In seiner einfachen, direkten, doch wunderschönen Weise, erzählt Matthäus die Geschichte des irdischen Erscheinens dessen, von dem die Propheten von alters her erzählt und dessen Kommen die Israeliten ersehnt hatten. Sie erwarteten einen König, einen persönlichen Heiland, ihren Messias, und seine Ankunft sollte mit angemessener, materieller Pracht begleitet werden. Kann man sich verwundern, daß ihre Augen, die durch materielle Theorien verwirrt, gebunden waren, so daß sie das Licht des „Sterns,“ der „die Weisen vom Morgenland“ gen Bethlehem führte „da das Kindlein war,“ nicht sehen konnten? Der Weisen ehrliches Verlangen nach dem Guten veranlaßte ihr aufrichtiges Suchen nach Gott, und die Beharrlichkeit mit der sie ihren Zweck verfolgten, hatte sie für eine Vision empfänglich gemacht. Weil gleich gesinnt, konnten sie gleichzeitig das Licht des wunderbaren Sternes sehen und miteinander darin wandeln.
Das Verlangen nach dem Guten ist dem Menschen angeboren, weil das Gute des Menschen unzerstörbares Recht ist infolge Wiederspiegelung. Wie könnte dies anders sein wenn Gott, der Vater der Menschen, unendlich gut ist? Um daher das Gute zu erfahren muß man Gott kennen. Der Mensch, als Gottes Kind, Gottes Ausdruck, steht jetzt auf dem Standpunkt alles Guten. Es ist sein göttliches Erbe. Was könnte einen von diesem wahren Erkennen trennen, und veranlassen in den Nebenpfaden materieller Wege zu wandern? Der Mensch, Gottes Idee, kann sich nie etwas anderes bewußt sein außer dem wahren Sein, Gott. Für jede wahre Idee beansprucht der Irrtum das angenommene Gegenteil. Menschliches Wissen ist die Nachahmung von göttlichem Erkennen. Mrs. Eddy definiert dieses Wissen im Glossarium von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 590): „Wissen. Der von den fünf körperlichen Sinnen erlangte Augenschein; Sterblichkeit; Annahmen und Meinungen; menschliche Theorien, Lehren, Hypothesen; das, was nicht göttlich ist und der Ursprung von Sünde, Krankheit und Tod ist; das Gegenteil von der geistigen Wahrheit und dem geistigen Verständnis.“ Dieses Wissen, die Grundlage alles Irrtums, verleitete die Menschen „viele Künste“ zu suchen, die, wie der weise Mann sagt, alle ganz eitel sind. Menschliche Theorien haben von jeher vom Geistigen zum Materiellen, vom Unendlichen und Ewigen zum Endlichen und Zeitlichen hingeführt. Dadurch ist des Menschen natürliche Neigung zu Gott, dem einen und einzigen Guten, scheinbar aufgehalten worden durch eine gegenteilige Anziehung, der menschlichen und materiellen Annahme des Guten.
Aber gerade die Tatsache, daß solche Theorien und dieses menschliche Wissen, das Sehnen des menschlichen Herzens nie und nimmer befriedigen können, hat in der Menschheit das Verlangen nach dem geistig Guten, dem wahren Erkennen Gottes oder des göttlichen Bewußtseins, erweckt. Dann, indem sie den Weg aus dem Chaos heraussucht in welches Theorien und menschliche Annahmen geführt, wird sie, wie die Weisen vom Morgenland, den scheinenden Stern von Bethlehem, welcher zu Christus, Wahrheit, führt, erblicken und ihm nachfolgen. Zuerst mag Christus nur ein Kindlein scheinen, wenn wir aber unablässig in dem Wege gehen den Wahrheit zeigt, können auch wir die Freude, welche die Engel den Hirten in den Feldern verkündigten, wahrnehmen. Mary Baker Eddy sah diesen leuchtenden Stern der ihr Verständnis so erhellte, daß sie Ihn, welcher das ewige Leben ist, erkennen konnte. Ihr aufrichtiges Verlangen und ernstliches Suchen offenbarte ihr die Christliche Wissenschaft, die Erlösung der Menschheit, welche die Lehren unseres großen Meisters, Christus Jesus, erklärt und demonstriert.
Die Christliche Wissenschaft ersetzt jeden irrtümlichen Begriff mit der wahren Idee. Sie entfernt das geheimnisvolle Dunkel, welches menschliche Theorien um jedes Ereignis von Jesu irdischer Laufbahn gewoben haben. Sie offenbart die Schönheit und Einfachheit der Lehre Christi, und verkündigt den Tag, der in der Bibel vorausgesagt worden ist, wenn „sie sollen mich alle kennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr.“ Keine Theorie, sei sie noch so anziehend, kann je der Tatsache von irgendetwas gleich sein. Während die Wahrheit Gedanken erhebt, und die Freuden, die ewig und unübertrefflich sind, und einen und alle segnen, offenbart, haben Theorien eine niederdrückende Neigung und Theorien, welche auf Theorien aufgebaut werden, führen immer weiter von Wahrheit weg. Was haben Theorien getan zur Offenbarung Gottes?
Sehen wir zum Beispiel die Weihnachtsfeier, deren wahrer Zweck Gedanken zu Gott und Seiner geistigen Idee, dem Christus, erheben sollte. Von alters her wurden die Kinder gelehrt, dies als das Fest der Feste zu lieben und zu ersehnen. Liebliche Geschichten sind um die Geburt Jesu gewoben worden, und das Bild des Jesus-Kindleins in der Krippe zu Bethlehem, dem sie auf irgendeine wunderbare Weise die Freuden und Geschenke verdanken, welche sie mit ihren Begriffen von Weihnachten verbinden, ist ihnen wohl bekannt. In einigen Ländern Europas hören sie andächtig die Erzählungen von dem Weihnachtsengel an, welcher von Haus zu Haus geht, und überall Geschenke austeilt. Wenn diese Theorie im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachtet wird, die uns lehrt, daß Engel nicht überirdische Wesen sind, die in den Wolken schweben, sondern wahre, liebevolle Gedanken, welche von Gott zum Menschen kommen, dann können wir den Kindern eine weit schönere und lehrreichere Geschichte über Weihnachten erzählen. Im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit (S. 581) gibt Mrs. Eddy die folgende klare Definition über Engel: „Engel. Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“ Jesus sagte: „Lasset die Kindlein und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen.“ Wie können wir dies tun wenn wir ihre reinen Gedanken mit mysteriösen Erzählungen, so anziehend wie sie auch sein mögen, trüben?
Jesu Ankunft auf Erden offenbarte Gottes Liebe für die Menschheit. Seine irdische Laufbahn war eine Demonstration der Liebe welche die Traurigen tröstet, die Kranken heilt, und jede irrtümliche Annahme durch die wahre Idee ersetzt, welche alle segnet die in ihren Bereich kommen. Indem sie die wahre Quelle jeder liebevollen Tat und jedes freundlichen Geschenkes kennen lernen werden die Gedanken der Kinder zum Vater-Mutter Gott gelenkt. Ihre Weihnachtsfreuden vergrößern sich; denn sie verstehen, daß sie nicht auf einen Tag des Jahres beschränkt sind, weil jeder Gedanke, welcher Liebe ausdrückt, ein Engel ist der den Christus verkündigt. Eine neue Weihnacht erwacht in ihrem Denken, denn sie lernen solche Engel, liebevolle Gedanken, zu beherbergen, und diese werden sich in liebevollen, freundlichen Taten, im Heilen, Trösten, und in göttlicher Freude ausdrücken. Sie werden verstehen, daß der Ausdruck der Liebe das wahre Geschenk ist und Kinder und Eltern erfreuen sich der Erkenntnis Gottes, welche die ganze Menschheit segnet. Alle können Ihn kennen und im Erkennen gesegnet sein. Alle werden sich der Wahrheit über Weihnachten erfreuen, welche das Echo der Dankbarkeit und Freude erweckt in jedem Herz, und vor allem, wir werden wissen, daß Weihnachten nicht nur ein besonderer Tag ist, sondern alle Zeit.
Jedesmal wenn den Gedanken die Wahrheit über irgend etwas offenbar wird, ist dies das helle Erscheinen des Sternes welcher Christus, Gottes Offenbarwerdung, verkündigt. Jede Heilung durch die Christliche Wissenschaft ist Christus mit uns — Weihnacht — und dieser Segen segnet alle, gerade durch die Tatsache, daß der wahre Geist der Weihnacht, die Offenbarung des Christus, die Menschen von materiellen Theorien und menschlichem Wissen, die das Erkennen Gottes, dem Vater-Mutter verhindert haben, befreit. Mrs. Eddy sagt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 260) in einem Artikel betitelt: „The Significance of Christmas“ (Die Bedeutung von Weihnachten): „Der Fels Christus Jesus ist die Grundlage der Weihnacht; ihre Früchte sind Inspiration und geistiges Verständnis von Freude und Erfreuen — nicht infolge Traditionen, Gebräuchen oder körperlichen Vergnügen, sondern kraft der grundliegenden und beweisbaren Wahrheit, wegen dem Himmel inwendig in uns.“
