Der Gegenstand der Arbeit und der Arbeitsstunden beschäftigt gegenwärtig die Welt so sehr, daß man ihm wohl oder übel etwas Aufmerksamkeit schenken muß. Bisher sah man es als selbstverständlich an, daß es eine Arbeiterklasse und eine Klasse der Unbeschäftigten gibt, und die große Mehrzahl war damit zufrieden. Diese Gleichgültigkeit ist jedoch nicht länger möglich. Eine große Anzahl Menschen finden es aus verschiedenen Gründen für nötig, nicht nur die Frage der Arbeit in Erwägung zu ziehen, sondern auch (was ihnen sehr erstaunlich vorkommt) Arbeiten zu verrichten, die bisher andere für sie getan haben. Aber noch merkwürdiger erscheint manchen der Umstand, daß sie jetzt, nachdem sie Freude am Arbeiten gefunden haben, um keinen Preis wieder zu ihrem Leben der Untätigkeit und des Müßiggangs zurückkehren möchten.
Was ist nun dieses Ding, das wir Arbeit nennen, und warum macht man in unserer Zeit so viel Wesens davon? Arbeit ist produzierende Energie, und der Grund, warum diese Frage heutzutage so viel Schwierigkeit bereitet, liegt darin, daß der fleischliche Sinn oder das sterbliche Gemüt, wie Mrs. Eddy es nennt, das Wesen der Arbeit mißverstanden und mißdeutet hat, wie es ja überhaupt alles in der menschlichen Erfahrung mißdeutet. Anstatt die Arbeit als ein Vorrecht der Menschen anzusehen, hat man sie zur Plackerei herabgewürdigt. Daher seit alter Zeit bis auf unsere Tage die traurigen Bilder von Sklaven und Leibeigenen, von Jammer und Elend. Nun aber wird durch das Wirken der geistigen Idee oder des Christus alles, was im Bewußtsein besteht, ans Licht gebracht, um geordnet und berichtigt zu werden. Daß die Berichtigung dessen, was wir Arbeit nennen, in den Störungen einbegriffen ist, die Jesus als einen dem Kommen des Menschensohnes notwendigerweise vorausgehenden Reinigungsprozeß prophezeit hatte, können wir nicht bezweifeln, wenn wir sehen, wie gegenwärtig die gesellschaftlichen Einrichtungen bis auf die Grundfesten erschüttert werden.
Daß Arbeit oder produzierende Energie normal und für den Durchschnittsmenschen ein Bedürfnis ist, liegt auf der Hand. Man überlasse ein vier- oder fünfjähriges Kind sich selbst, und es wird gar bald aus einer alten Schachtel und einer Schnur eine Eisenbahn, einen Wagen oder ein Automobil machen und sich Stunde für Stunde mit dem Anfertigen von imaginären Rädern und Hebeln beschäftigen. Nichts in der Welt ist dem Kinde so sehr zuwider wie Untätigkeit; stets will es etwas „zu tun haben.“ Die Anschauung jener Frau, die sich den Himmel als einen Ort dachte, „wo es immer und ewig nichts zu tun gibt,“ ist nur ein weiterer Beweis, wie verkehrt der Begriff von Arbeit im Verlauf der Zeit geworden ist.
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