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Der Hirte

Aus der Januar 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die vielen Stellen in der Bibel, wo von dem Hirten die Rede ist, verlangen eine nähere Betrachtung dieser Redefigur. Wenn sich Jesus den guten Hirten nennt, so bedeutet das nicht bloß wachsame Fürsorge des Hirten für die Schafe seiner Herde. Des Meisters Lehre umfaßt weit mehr als das; sie bleibt nicht bei liebevoller Sorgfalt stehen. Stets lehrte Jesus, daß die Jünger etwas Unmittelbares, etwas Besonderes tun müssen. Wie alle Lehrer, so wußte auch er, daß eine Lehre, sei sie noch so klar, umsonst ist, wenn nicht derjenige, der gelehrt wird, sich wie ein Schüler verhält, seine Geisteskräfte übt und sich das Gelernte einverleibt. Jesus, der „gute Hirte,“ konnte in seiner großen Liebe und seinem unendlichen Erbarmen führen und unterweisen; aber seine Jünger mußten folgen. Er verkündete die ewige Wahrheit des Lebens, die der Welt wegen ihrer Unwissenheit verborgen gewesen war. Er ermahnte seine Schüler, Unwissenheit, Aberglauben und vorgefaßte Meinungen abzulegen, sich über die falschen Annahmen und die Beschränkungen der materiellen Sinne zu erheben und seinen Lehren zu folgen.

Der Hirte tritt uns als bildlicher Ausdruck durchweg in der Bibel entgegen. Die Stelle: „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln,“ hat schon so manchem bekümmerten Herzen Trost und Heilung gebracht. Die in diesen Worten zum Ausdruck kommende liebevolle Fürsorge macht stets einen tiefen Eindruck. Die darauffolgenden Worte: „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser,“ bedeuten nicht nur, daß der Hirte gegen seine Herde aufmerksam und rücksichtsvoll war, sondern auch, daß die Schafe gehorsam und entgegenkommend waren. Hätten sich die Schafe von dem frischen Wasser und den friedlichen Ruheplätzen abgewandt, um in ihrer Unwissenheit die rauhen Abhänge und die Wildnis aufzusuchen, so wäre ihnen kein Tisch im Angesicht ihrer raubsüchtigen Feinde bereitet worden, und die Segnungen des Guten und der Barmherzigkeit wären ihnen nicht gefolgt. In diesem tröstenden und verheißungsvollen Psalm ist ferner eine Strafe angedeutet, welche die Schafe trifft, die sich nachlässig oder eigenwillig von der schützenden Fürsorge des Hirten entfernen. „Dein Stecken und Stab trösten mich.“ Der Stecken und der Stab der Wahrheit trösten immer noch die Menschheit. Sündigen wir, so leiden wir. Solches ist unausbleiblich — und zwar nicht etwa, weil der Hirte den Verirrten seinen Zorn fühlen läßt, sondern weil man, wenn man sich vom Prinzip entfernt und auf Abwegen Nahrung und Wohlergehen sucht, an rauhe Abhänge und in die Wüste kommt, wo nichts Gutes zu finden ist, weil das Gute da nicht gedeiht.

Wenn die Schafe auf unbekannte Wege geraten und allein auf den Bergabhängen umher irren, so mag die Strafe ihrer Meinung nach recht streng sein, ja sie mögen sogar vor Kälte und Entbehrung umkommen. Und doch hat der Hirte stets ein Herz voll Liebe und Erbarmen gegen sie. Er möchte sie so gerne in die Hürde zurückführen, ihnen Nahrung geben und sie trösten. In dieser Hinsicht sind die Sterblichen den Schafen sehr ähnlich. Will die Menschheit von ihren Leiden befreit werden, so muß sie aufhören zu sündigen. Ohne allen Zweifel ist ein gut Teil des Leidens der Menschen auf Sünde und Unwissenheit zurückzuführen. Die Schafe mögen nicht die Absicht haben, in die Wildnis zu gehen; wenn sie sich aber nur einen Augenblick von der Herde entfernen, am Wegesrand grasen, wo es ihnen so gut gefällt, verbotenes Weideland betreten, das ihnen so schön vorkommt, verlieren sie leicht den Hirten aus den Augen, und die Folgen sind dann Furcht und Verwirrung, ja Leiden und Verzweiflung.

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