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„Herr, lehre uns beten“

Aus der März 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Bitte der Jünger, der Meister möchte sie die richtige Auffassung vom Gebet lehren, ist auch die Bitte des Anfängers im Studium der Christlichen Wissenschaft. Ehe ein gewisser Sucher nach der Wahrheit Gott als unendlich und unkörperlich und den Himmel als einen ewigen Zustand der geistigen Harmonie klar erkannt hatte, kam es ihm vor als sei das Gebet eines wesentlichen Bestandteils beraubt worden. Dieser scheinbare Verlust erwies sich jedoch später als Gewinn, denn mit dem Aufgeben der beschränkten Auffassung von Gott als einem Herrscher, der auf einem großen weißen Tron in einem materiellen Himmel sitzt, wo die Straßen mit Gold gepflastert sind, einem Gott, der Seine Kinder richtet und ihnen vergibt oder sie bestraft, sie segnet oder verdammt, je nachdem Er will — dieser Auffassung folgte die kindliche Empfänglichkeit für die christlich-wissenschaftliche Lehre von Gott als dem unendlichen Guten.

Durch das Studium des Kapitels über das Gebet in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, machte das einstige flehentliche Bittgebet dem Gebet des Verständnisses, ja der Dankbarkeit Platz, und der junge Schüler freute sich, die Worte verstehen zu können, die zu dem älteren Sohn gesprochen wurden, als der Bruder ins Vaterhaus zurückkehrte: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.“ Alles Gute ist von jeher das Erbteil des wirklichen Menschen gewesen. Jeder Sohn des himmlischen Vaters erbt alles, und nicht, wie der Erbe materieller Besitztümer, nur seinen Teil. Können wir mehr verlangen?

Mrs. Eddy sagt den Schülern der Christlichen Wissenschaft, sie müßten, um dieses Verständnsi vom Gebet zu erlangen, in der Heiligen Schrift forschen und über deren Botschaft nachsinnen, wie einst die jungfräuliche Mutter über das süße Geheimnis der Engelserscheinung. Wir brauchen nicht zu flehen, daß die liebevollen Verheißungen der Bibel in Erfüllung gehen möchten, sondern wir müssen die Bedingungen verstehen lernen, die ihrer Erfüllung vorausgehen. Viele Verheißungen sind mit Bedingungen verknüpft, und nur wenn wir mit Gebet suchen und an die himmlische Tür des Verständnisses anklopfen, kann die Erfüllung demonstriert werden. Henry Drummond sagt in bezug auf das Gebet: „Die Menschen beten um Dinge, die sie gar nicht empfangen können und deren Preis sie gar nicht zahlen wollen.“

Der große Lehrer der Menschheit zeigte uns während seines dreijährigen Wirkens unter den Menschen an der Hand vieler nützlicher Beispiele, wie er das Mittel des Gebetes anwandte, um seine Mission zu erfüllen. Am Grabe des Lazarus war sein Gebet ein Dankgebet. Er bat nicht, daß der Tote zum Leben erweckt werden möchte, sondern er hob seine Augen auf und dankte Gott, daß sein Gebet erhört worden war. Der große Meister sah über den materiellen Augenschein des Todes hinaus auf den göttlichen Augenschein des Lebens, welches er als Gott erkannte, als stets gegenwärtig und ewig. Er hatte den Beweis, den die Auferstehung des Lazarus gab, nicht nötig, um zu wissen, ob sein Gebet erhört worden war. Seine Dankbarkeit bewies seine Erkenntnis der Tatsache, daß die Demonstration schon gemacht war, ehe diejenigen, die das Grab umstanden, den materiellen Beweis erhielten.

Die Jünger, deren Gedanken sich durch seine Lehren von einer materiellen in eine geistige Auffassung vom Leben verwandelt hatte, fühlten, wie not es ihnen tat, zu wissen, auf welche Art sie beten müßten. Bei einer gewissen Gelegenheit, als Jesus selbst betete, sagte einer seiner Jünger zu ihm: „Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.“ Darauf folgte das Gebet aller Gebete, von dem der Theologe Schaff sagte: „Von allen Arten des Gebetes ist dieses das umfassendste.“ Die wissenschaftliche Auslegung des Vaterunsers, wie Mrs. Eddy sie in Wissenschaft und Gesundheit gibt, schließt die Möglichkeit aus, daß dieses Gebet je seinen belebenden Odem für den Christlichen Wissenschafter verlieren könnte. Drum sagt unsere Führerin auf Seite 16 von Wissenschaft und Gesundheit: „Das höchste Gebet ist nicht das des bloßen Glaubens; es ist Demonstration. Solch ein Gebet heilt Krankheit und muß Sünde und Tod zerstören. Es unterscheidet zwischen Wahrheit, die sündlos ist, und der Unwahrheit des sündigen Sinnes.“

Zu Jesu Gebeten, die aufgezeichnet sind, einschließlich des Mustergebetes, auf das eben hingewiesen wurde, gehört das Gebet des inbrünstigen Dankes; die Bitte um Kraft, den menschlichen Willen dem göttlichen unterzuordnen, das Gebet am Kreuze um Vergebung für die Feinde, und das Gebet, welches man das Gebet der Verklärung nennen könnte und welches das ganze siebzehnte Kapitel des Evangeliums Johannes umfaßt. Der Meister sprach es, ehe er von seinem falschen Jünger Judas verraten wurde. Dieses Gebet tröstete und ermutigte die treuen Nachfolger Jesu, zu denen er sagte, er habe „die Welt überwunden.“ Der Meister betete, und es war in der Tat ein Gebet der Verklärung. Sein wirkliches Gethsemane lag hinter ihm. Er brauchte nicht mehr um Kraft zu bitten, um die große Probe bestehen zu können, die der Welt beweisen sollte, daß menschliches Blut vergossen werden kann, ohne daß das ewige Leben des Menschen berührt wird.

Die Verklärung Jesu von Nazareth fing vor der Himmelfahrt an. Er kannte weder Vorwürfe noch Groll. Als Judas in die Nacht hinausging, nachdem er den eingetauchten Bissen erhalten hatte, der ihn als Verräter kennzeichnete, sagte Jesus: „Nun ist des Menschen Sohn verklärt.“ Durch seinen Sieg über Tod und Grab ließ Jesus diese Erfahrungen der Menschheit zum ewigen Beweis dienen, daß das Verständnis vom Herr über die Annahme vom Tod ist. Durch das Gebet des Verständnisses kann uns jede bittere Erfahrung des sterblichen Lebens eher nützen als uns beherrschen. Undankbarkeit, Haß, jede Sünde und Krankheit bietet uns Gelegenheit, Gottes Allmacht zu demonstrieren. Durch Überwinden kann man beweisen, daß man Herr ist über alles, was Gott unähnlich ist.

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