt ist dem Kinde so sehr zuwider wie Untätigkeit; stets will es etwas „zu tun haben.“ Die Anschauung jener Frau, die sich den Himmel als einen Ort dachte, „wo es immer und ewig nichts zu tun gibt,“ ist nur ein weiterer Beweis, wie verkehrt der Begriff von Arbeit im Verlauf der Zeit geworden ist.

Ursprünglich mußte natürlich jeder Mensch arbeiten, um zu leben. Dann aber, wie man wohl annehmen darf, begann einer, der mehr Energie und Mut als die anderen hatte, Güter zu sammeln, bis er sich allmählich vom Teufel der Trägheit dazu mesmerisieren ließ, seine Arbeit von anderen gegen Bezahlung verrichten zu lassen. Und so hat denn unsere ganze gegenwärtige Zivilisation mit ihrer übermäßigen Arbeitsforderung und geringen Belohnung, oder ihrer geringen Arbeitsforderung und übermäßigen Belohnung, also durch die Anerkennung von Klassen und Massen, die gesunden Instinkte mit einem Oberbau von falschen Werten erdrückt.

Als der Mensch in der Allegorie im ersten Buch Mose von der verbotenen Frucht gegessen hatte, bestand der Fluch und die Folge seiner Sünde nicht darin, daß er um sein Brot arbeiten mußte, sondern darin, daß sein Werk in Staub, in Nichtsheit endete. Alle Arbeit, die er unternahm, bewies sich als eitel, wie der Prediger später sagte. Ist das nicht gerade der Störungsgrund in der heutigen Arbeiterwelt? Also nicht, als ob den Menschen die Arbeit zuwider wäre, sondern die völlige Eitelkeit der ganzen Sache, das Mechanische, das Eintönige an der materiellen Arbeit ist in seiner ganzen Nacktheit erkannt worden. Sodann hat die Benutzung des Werkes der Arbeiter zur Vernichtung von Millionen anderer Arbeiter eine Reaktion herbeigeführt, die jetzt notwendigerweise zum Ausdruck kommt.

Fast in jeder Zeitung werden Mittel zur Lösung der Arbeiterfrage vorgeschlagen. Die Christliche Wissenschaft kennt jedoch nur ein Mittel, nämlich ein allgemeineres Verständnis vom Prinzip. Auf Seite 340 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet die Kriege; erfüllt die Schriftstelle:, Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst'; vernichtet heidnische und christliche Abgötterei — alles, was in sozialen, bürgerlichen, kriminalen, politischen und religiösen Gesetzen verkehrt ist; stellt die Geschlechter gleich; hebt den Fluch auf, der auf dem Menschen liegt, und läßt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte.“ Diese Worte drücken in anderer Weise das aus, was Jesus meinte, als er sagte, die beiden größten Gebote befolge man dadurch, daß man Gott und den Menschen liebt. Schon jetzt gibt es viele Arbeiter, die diese goldene Regel in christlich-wissenschaftlicher Weise bei der Lösung ihrer Probleme anwenden. In dem Maße, wie sie das eigene Ich beiseite setzen und nicht von den Menschen oder der Materie, sondern vom Prinzip oder Gemüt den Lohn für ihre Arbeit erwarten, finden sie, daß Neid, Haß, Bosheit und Lieblosigkeit aus ihrer Erfahrung verschwinden, ihre Arbeit macht ihnen Freude, die Zustände bessern sich und sie werden im besten Sinn des Wortes freie Männer, denn sie leben im Gehorsam gegen das Gesetz, das Freiheit bedeutet. „Gott ruht im Wirken. Geben hat das göttliche Gemüt nicht arm gemacht und kann es niemals arm machen. Der Auffassung der göttlichen Wissenschaft gemäß folgt dem Wirken dieses Gemüts keine Erschöpfung“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 519). Im göttlichen Gemüt kann es keine Untätigkeit geben; es muß ewiglich Ideen hervorbringen. Es ist im wesentlichen produzierende Energie, und der Mensch ist das Ebenbild dieses Gemüts. Trägheit bedeutet Stockung, Tod.

Der Apostel Jakobus kannte teilweise diese Störungen, als er schrieb: „Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werke in der Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bittern Neid und Zank in eurem Herzen, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit. Das ist nicht die Weisheit, die von obenherab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch. Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding. Die Weisheit aber von obenher ist aufs erste keusch, darnach friedsam, gelinde, läßt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesäet im Frieden denen, die den Frieden halten.“

Solange die Menschen denken, man könne Ungerechtigkeit durch Ungerechtigkeit heilen, man könne hier borgen, um dort zu bezahlen, so lange wird es Verwirrung und böse Arbeit geben. Sobald sie aber das Gemüt, das Prinzip walten lassen und mit Liebe statt mit Haß arbeiten, sie anfangen, einzeln und insgesamt die Frucht der Gerechtigkeit zu ernten, nämlich Frieden, Gesundheit, Überfluß und Freiheit.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1920

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.