Wir alle bedürfen wohl des Trostes in dieser oder jener Hinsicht, und jeder hat das Recht und die Kraft, diesen Trost zu finden. Lautet nicht die Bibelverheißung: „Suchet, so werdet ihr finden“? Manche lassen sich entmutigen, ja das Herz verbittern und sich zu dem Gedanken verleiten, daß ihr Suchen umsonst gewesen. Unbewußt haben sie diesen Trost wohl durch das Studium philosophischer Lehren, durch Anwendung von Willenskraft oder das, was sie für Gebet hielten, zu finden gesucht. Es erfordert Demut, um einzusehen und zuzugestehen, daß das sogenannte menschliche Gemüt in sich selbst nicht die Mittel hat, seine eigenen Schwierigkeiten zu lösen. „Kommt nicht unser Tröster stets von außen und oben und nicht aus uns selbst? schreibt Mrs. Eddy auf Seite 18 von „Unity of Good.“ Demütig werden ist also die erste Bedingung zur Erlangung geistigen Trostes.
Ein anderer hilfreicher Schritt in dieser Richtung ist das Bemühen, der mentalen Ursache der unharmonischen Zustände, die uns bedrängen, auf den Grund zu gehen. Ob nun unsere Gesundheit oder unsere tägliche Versorgung bedroht scheint, ob wir durch eigene Charakterfehler oder infolge unserer Beziehungen zu unseren Mitmenschen scheinbar in Disharmonie geraten,— in jedem Fall ist unser eigenes Bewußtsein der Sitz des Leidens, und dieses Bewußtsein allein bedarf des Trostes und wird auch wahren Trost finden, wenn sein Denken auf eine andere Grundlage gestellt wird. Der verheißene Tröster, der „Geist der Wahrheit,“ den die Christliche Wissenschaft der heutigen Zeit offenbart, verlangt nicht von der Menschheit, daß sie ihre Schmerzen und Krankheiten geduldig trägt, dadurch gewissermaßen falsches Denken und seine Folgen gutheißend. Er nimmt ihr vielmehr die schweren Bürden ab und heilt ihre Krankheiten, die nichts mit Gott zu tun haben. Wie kann dies aber geschehen, nachdem alle menschlichen Mittel versagt haben? Nur dadurch, daß wir geistiges Denken erlangen, ein Denken, das auf wirklicher, göttlicher Grundlage ruht. Die meisten Menschen sehnen sich nach einer Richtschnur für ihr Denken, mit deren Hilfe sie sich befreien können von dem Wirrwarr böser oder nichtssagender Gedanken, die sich in ihr Bewußtsein drängen und Verwirrung in ihr Leben bringen.
Das göttliche Prinzip ist eine solche Richtschnur. Die Christliche Wissenschaft offenbart dieses göttliches Gemüt oder Prinzip als die Quelle aller wahren, reinen Ideen, die in der Bibel oft als Engel bezeichnet sind. Ein Verständnis dieses Prinzips befähigt uns, zwischen geistigem und materiellem unwissendem Denken zu unterscheiden. Wieviel Erleuchtung und Trost zugleich liegt in den Bibelworten: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“ Hier ist also die wahre Richtschnur des Denkens angegeben, die wir heute alle brauchen. Man achte auf die Worte —„nicht des Leides.“ Einflüsterungen von Furcht, Leid, Sorge, Unglück und Schmerz sowie Versuchungen aller Art sind nie von Gott. Nur Güte, wahre Intelligenz, Gesundheit und Fülle, alles was rein und unwandelbar ist, kann von dem Gottesmenschen, dem Bild und Gleichnis der göttlichen Liebe, das die körperlichen Sinne nicht wahrnehmen können, zu Ausdruck gebracht werden. Die Aufgabe des Trösters ist es, der Menschheit die wahren erneuernden Ideen zu bringen, die von Gott sind und den wahren Menschen hier und jetzt offenbaren.
Ein dritter Schritt ist das Verwerfen oder Verneinen aller Gedanken, die nicht von Gott stammen. Dieses Ausschalten unrichtiger Gedanken hat die ruhige und klare Wiederspiegelung guter Gedanken zur Folge, denn das Gute ist allgegenwärtig. Die Oberfläche eines mit Unkraut überwucherten Teiches spiegelt den blauen Himmel über ihm nicht klar wieder. Das Unkraut gehört nun weder zum Himmel, noch hat es seinen rechtmäßigen Platz in dem Teich. Wie trostreich ist es doch zu wissen, daß bei rechter Wachsamkeit das Unkraut der Furcht, der Ungeduld und des Zweifels aus unserem Bewußtsein ausgerottet werden kann. Wie? Durch das freudige Erkennen, daß das Gute wirklich und erreichbar, und daß dem Menschen als der Wiederspiegelung Gottes, des göttlichen Gemüts, das rechte Denken von Natur aus eigen ist, während das Unkraut böser Einflüsterungen in der Wahrheit, dem göttlichen Prinzip, weder Grund noch Boden findet, um Wurzel zu schlagen.
Der aufgeklärte Christliche Wissenschafter lernt, nur die Gedanken in sein Gemüt aufzunehmen, die von Gott kommen. Er weiß, daß unrichtiges Denken keine guten Ergebnisse hervorbringen kann, weder in seinem Familienleben noch in seinen Geschäftsangelegenheiten. Darum ist er stets auf der Hut, daß ihm kein neues Unkraut unter seinen Weizen gesät werde. Er bemüht sich auch, über das alte, noch auszurottende Unkraut nicht verzagt zu werden, denn er weiß, daß ein gesunder Fortschritt im richtigen Denken die falschen Annahmen der Vergangenheit entwurzelt.
Da Gott das einzige Gemüt ist, hat das Böse im Reich der Wirklichkeit überhaupt kein Dasein. Wenn wir dieser Tatsache beim Denken und Reden stets eingedenk bleiben, dann wird der Ausblick auf das Leben heller, unser Schritt wird leichter, unser Denken einsichtsvoller und unser Herz liebreicher. Wir können anderen helfen, die Quelle zu finden, aus der nur süßes Wasser fließt, Wasser, das frei ist von Bitterkeit — vom Bösen jeder Art. Wir haben wohl alle schon Gelegenheit gehabt, unsere Unfähigkeit, anderen dauernde und wirksame Hilfe zu bringen, zu bedauern. Unsere Hilfe beschränkte sich auf Worte, weil es uns selbst am festen Glauben und an Zuversicht fehlte. Paulus, von der göttlichen Liebe erweckt, empfing den Segen des Trösters, und das befähigte ihn, zu sprechen von dem „Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.“
