Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Von Nebos Höhen

Aus der März 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Geschichte zeigt wenige bedeutungsvollere Szenen als die, als der Führer, der die Heere der Israeliten so lange geführt hatte, auf die Höhen des Berges Pisgah stieg, um seine Augen „gegen Abend und gegen Mitternacht und gegen Mittag und gegen Morgen“ zu heben, damit er von diesem überragenden Gipfel aus seinen Weg aus den Begrenzungen des sterblichen Sinnes herausfinden könne. Er hatte sich selbst gefunden, durch Demut und Gehorsam, während er an den schattigen Abhängen des Sinai sein Zelt aufgeschlagen hatte, und furchtlos begegnete er, später, der Wut von einem der mächtigsten der Pharaos. In dem wunderbaren Licht am Horeb redete er mit Gott, wie mit einem Freunde, und bekam die zehn Gebote die er seinem Volke übergab, das er, wie ein Kind, durch all die Erfahrungen ihrer Wüstenwanderung geführt hatte, und natürlich sehnte er sich mit ihnen die vollkommene Erfüllung der Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob zu erfahren. Doch wurde ihm das verweigert, und beim Sonnenuntergang des Sterblichen erwachte er zu dem größeren Leben, und „seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen.“ Mit dem verheißenen Land zu seinen Füßen verschwand er „den der Herr erkannt“ hatte „von Angesicht zu Angesicht“ von den irdischen Szenen.

Es war ein wunderbar dramatischer Weggang für diesen großen alten Ritter des Exodus, der dem, sechshundert Jahre spätern, nicht weniger wunderbaren Weggang Elias vorausging, als, wie geschrieben steht, das Wasser sich „teilte ... auf beide Seiten,“ und er und sein unzertrennlicher Gefährte beide „trocken hindurchgingen,“ um die Vision der Wagen und der feurigen Rosse mit welchen er glorreich verschwand, wahrzunehmen; und gebührend eine noch größere, noch wunderbarere Auffahrt darstellte als der Mann von Galiläa erhaben, doch demütig, inmitten seiner wundernden Jünger, zu der Krone des Ölbergs, gegen Nebo ging, und während sie ihn noch sahen „ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.“

Angesichts dieser wunderbaren Ereignisse, dieser Anziehung nach dem Großen, wird dem Scheiden aus dieser menschlichen Erfahrung ein ganz neues Licht und eine neue Bedeutung gegeben. Es ist nicht Niederlage sondern Sieg, es redet nicht für Verfall in Dunkelheit, sondern von Triumph im Licht, für die Befreiung von der gefürchtetsten Knechtschaft der Materialität. In der Christian Science wird es klar, daß dies mit jedem Erwachen zu geistiger Wirklichkeit übereinstimmt, und, daß der einzige Tod, den wir zugeben sollen, der Tod des Irrtums ist, der die verneinende Seite der neuen Geburt ist, von welcher Mrs. Eddy gesagt hat (Wissenschaft und Gesundheit, S. 548): Jede Qual des sterblichen Irrtums hilft dem Irrtum den Irrtum zerstören und unterstützt dadurch das Erfassen der unsterblichen Wahrheit. Dies ist die neue Geburt, die stündlich vor sich geht, in der die Menschen Engel beherbergen mögen, die wahren Ideen Gottes, den geistigen Sinn des Seins.“ Das ist die neue Geburt „die stündlich vor sich geht,“ in der Erfahrung aller, welche die Allerhabenheit vom „Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu,“ über die Gesetze materieller Annahmen, beweisen.

Der Zeiger von beinahe allen Glaubensbekenntnissen der vergangenen Jahrhunderte zeigt abwärts, wenn diese letzte Szene des menschlichen Dramas angedeutet wurde. Die Erwartungen von fast aller Welt bezeichneten den Lebenslauf des Menschen mit den Grenzsteinen der Gebrechlichkeit, des Verfalls und des Todes. Diese Anschauung der sogenannten materiellen Wissenschaft wurde von der christlichen Theologie angenommen. Sie hat die biblische Erklärung, daß der Tod ein Feind sei der überwunden werden müsse vergessen und die Annahme des Verfalles als normal, von Gott bestimmt und darum unumstößlich, erklärt. Krankheit und Siechtum sollten auf jede materielle Art und Weise, die mit Gebeten ergänzt werden konnte, bekämpft werden, um vielleicht den „Lauf der Natur,“ wenn auch nur für eine Zeitlang, zu beherrschen; doch werden schließlicher Mißerfolg und Unterordnung als unentrinnbar angenommen. Dieser mentale Zustand hat notwendigerweise den Kampf ums Dasein seiner Hoffnung, seiner Energie und seines Zieles beraubt.

Und doch bestätigen und illustrieren die Erfahrungen von Moses, Elia und Christus Jesus so deutlich die wissenschaftliche Tatsache, daß in und durch den immer aufsteigenden Gedanken geistigen Verständnisses, jede Erscheinung und jedes Ergebnis des materiellen Sinnes beseitigt werden kann und beseitigt werden muß. Ein jeder sukzessive Schritt in der Laufbahn des Christen soll nicht ein Abwärtssondern ein Aufwärtsgehen sein. Das wird im vierundzwanzigsten Psalm poetisch dargestellt. Es ist die Gesamtsumme des wunderbaren fünfzehnten Kapitels des ersten Korintherbriefes, und es ist das nicht unerreichbare Ideal das in der Lehre der Christian Science dargestellt wird. Durch die Läuterung des Lebens, Hingebung der Bestrebungen und Erhebung der Gedanken müssen wir den Gipfel der Wissenschaft erreichen wo der Tod besiegt wird. Auf Seite 41 von „Miscellaneous Writings“ sagt Mrs. Eddy: „Mentale Läuterung muß vorwärts gehen; sie fördert geistiges Wachstum, ersteigt den Berg menschlicher Bestrebungen und gewinnt den Gipfel der Wissenschaft der auf keine andere Weise erreicht werden kann, — wo der Kampf mit Sünde ewig vollendet ist.“ Unser Wegweiser stieg zu einer Höhe von der er auf das tote Meer der Materialität, die ungezählten Annahmen des falschen Sinnes, hinabschaute, hinab auf das Tal von Josaphat, dem Begräbnisplatz der Theologie und religiösen Traditionen, hinab, sogar auf das Jerusalem welches irdisch ist. Unaufhörlich stieg er aufwärts bis er den erhabenen Punkt der Vision, welcher den ungebrochenen Horizont der geistigen Wahrheit umfaßt, erreicht hatte. Dort am Höhepunkt der erlösenden Allerhabenheit der Liebe, zeigte er der ganzen Menschheit wie der „letzte Feind“ überwunden wird.

In vollständiger Harmonie mit dieser Beweisführung unseres Meisters hat Mrs. Eddy ihren Schülern in Wissenschaft und Gesundheit diesen Rat gegeben: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist“ (S. 393); „Die Sünde brachte den Tod, und mit dem Verschwinden der Sünde wird der Tod verschwinden“ (S. 426); „Jesus sagte dem Wesen nach: ,Wer an mich glaubet, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.' Das heißt, wer die wahre Idee vom Leben wahrnimmt, verliert seine Annahme von Tod“ (SS. 324–325). Der Tod sollte, zusammen mit der Furcht davor und der Vorbereitung dafür, die unser menschliches Leben so sehr beeinflussen, aus unserem Denken verschwinden. Wenn wir begreifen, daß das Überwinden des Todesurteils eine gegenwärtige, fortschrittliche Errungenschaft ist, die parallel geht mit unserem Wachstum im Verständnis geistiger Wahrheit — ein Begriff der vor dem Erscheinen der Christian Science in den Glaubensbekenntnissen des Christentums sozusagen keinen Platz hatte — dann wird die Möglichkeit, den Sieg darüber zu erringen, offensichtlich. Unser Kampf mit angreifenden Krankheiten wird den Mut der Überzeugung kennzeichnen, und zunehmende Langlebigkeit wird, beides, erwartet und erfahren werden. Einer der in der Lösung kleinerer mathematischer Probleme tüchtig geworden ist, hat die beständige Inspiration der Erkenntnis, daß diese Tatsache die Versicherung und Verheißung vermehrter Fähigkeit die größeren Aufgaben zu lösen, ist, und er faßt sie mit Vertrauen und festem Vorsatz an. Desgleichen mag der Christ immer mutiger und seiner selbst sicherer werden, weil er sieht, daß das Vollbringen der „größeren Werke,“ zu denen er berufen worden ist, nur von seinem geistigen Fortschritt abhängt. Die kleineren Beweisungen bringen die größeren herbei, denn sie bezeugen den Gewinn der Erkenntnis Gottes, welche die Macht Gottes immer und natürlich begleiten. Indem der alte Mensch „abgelegt“ wird, wird auch alles was ihm angehört in logischer Weise und unvermeidlich aus den Gedanken entfernt und dann auch endgültig aus der Erfahrung, bis das Leben in Christo, nach dem wir jetzt streben, im ewigen Leben aufgeht. Wir müssen von den niederen Tälern der Materialität fliehen und Gottes Berg ersteigen, denn nur da kann die Verklärung vor sich gehen. Da ist das Hermon wo Lichtglimmer den aufwärtsblickenden menschlichen Sinn erleuchten. Es ist der Ölberg geistiger Reinheit und vollkommener Vision, und die geringste Heilung der Sinne, wenn richtig verstanden, zeugt davon und erweckt fortwährende Zunahme dieser geistigen Versicherung, die uns „mehr als Sieger“ (n. d. engl. Bibelübersetzung) macht. Die Wissenschaft des Lebens enthält kein Begräbnis und kann keine Kenntnis eines Begräbnisses enthalten.

Das ist eine bezeichnende Lehre der Christian Science. Sie ruft jedem Gläubigen zu und sagt: „Erhebe dich und geh, auf den Berg des Herrn; von seinem Gipfel aus gehen wir aufwärts.“ Sie lehrt, daß wir in der Tatsache, daß wir darüber triumphieren und ihr nicht untertan sind, einen Ausweg finden müssen aus der Materialität, aus allem Irrtum heraus. Wenn alle Dinge, einschließlich des Todes, in Gedanken aufgelöst worden sind, wird die sogenannte objektive Erfahrung als Bewußtsein ausgedrückt. Das Wirkliche außerhalb wird in uns gefunden; dies erklärt Paulus Worte in verständlicher Weise wenn er sagt: „Ich sterbe täglich.“ Es ist offensichtlich, daß die Erfahrung auf die er hinweist der bewußte und beständige Aufstieg zum Leben ist, ein Herauswachsen aus dem Todestal der Knechtschaft und Demütigung.

Der wahre Christ ist immer im Aufstieg begriffen. Das ist sein Geschäft und er muß jeden Schritt des Weges an Gesundheit, geistiger Herrschaft und Freude zunehmen. In der Höhe wird er den Wind Gottes finden der die Lumpen der Sinne wegfegt und ihn reinigt und in all seinem entblößten Adel, ja „als Gottes Bild“ erscheinen läßt. Anstatt der Rechtmäßigkeit der Altersschwäche, des Verfalles und des Todes beizustimmen geht er beständig dem Leben zu, durch zunehmende Trennung von allem was sterben kann, und entflieht auf diese Weise zufällig, aber immerwährend, dem Zweifel und der Krankheit sowie allen ungesunden Gewohnheiten. Dies alles gibt der symbolischen Darstellung der Berge, die so oft gefunden wird in der Heiligen Schrift, Bedeutung, und jede Demonstration in der Christian Science ist ein nach Jerusalem, auf den Berg Gottes, gehen. Es redet auch für die Bedeutung eines erhabenen Lebens, die Inspiration und die Freiheit, welche denen die bewußt die Einfachheit, die Treue und die Redlichkeit von einem Paulus oder einem Savonarola verkörpern, zuteil wird.

Die Christian Science betont mit Macht die endgültige Möglichkeit des menschlichen Aufstiegs zu der Erkenntnis des größeren Lebens in welchem, wie Paulus gesagt hat: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“ Christus Jesus war unser Wegweiser, selbst als er verschied und durch den materiellen Sinn aus- und aufstieg in den Himmel, und dadurch bewies, daß die Annahme, der Tod sei göttlich autorisiert und darum unbesiegbar, keinen rechtmäßigen Platz hat im christlichen Denken, und daß das Ende des erlösenden Glaubens, das Verständnis der Wahrheit, nicht eine Vorbereitung für den Tod sondern für das Leben, ja „das ewige Leben“ ist.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / März 1921

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.