Der Landmann pflanzt und erntet um den Leib zu ernähren; der Schneider arbeitet, ihn zu bekleiden; der Handwerker baut Häuser ihn vor den Elementen zu schützen und Millionen geben Zeit, Gedanken und Bemühungen zur Zubereitung unzählbarer Erfindungen, um alle seine sogenannten Bedürfnisse zu befriedigen. An irgendeinem Punkt ihrer Erfahrung sehen alle das Hoffnungslose vom materiellen Standpunkt aus, fragen nach dem Warum und Wieso, und schreien nach Erlösung.
Obwohl Zivilisation nicht so weitläufig war in den Tagen Jesu, haben doch die Dinge des Körpers damals dasselbe Denken und dieselbe Aufmerksamkeit erfordert. Während vielen Jahren ist seine Erklärung über diesen Umstand und dessen Heilmittel, wie sie uns im sechsten Kapitel des Matthäus gegeben worden sind, vor der Welt gewesen, aber infolge des Materialismus und der Blindheit der Menschheit wurden die Dinge des Leibes zuerst und das Reich Gottes zuletzt gesucht, wenn schon Jesus das „Reich Gottes“ und seine „Gerechtigkeit“ vor die Dinge des Leibes gestellt hatte. Jesus erkannte das menschliche Bedürfnis für Nahrung, Kleidung und Wohnung, aber er erklärte deutlich, daß das Suchen nach solchen Dingen dem Suchen nach dem Reiche Gottes untergeordnet sein sollte.
Denen die glauben, daß das Universum materiell sei, daß der Mensch ein materielles Wesen sei, das durch eine unbekannte Macht, ohne seinen Willen, in einen materiellen Leib eingeschlossen worden, dessen Erhaltung und Unterstützung von materieller Nahrung, Kleidung und Behausung abhänge und aus dem er schließlich in derselben geheimnisvollen Weise weggenommen werde,— und daß das Reich Gottes jenseits des Grabes sei, ist das Rätsel des menschlichen Daseins unerklärlich.
Dadurch, daß sie das scheinbare Geheimnis aufklärt und lehrt, daß Gott nicht unbekannt noch unerkennbar ist, stellt die Christian Science die einfache, geistige Lehre Jesu aufs neue dar. Wie Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Heidentum und Agnostizismus mögen die Gottheit als, das große Unkennbare‘ definieren; die Christliche Wissenschaft aber bringt Gott dem Menschen viel näher und hilft dazu, daß Er besser erkannt wird als das Alles-in-allem, das allzeit Nahe“ (S. 596). Sie lehrt, daß der Mensch nicht ein, in einen materiellen Körper eingeschlossenes Wesen ist, sondern das gesegnete Kind oder Idee Gottes, und daß das Reich Gottes kein Zustand jenseits des Grabes ist, sondern das göttliche Reich des Gemütes hier und jetzt. Einem richtigen Verständnis vom Reiche Gottes muß natürlich ein richtiges Verständnis von dem was Gott ist vorausgehen.
Auf Seite 465 von Wissenschaft und Gesundheit ist das was die Bibel über das Wesen Gottes lehrt ganz zusammengefaßt; Mrs. Eddy sagt dort: „Gott ist unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe.“ Der Offenbarer erzählt, daß er „sieben Fackeln [die] mit Feuer brannten vor dem Stuhl“ gesehen hatte. Der Zweck der Fackel ist Licht zu verbreiten, und, geistig betrachtet, stellt ein Licht einen Gedanken dar welcher einen Gegenstand beleuchtet. Durch die Anwendung der sieben sinnverwandten Bezeichnungen für Gott, wie Mrs. Eddy sie beschreibt, werden wir aufgeklärt, wir erkennen, daß diese Bezeichnungen gleichbedeutend und, daß sie bestimmt sind „die Natur, das Wesen und das Ganze der Gottheit“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 465) auszudrücken und zu offenbaren was und wo das Reich Gottes ist. Nehme man als Illustration den Ausdruck Gemüt. Eine Auslegung von Gemüt muß „das was denkt“ in sich schließen, und wenn man versteht, daß es nur einen Gott, nur ein Gemüt, gibt, dann muß „das was denkt“ unkörperlich, göttlich, allerhaben und unendlich sein.
Eine solche Macht könnte nicht gleichzeitig unkörperlich und in einem körperlichen Leib eingeschlossen sein, noch beides, göttlich und menschlich, allerhaben und doch von der Gnade widerwärtiger Zustände abhängig, unendlich, und doch von der Größe des Hirnes begrenzt sein. Wenn man in dieser Richtung denkt, zeigt sich deutlich, daß Gemüt nicht in der Materie und das Reich Gottes, des Gemütes, kein materieller Zustand, sondern ein Zustand von gottähnlichen Denken ist; um dieses Reich zu suchen muß ein Mensch sein Denken von einer materiellen, hilflosen und begrenzten Grundlage zu einer geistigen, die gleichzeitig unkörperlich, göttlich, allerhaben und unendlich ist, erheben.
Matthäus macht dies sehr klar in seiner Epistel wo er erzählt, daß Johannes der Täufer predigte, daß das Reich Gottes gegenwärtig ist, und die Menschen zur Buße und zum Glauben an das Evangelium ermahnte. Das Wort Buße bedeutet eine Änderung der Richtung in der man handelte und diesem muß natürlich eine Gedankenänderung vorausgehen. Denen die zu seiner Zeit bereit und willig waren ihr Denken zu ändern, verhieß Jesus, daß die Dinge die der Leib bedürfe, und welche soviel Zeit und Gedanken in Anspruch nahmen, hinzugetan würden, daß aber richtiges Denken das Wichtigste sei. Paulus sagt uns: „Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste.“ Gerechtigkeit bedeutet richtige Gesinnung einschließlich, natürlich, des rechten Denkens.
Daß diese Lehre unseres Meisters, die uns heute durch die Offenbarerin dieses Zeitalters, Mary Baker Eddy, wiedergegeben wurde, praktisch und beweisbar ist, ist in der Erfahrung der Christian Scientisten, welche gelernt haben, daß ein aufrichtiges Suchen nach dem Reiche Gottes, oder des Gemütes, die Wirklichkeit über Nahrung, Kleidung, Häuser und all der scheinbaren Notwendigkeiten des menschlichen Daseins entfaltet, und daß sie als natürliche Folge hinzugetan werden, bewiesen worden.
Wenn es erkannt wird, daß man keinen Samen pflanzen, kein Stück Stoff zerschneiden oder kein Haus bauen kann ohne zuerst darüber nachgedacht zu haben, wird man mehr über richtige mentale Arbeitsbegriffe nachdenken, und wenn unser Denken auf die geistige Tatsache gegründet ist werden wir an der Arbeit unseres Vaters tätig sein, gleichwie unser Meister, als er erst zwölf Jahre alt war. Dieses wahre oder wirkliche Erkennen ist wahres oder wirkliches Wirken, ob ein Mensch Bauer, Schneider, Handwerker oder Kapitalist sei und es ist das einzige Heilmittel gegen die Übel der Geschäfte.
Wenn der Christian Scientist seine Gedanken über Nahrung so geändert hat, daß er betet: „Unser täglich Brot gib uns heute. Gib uns Gnade für heute; speise die darbende Liebe“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 17), dann kümmert er sich nicht um die materiellen Theorien die den Wert oder die Wirkung, die gewisse Lebensmittel auf den Körper haben, feststellen. Wenn er vor allem wünscht „mit weißen Kleidern angetan“ zu sein — geläuterte Gedanken zu haben — wird dies in besserer persönlicher Erscheinung, ohne ein Schatten von Sorglosigkeit oder Unordentlichkeit kund getan; und wenn er, als Idee des Gemütes, weiß, daß sein Haus oder Heim eine Wohnung im Gemüt ist, wie der Meister sagte: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen,“ wird dies in all seinen Handlungen ausgedrückt sein und alles wird dazu wirken sein Heim schön und harmonisch zu gestalten.
