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„Sei ein Vorbild“

Aus der September 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor mehr als zwanzig Jahren wurde ein Mann durch die Christliche Wissenschaft geheilt. Er war der Sklave der Sinnlichkeit gewesen, worauf ihn dann die befreiende Kraft der Wahrheit aus „dem Diensthause“ führte. Die unsauberen Geister wurden fast sofort ausgetrieben, und der Mann war vollständig umgewandelt. Tatsächlich wiederholte sich hier folgende in der Heiligen Schrift aufgezeichnete Begebenheit: „Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesu und sahen den, der von den Teufeln besessen war, daß er saß und war bekleidet und vernünftig.“ Unter denen, die da kamen und ihn fanden, war einer, der jahrelang sein Zechgenosse gewesen war. Er war sprachlos vor Staunen, als er diese wunderbare Umwandlung sah. Sie schien ihm unmöglich. In seiner zynischen Ausdrucksweise war dies „zu gut, um wahr zu sein.“ Zu dem Erstaunen gesellte sich Zweifel und dann höhnischer Unglaube. „Das ist unglaublich,“ „Das kann nicht wahr sein,“ „Das wird nicht lange dauern,“ lauteten die unbarmherzigen Bemerkungen dessen, der Augen hatte, aber nicht sah, Ohren hatte, aber nicht hörte. Und so kam es, daß dieser weltkluge Mensch die Fortschritte des modernen Pilgers von Tag zu Tag beobachtete, weil er mit Bestimmtheit erwartete, dieser werde stolpern, fallen und dann abermals zu den Fleischtöpfen Ägyptens zurückkehren oder sich seitwärts wenden und hoffnungslos in dem Sumpf der Verzweiflung versinken. Statt dessen aber entfaltete ein Tag nach dem anderen etwas Gutes, und es gab „keine Nacht“ mehr. Weder Straucheln noch Fehlschlag, weder Abschweifung noch Rückfall fand statt, sondern, Gott sei Dank, nur der „Strahlenglanz des Lebens“ war zu sehen, wie sich Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit ausdrückt (S. 584).

Fünfzehn lange und trübe Jahre saß der Zyniker an dem Ort, „da die Spötter sitzen,“ und bezahlte, ohne es vermeiden oder verhindern zu können, die volle Miete für dieses Sitzen, ja bis zum „letzten Heller.“ Verweilen wir einen Augenblick an diesem Punkte und betrachten wir dieses Bild — diejenigen unter uns, die sich versucht fühlen, der lügenhaften Suggestion Gehör zu schenken, daß wir zu viel für unseren Platz im Rate der Frommen bezahlen. Halten wir inne, um den geringen Preis, den wir zahlen, mit dem hohen, ja enormen Preis für den Sitz unter den Spöttern zu vergleichen. Dann werden wir unserem liebevollen Vater-Mutter Gott Danklieder singen, der uns alle unsere Sünden vergibt und alle unsere Gebrechen heilt, und wir werden nie wieder murren, Kritik üben oder uns beklagen.

Ohne sich dieser auf ihn gerichteten kritischen Beobachtung bewußt zu sein, fuhr der Schüler der Christlichen Wissenschaft fünfzehn frohe Jahre lang geduldig fort, zu „laufen und nicht matt“ zu werden, zu „wandeln und nicht müde“ zu werden. Dann ereignete sich etwas Außerordentliches (war es wirklich außerordentlich?). Infolge der stillen aber unwiderstehlichen Gewalt des guten Beispiels seines Freundes und offenbar gegen seinen Willen wurde der Zyniker dazu veranlaßt, in der Christlichen Wissenschaft Heilung zu suchen und sein Antlitz und seine Schritte dem ewigen Lichte des Lebens, der Wahrheit und der Liebe zuzulenken. Mit Hilfe eines Artikels in einer der unschätzbaren Zeitschriften, die von Mrs. Eddy begründet und von der Verlagsgesellschaft der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht werden, lernte er später den wahren Sinn der Bibelstelle verstehen: „Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde.“ Er sah ein, daß er ohne Zweifel selbst einer von denen war, die genötigt werden, hereinzukommen, wobei aber der einzige Zwang in der liebevollen, nie versagenden Macht eines guten Beispiels bestand — in dem Vorbilde eines Menschen, der in Demut beständig danach trachtete, des Meisters Befehl zu gehorchen: „Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Der Anfänger schloß sich einer kleinen Zweig-Kirche Christi, der Scientisten an, und mit der Zeit wurde ihm ein bestimmter Dienst in der Kirche angewiesen. Hier nun machten sich bald wider Erwarten kleine Reibungen und scheinbare Meinungsverschiedenheiten bemerkbar, die ihm wegen seines Mangels an Wachsamkeit wirklich und abstoßend erschienen. Der persönliche Sinn und Empfindlichkeit, auf die er hörte und an die er glaubte, riefen den Mesmerismus der Ungeduld, der Gereiztheit, des Unwillens und der Abneigung hervor, und ehe er sich dessen versah, stand er im Begriff, die Kirchenarbeit, die Kirche und die Christliche Wissenschaft ganz und gar aufzugeben. Bei jeder derartigen Gelegenheit jedoch erinnerte ihn einer der „Engel Seiner Gegenwart“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 512) an das standhafte Vorbild seines Freundes, das ihm fünfzehn trübe Jahre hindurch wie ein helles Licht, wie ein Leuchtfeuer in der Nacht geschienen hatte. Nun folgte die naheliegende Frage, ob nicht vielleicht jemand ihn beobachtete, wie er früher seinen Freund. Und da ihm seines Freundes Beharrlichkeit so sehr geholfen hatte, sollte er jetzt seinem unbekannten Beobachter untreu werden? Hatte er nicht eine Pflicht, eine heilige Pflicht zu erfüllen, nämlich das Licht des Vorbildes ebenfalls wiederzustrahlen, damit „sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“? Dann wurde die freundliche und liebevolle aber gebietende Stimme vernehmbar, welche sagte: „Reichlich habt ihr empfangen, reichlich gebt“ (n. d. engl. Bibelübersetzung). Ist es somit ein Wunder, daß Eigenwille jedesmal zum Schweigen gebracht und neuer Mut erlangt wurde zum weiteren guten Kampf des Glaubens, der Wahrheit und der Liebe? So strahlte allmählich das Licht eines geläuterten Lebenszweckes, das Leuchtfeuer eines selbstlosen Strebens, die Liebe zum Dienste. Unsere verehrte Führerin griff mit sicherer Hand in die Saite des Selbst, so daß dieses zitternd in Musik aufging und verschwand. Und diese Musik ist stets eine Musik der Liebe und des Dienstes. In einer Stelle voller Lieblichkeit und Zartsinn und zugleich voller Kraft sagt Mrs. Eddy (Miscellaneous Writings, S. 110): „Gibt es ein würdigeres Streben, als das, was Jesus liebte, in euch aufrechtzuerhalten, und zu wissen, daß euer Vorbild mehr als alle eure Worte die Moral der Menschheit fördert?“

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