Was der Unterschied zwischen Jesus Christus und anderen Menschen sein sollte und was dieser Unterschied geblieben ist, wurde von Jesaja voraus gesagt in der Verheißung, daß der Geist der Weisheit und der Erkenntnis auf ihm ruhen würde und dessen „Wohlgeruch wird ... sein die Furcht des Herrn.“ Wie dieses Verständnis den Gesichtspunkt und das Verhalten von Christus beeinflussen würde, hat der Prophet beschrieben als er sagte: „Er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen, noch Urteil sprechen, nach dem seine Ohren hören, sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande und wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.“ Von ihrer symbolischen Darstellung getrennt, bedeutet diese Analyse einfach, daß die Standpunkte von Leben und Intelligenz in Christus oder Wahrheit geistig, nicht materiell sind; daß das Sinnenzeugnis vollständig verworfen wird von diesem Gesichtspunkte aus und dadurch das Böse und seine Kundgebungen zu nichts reduziert werden.
Geistiges Verständnis fegt alles aus dem Wege außer Geist und Geistigkeit. Aus diesem Grunde wird Verständnis, wie es in Sprüche erklärt ist: „Ein Brunnen des Lebens dem, der sie hat.“ Weil dieser Brunnen des Lebens für die ganze Menschheit offen ist, war es die Größe seines geistigen Verständnisses, was den Unterschied zwischen Jesus Christus und der übrigen Menschheit ausmachte und ihm die Macht verlieh, alle Menschen zur Wahrheit emporzuziehen. Verständnis ist eine geistige und daher unsterbliche Qualität, und was von dieser Macht ausgedrückt wurde im ersten Jahrhundert, ist ebenso wirklich und wirksam im zwanzigsten Jahrhundert. Da Jesus die Fortdauer dessen, was wirklich ist, kannte, sagte er: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Dieses Verständnis wird in der Wissenschaft von Christus, oder Christlichen Wissenschaft, dargelegt, und Mrs. Eddy schreibt darüber auf Seite 506 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Verständnis ist eine Eigenschaft Gottes, eine Eigenschaft, welche die Christliche Wissenschaft von Vermutung scheidet und Wahrheit endgültig macht.“
Da geistiges Verständnis das einzige Mittel ist, durch welches die Wirklichkeit des Seins gewonnen wird, ist es natürlich das eine Ding in der Welt, welches der Müche wert ist, zu erlangen. Alle müssen es erringen; alle müssen es schließlich haben; niemand kann ihm beständig ausweichen. Der materielle Sinn kann es nicht geben, da der materielle Sinn nichts davon weiß und die Sinne verleugnet werden müssen, ehe es gewonnen werden kann. Weil Verständnis eine Qualität Gottes ist, muß es von Gott zum Menschen kommen. Der Mensch, als Gottes Bild und Gleichnis, verdankt alles was er ist und hat Gott, und auf Grund dieser absoluten Abhängigkeit der Idee von ihrem Prinzip, kann der Mensch nichts besitzen, das nicht von Gott kommt. Somit kann der Mensch eigentlich nicht in Unwissenheit über Geist sein, weil Unwissenheit keine Wirklichkeit ist welche geistige Erleuchtung verdunkeln könnte; sie ist die scheinbare Abwesenheit dessen, das nie abwesend ist, eine Nichtsheit, die vor der Wirklichkeit unendlicher Intelligenz verschwindet. Wenn ein Mensch einsieht und anerkennt, daß Verständnis durch das Bewußtsein des einen göttlichen Gemütes, oder unendlichen Prinzips kommt, und nicht von einem Bestreben des materiellen Sinnes oder Intellektes, so hat er den Weg des fortschrittlich entfaltenden Verständnisses entdeckt und kann beständig auf demselben vorwärts gehen. „Geist,“ schreibt Mrs. Eddy auf Seite 505 von Wissenschaft und Gesundheit, „teilt das Verständnis mit, welches das Bewußtsein erhebt und in alle Wahrheit leitet.“
Was dieses Verständnis ist und welches die Zeichen seines Kommens sind, sind nur dem materiellen Sinn ein Rätsel. Verständnis ist die Atmosphäre geistiger Intelligenz und es versteht nur die Dinge des Geistes. Wenn ein Mensch beginnt, geistiges Verständnis zu empfangen, erkennt er es an dem Einfluß, welchen es hat, seine Gedanken auf Gott zu lenken. Sobald eines Menschen Gedanken sich zum Guten, zum göttlichen Prinzip, wenden, erscheint das Böse mehr und mehr machtlos und das Verständnis, nach dem man suchte und sich sehnte, wird erkannt als eben die Fähigkeit, die Wirklichkeit und Allheit des Guten und die daraus folgende Unwirklichkeit und Nichtsheit des Bösen zu verstehen. Salomo betete um ein verständiges Herz, daß er zwischen Gut und Böse unterscheiden möge, und die Erkenntnis der Notwendigkeit eines Maßstabes, nach dem er die Trennung zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Irrtum, bemessen könne, war der Anfang seines Verständnisses. „Geistiger Sinn,“ schreibt Mrs. Eddy auf Seite 505 von Wissenschaft und Gesundheit, „ist das Erkennen des geistig Guten. Verständnis ist die Scheidelinie zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen. Geistiges Verständnis entfaltet Gemüt — Leben, Wahrheit und Liebe — und demonstriert den göttlichen Sinn, indem es den geistigen Beweis des Universums in der Christlichen Wissenschaft liefert.“
Verständnis muß unbedingt ebenso unbegrenzt sein in seiner Entfaltung, wie es das göttliche Prinzip ist, welches verstanden werden soll. Es ist daher selbstverständlich, daß niemand alles Verständnis in einem Momente erreicht; es ist das Werk der Ewigkeit. Selbst Jesus versuchte nicht das erhabene Verständnis des Lebens im Siege über den Tod zu demonstrieren, bis daß er sein Verständnis im Überwinden aller geringeren, sündigen und physischen Annahmen des sterblichen Gemütes bewiesen hatte. Sein Verständnis entfaltete sich fortwährend und in demselben Maße vermehrte sich seine Macht der Beweisführung. Es ist eitel für jemand, sich nach dem geistigen Verständnis, welches Jesus hatte, zu sehnen, solange man vernachlässigt, das wenige Verständnis, welches man schon erlangt hat, zu betätigen. Verständnis vergrößert sich durch die Anwendung und jemand, der auch nur einen Glimmer von Christus, Wahrheit, gewonnen hat, hat etwas von dem Unterschied zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen wahrgenommen; und genau in dem Verhältnis, als er die Scheidelinie zwischen dem Guten und Bösen, dem Wirklichen und Unwirklichen erkannt hat, kann er das Verständnis anwenden zu der Zerstörung des Bösen. Er mag heute, in den unbedeutendsten Dingen, zwischen Gut und Böse unterscheiden müssen. Aber wenn er seinem Verständnis von der Wirklichkeit des Guten treu ist in den kleinen Dingen des Augenblicks, bereichert er sein Verständnis und die darauffolgende Beweisführung für die größeren Ereignisse von Morgen. Nur dadurch, daß man fortwährend beweist, daß das Dasein gut ist, kann man wissen, daß man geistiges Verständnis gewinnt; denn das ist die Essenz von der Wahrheit, die verstanden werden muß.