Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Christian Science: Göttliche Metaphysik

Aus der Januar 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Ausdruck Metaphysik wird in den vielen Werken unserer Führerin, Mrs. Eddy, fortwährend gefunden. Er wird oft mit den Worten „göttlich“ oder „christlich“ verbunden. Es ist natürlich wohl verstanden, daß der Ausdruck Metaphysik sich auf Dinge im Reiche des Gemütes bezieht, aber unter Philosophen wurde er nie als ganz unzusammenhängend mit Physik angesehen. Das heißt, er wurde nicht als ultraphysisch angesehen, oder als auf etwas hindeutend, das von anderen als den materiellen Sinnen verstanden werden könnte, weil diese Schreiber sich keine andere Art und Weise des Denkens vorstellen konnten, als die des materiellen Gemütes, oder Gemüt in einem materiellen Hirn. Die moderneren Philosophen, die anfangs des achtzehnten Jahrhunderts über Metaphysik geschrieben haben, besonders die schottischen Metaphysiker, solche wie Reid, Hamilton und Dugald Stewart, die den Gedanken in Boston sehr beeinflußten — haben vielleicht den Boden für den Empfang der großen Entdeckung, die Mrs. Eddy einige Jahre später machte, vorbereitet.

Doch war diese Entdeckung, wie man sehen kann, eine tatsächliche Verwirrung von alledem was vorher über Metaphysik geschrieben worden war. Es ist weder Ähnlichkeit noch Verwandtschaft zwischen den Werken von Mrs. Eddy und denen von Plato, Aristoteles, Hegel, Kant, Leibnitz und anderen. Einige dieser Philosophen behaupteten, daß das Absolute, das Unendliche — oder das „Bedingungslose“ wie es einige nannten — unverständlich sei, während andere zugaben es sei verständlich; aber niemand wagte zu sagen, daß man es durch etwas anderes als das endliche menschliche Gemüt verstehen könne. Offensichtlich, das Endliche konnte das Unendliche nicht wirklich verstehen. Es überblieb Mrs. Eddy, mit ihrer tieferen geistigen Einsicht,— buchstäblich mit dem „Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes,“ den gordischen Knoten zu zerschneiden — durch ihre Behauptung und ihren Beweis durch Demonstration, daß der wahre Mensch den unendlichen Gott kennt, gerade weil er, da er geistig und nicht materiell ist, Zugang hat zu dem einen Gemüt, Gott, der Quelle aller Intelligenz. Es gibt daher nichts das der Mensch nicht wissen kann — das heißt, von dem was dem Guten, Gott, angehört. Es folgt daraus, daß das Böse, das Gegenteil des Guten, weder von Gott noch von Mensch als eine Wesenheit gekannt sein kann, und daß es darum eine Illusion des angenommenen sterblichen oder fleischlichen Gemütes sein muß, welches in Wirklichkeit nicht existiert.

Die alten Schriftsteller haben von jeher den Standpunkt eingenommen, daß das einzige wirkliche Wissen das ein Mensch haben kann, das seines eigenen Daseins ist; daß er nichts anderes mit Gewißheit sagen könne als „Ich bin,“ und viele wiederholen dasselbe immer noch. Es war dies zur Zeit von Moses ein bekannter Grundsatz in Ägypten; denn als Moses sich fürchtete seinem eigenen Volke die Botschaft der Befreiung zu überbringen — da er keinen Namen wußte, bei welchem er die göttliche Quelle seiner Botschaft andeuten konnte, und doch wünschte dem Volke seine eigene Überzeugung von der Einheit, oder dem Einssein, alles Daseins, mitzuteilen — wurde ihm eingegeben zu sagen: „Ich bin ... der hat mich zu euch gesandt“ (Zürcher Bibel). Es ist bemerkenswert, daß diese Worte durch Demonstration bestätigt wurden, wie es auch die Lehre der Christian Science lehrt.

Die göttliche Metaphysik setzt das Verständnis von Gott voraus, nicht nur als etwas Mögliches, sondern als die eine und einzige Bedingung einer harmonischen Existenz und sie erklärt, daß der Weg auf dem man Gott erkennen kann auf geistigem, nicht materiellem Sinn ist. Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 209): „Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit Gott zu verstehen,“ und auf Seite 261 sagt sie: „Trenne den Sinn vom Körper oder von der Materie, die nur eine Form der menschlichen Annahme ist, und du wirst die Bedeutung von Gott oder dem Guten und das Wesen des Unwandelbaren und Unsterblichen verstehen lernen.“

Nun ist es ganz offensichtlich, daß die menschlichen Wesen von Anbeginn eine gewisse Art Fähigkeit besaßen, Gott zu verstehen; denn sonst wäre dieses beständige Suchen nach einer Kenntnis des Unsichtbaren, welches die Werke von Denkern zu allen Zeiten charakterisierte, nicht gewesen. Schon zu der Zeit als das wunderschöne Buch Hiobs geschrieben wurde, war das Verlangen nach einem wahren Verständnis von Gott und die darauffolgenden Segnungen offenbar. Eliphas der Temaniter sagte: „So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen,“ und dann folgt eine Beschreibung von dem, was dieses Gute sein wird, und wie dieses Verständnis einen Menschen befähigen wird seinen Mitmenschen zu helfen. Als dann Hiob zuletzt das Bewußtsein des immanenten Christus selbst gewann, schrie er aus: „Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat mein Auge dich gesehen.“

Das Suchen nach einem Verständnis von Gott ist kein vergebliches Suchen; es wird nicht durch den materiellen Sinn erreicht, sondern gerade in dem Verhältnis als der materielle Sinn verschwindet. Die physischen Wissenschafter aber haben diese Fähigkeit, Gott zu verstehen, verneint, eben weil sie nicht fähig waren eine Fähigkeit, außer den physischen Sinnen die von dem menschlichen Hirn ausgehen, wahrzunehmen. Die Menschen wurden mit Entschuldigungen vertröstet und man gab ihnen Dogma und Theorie anstatt Lehre; dies geschah bisweilen mit dem absichtlichen Plan sich die Macht über Gewissen und Tätigkeiten der Menschen zu erhalten, bisweilen aus offensichtlicher Unwissenheit. Wenn Menschen so geleitet wurden, konnte in der Welt nichts als Zwietracht, Streit und Krieg sein, was zu Tyrannei, Unterdrückung, Krankheit und Mangel führen mußte.

Aber durch alle Zeitalter hindurch hat eine allmähliche Annäherung zu einem besseren Verständnis der Wahrheit stattgefunden, doch haben eitle Behauptungen und lange Reden der alten Philosophen und Theologen nichts getan um die Menschheit zu erleuchten und viel um sie blind zu machen. Als Sir William Hamilton, einer der großen schottischen Philosophen, beschuldigt wurde seine Werke seien unverständlich, antwortete er: „Es gibt zwei Arten der Unverständlichkeit, wenn man mir gestattet es zu sagen, eine ist der Fehler des Schriftstellers — die andere der Fehler des Lesers.“ Doch kann in der göttlichen Metaphysik keine Unklarheit sein, weder auf Seite des Schriftstellers, noch des Lesers, da das göttliche Gemüt die Quelle aller Intelligenz ist. Sie ist nicht von dem sogenannten gebildeten, menschlichen Intellekt abhängig. Ein Kind kann sie verstehen und ein Kind kann ihre Wahrheiten demonstrieren. Wahrlich wir können mit dem Meister sagen: „Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.“

Die alten metaphysischen Systeme unterscheiden sich von der göttlichen Metaphysik der göttlichen Wissenschaft oder Christian Science folgendermaßen: Christian Science findet, daß ein Verständnis von Gott erreichbar ist; daß es das einzige wirkliche Wissen ist, daß, wie Mrs. Eddy auf Seite 465 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt: „Gott ... unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe“ ist, daß Er das einzige Ego, das eine Ich bin ist, daß es weder Geister, Seelen noch Gemüter gibt, daß Gott allmächtig, allgegenwärtig und allwissend ist, und daß es deshalb keine andere Macht, keine andere Gegenwart und keine andere Intelligenz gibt; daß der Mensch nicht materiell ist, sondern die geistige Wiederspiegelung, Wahrnehmung, Ausdruck oder Idee Gottes; daß das menschliche, sterbliche Gemüt und Persönlichkeit eine Illusion ist, eine Mythe; daß es keine Materie und infolgedessen kein Gemüt in der Materie gibt; daß das Wirkliche geistig ist; und daß dies alles wahr, demonstrierbar und beweisfähig ist und der Menschheit in dem Verhältnis, als der materielle Sinn verschwindet, erkennbar wird. Der Beweis liegt in der Demonstration der Macht Gottes durch das Verständnis und das geistige Denken des Menschen, und er besteht in dem Überwinden von Sünde, Leiden, Krankheit, Disharmonie, Mangel, Unterdrückung, Grausamkeit und dem vollständigen Zusammenbruch aller sogenannten materiellen Gesetze, welche die Tätigkeit von des Menschen rechtmäßiger Herrschaft beschränken.

Schon vor altem wurde es erkannt, daß alle Ursache im Gemüt ist, aber solange als man Ursächlichkeit zu den vielen einzelnen sterblichen Gemütern zurückgeführt hatte, konnte nichts als Verwirrung entstehen. Aus diesem Grunde wurde die materielle Art des Vorgehens gegen all die scheinbaren Übel der Welt angenommen, versucht und beibehalten, trotz der unbefriedigenden Ergebnisse. In Religionslehre, in den Gerichtshöfen, im Krankenzimmer, im Ratsaal, in der Universität und in den Schulen hat die materielle Sache die Oberhand gehabt. Materie ist noch immer der volkstümliche Gott. Aber gerade wie in der Entfaltung und Entwicklung der physischen Wissenschaft die Materie täglich verdünnert wird, wird Ursache mehr und mehr zur Mentalität zurückgeführt und eine neue quasi-metaphy-sische Tendenz fängt an zu erscheinen. Darin liegt die große Gefahr für solche die nicht wachsam sind und die feineren Methoden, welche die alten Ideen ersetzen, nicht erkennen. Das Böse scheint immer undeutlichere Formen anzunehmen, bis daß es endlich zerstört wird.

Zwischen dem materiellen und dem geistigen Sinn,— zwischen göttlicher Metaphysik und der Metaphysik der Schulen,— ist der große Abgrund welcher Lazarus von Dives trennte; aber dieser Abgrund ist von der Entdeckerin der Christian Science überbrückt worden. Ist dies nicht die größte Errungenschaft seit der Zeit von Christus Jesus? Hat irgendeine Wissenschaft, irgendeine Philosophie, oder irgendeine religiöse Lehre je etwas getan um die Menschen Gott kennen zu lernen, und sie von dem Schrecken, den Lastern, Krankheiten und Sorgen, welche seine menschliche Existenz heimsuchen, zu erlösen? Nein. Physische Wissenschaft, Kunst, Philosophie und menschliche Organisationen haben nur eine bemäntelte Existenz, so daß, nach Jahren der Unwissenheit und falschem Denken, des Zynikers Definition von Glück, als ein „ganz unsicherer Aufschub unerträglichen Leidens,“ scheinbar wahr geworden ist. Die großen Philosophen haben die Menschen nie näher zum Himmelreich, dem Reich der Harmonie und Unsterblichkeit, gebracht.

Man würde glauben, daß eine so große Entdeckung, wie diejenige die Mrs. Eddy im Jahre 1866 gemacht hat, die Welt erschüttert hätte; aber unser Meister, Christus Jesus, hat gesagt: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Einem jeden muß einmal, auf irgendeine Art, und irgendwo die Überzeugung kommen, daß Gott verständlich ist und daß dieses Verständnis, wenn erreicht, alle seine Wünsche erfüllen wird. Es gibt nur einen Weg dieses Verständnis zu erlangen, und dieser ist Christus, das Wort welches Fleisch ward und „wohnte unter uns.“ Der Vater wird durch den Sohn erkannt, das reine vollkommene, ungefallene, geistige Bild und Gleichnis von Gott — der Christus oder die göttliche Idee. Als Philippus zum Meister sagte: „Zeige uns den Vater, so genüget uns,“ kam die Antwort: „Wer mich sieht, der sieht den Vater,“ und dann folgten die wunderbaren Worte: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater. ... der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.“ In der Tat wunderbare Verheißungen, und sie werden heute, durch das erleuchtete Verständnis, welches die Christian Science der Menschheit gegeben hat, erfüllt.

Christus Jesus hat den Weg gezeigt, doch ist seine Lehre leider mißverstanden worden. Ja, nur wenige seiner nächsten Nachfolger verstanden entweder seine Worte oder die ganze Bedeutung seines Lebens und seiner barmherzigen Taten. Dessenungeachtet, seine Werke konnten nicht vergehen. Wenn sie während mehr als achtzehnhundert Jahren in einem Nebel von Selbstbefriedigung, materiellem Denken, verborgen lagen, was macht das aus, seit sie heute durch die Werke einer ergebenen, inspirierten und selbstaufopfernden Frau offenbart wurden? Solche, die die Bibel im Zusammenhang mit „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ studiert haben, haben ein neues Dasein gefunden; solche, die Mrs. Eddys Bücher gelesen haben, erfahren Heilung, und eine geistige Wahrnehmung welche bloße physische Erleichterung bei weitem überragt. Ihr großes Werk, ihre Lehre und viele hilfreiche Organisationen, die sich auf das Prinzip gründen, umfassen die Erde und haben die göttliche Metaphysik, als die wahre und einzige Basis von diesem Verständnis von Gott, das Unendliche und das Absolute, von dem der Meister sagte, es sei das ewige Leben, begründet.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1921

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.