In den Sonntagsschulen der Christlichen Wissenschaft wird an Erziehungsproblemen gearbeitet, die der Welt voraus sind. Wir lernen, daß wir dieselben nur dann zu lösen vermögen, wenn wir von persönlichem Können oder Nichtkönnen hinwegschauen und uns vergegenwärtigen, daß die göttliche Liebe die Oberaufsicht führt; daß Gott, das göttliche Gemüt, der einzige und alleinige Lehrer ist, und daß die Kinder, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 582) erklärt, „die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe“ sind.
Es gibt außer der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule keine andere Schule, die den Kindern die Unwirklichkeit des Bösen lehrt. Inmitten der vielen Erziehungsmethoden und Systeme und der menschlichen Gelehrsamkeit, unberührt von dem Wirrwarr unserer Zeit, steht die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule einzig in ihrer Art da; und die Kinder, die unter ihrer schützenden Liebe und Fürsorge stehen, sind wahrhaft! glücklich zu schätzen. Jesus war der hervorragendste Lehrer, den die Welt je gekannt hat; und doch sagte er: „Ich kann nichts von mir selber tun.“ Als seine Jünger sich um Rang und Macht stritten, ließ er sich nicht auf Argumente ein und versuchte nicht, sie durch menschliche Vernunftgründe und Theorien zu belehren. Er rief ein kleines Kind zu sich, und indem er es mitten unter sie stellte, sprach er die Worte, die von der materiellen Welt heute noch so wenig verstanden werden: „Es sei denn, daß ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Es ist offenbar, daß er sich damit an die kindlichen Eigenschaften des Glaubens und des Vertrauens, der Reinheit und der Einfalt wandte, die er an einem jeden seiner Jünger wahrnahm; und mit welcher Güte und Anmut erteilte er diese Ermahnung! Es sind besonders diese Eigenschaften der Demut und des willigen Erfassens, die uns zum Unterricht in der Sonntagsschule der christlich-wissenschaftlichen Kirche befähigen.
Als Leitfaden für die Arbeit in der Sonntagsschule finden wir in unserem Kirchenhandbuch (Art. XX, Abschn. 1, 2 und 3) einige einfache aber hochwichtige Regeln. Je besser wir diese Regeln verstehen und befolgen, desto erfolgreicher wird der Unterricht und das Heilen in unserer Sonntagsschule sein. Der großen Demonstration der Wahrheit durch unsere Führerin ging ein wunderbar klares Verständnis der Wahrheit voraus; und diejenigen unter uns, die die Höhe ihrer Demonstration noch nicht erreicht haben, sollten bereitwilligst zugeben, daß ihr Grad des Verständnisses demjenigen unserer Führerin noch nicht gleichkommt. Die Christlichen Wissenschafter wenden sich daher immer und immer wieder den Werken ihrer Führerin zu und besonders dem Kirchenhandbuch, um richtig verstehen zu lernen, was Mrs. Eddy von ihrer Kirche erwartete und was sie dieselbe zu vollbringen bestimmte.
Wenn wir uns in Gedanken mit den Kindern beschäftigen und überlegen, was wir ihnen von dieser Wahrheit, die in unser Leben eingedrungen ist, beibringen können, dann sollten wir nicht außer acht lassen, was die Kinder schon jetzt für unsere Kirche tun; sonst sind wir nicht dazu angetan, sie sanft auf die nächste Stufe zu leiten.
Das Kirchenhandbuch bestimmt, daß die Seligpreisungen der Bergpredigt ein Teil des Unterrichts für die Kinder in den Sonntagsschulen bilden sollen; und wenn wir bei diesem Unterricht gemeinsam mit den Kindern den Buchstaben gewissenhaft lernen und mit ihnen den Geist desselben erfassen, dann entfaltet sich uns Tag für Tag und Sonntag für Sonntag die außergewöhnliche Bedeutung dieser Aufgabe. Wir fangen an, die schönen geistigen Eigenschaften an den Kindern wahrzunehmen, die stets von unserem himmlischen Vater gesegnet sind, und lassen auch nicht die kleinste Entfaltung des Guten freiwillig unserem Blick entgehen. Das mißverstandene Kind sollte durch die Lehren der Seligpreisungen ein Ding der Vergangenheit werden, und wenn wir wahre Demut besitzen, dann wird es uns nicht an der Einsicht fehlen, die Bedürfnisse des kleinsten Kindes, der größeren Knaben und Mädchen sowie des ältesten Schülers wahrzunehmen, um sie alle Schritt für Schritt zu der Erkenntnis der Segnungen, die ihrer warten, führen zu können.
Wenn wir beim Unterrichten der Kinder eingedenk bleiben, daß, wie im Kirchenhandbuch (Art. XX, Abschn. 2) darauf hingewiesen ist, „der Unterricht ... ihrem Verständnis ... sowie ihrer Fähigkeit“ angepaßt sein muß, und dabei die Tatsache der Vollständigkeit und Vollkommenheit des Menschen als das Kind Gottes stets im Gedächtnis behalten, dann werden wir in unseren Erklärungen weder zu hoch noch zu niedrig greifen und es nicht schwer finden, einem jeden klar zu machen, daß der Mensch, als das Kind Gottes, die Fähigkeit hat, mit dem zunehmenden Verständnis die volle Wahrheit zu erfassen. Auch sollten wir in unserer Sonntagsschularbeit nicht voreilig planen, was wir den Kindern alles beibringen wollen, bis wir in stillem Gebet, durch Wachen und liebevolles Unterscheiden, ihre Bedürfnisse erkennen gelernt haben.
Obwohl die Grundlage unserer Lehre und unseres Heilens ein vollkommener Gott und ein vollkommener Mensch ist, so übersehen die Christlichen Wissenschafter die falschen Annahmen der Sünde oder Krankheit doch keineswegs. Sie lernen vielmehr, dieselben aus ihrem Leben auszuschalten; und von diesem Standpunkt aus lehren wir die Zehn Gebote. Dem jüngsten wie dem ältesten Schüler sollte die liebreiche Zucht des „Du sollst nicht“ eingeprägt werden. Was nicht dem vollkommenen Kinde, dem Bild und Gleichnis Gottes, angehört, muß entschieden und beständig verneint werden. Während die Seligpreisungen uns helfen, das Gute zu erkennen und dankbar anzunehmen, so helfen uns die Gebote, den menschlichen Willen und den Materialismus in all seinen Formen zu zügeln. Diese beiden wichtigen Punkte — die Offenbarwerdung des Guten und das Imzaumhalten des Bösen — sollten bei jeder Erziehungsarbeit als Grundlage angenommen werden, damit wir unseren Kindern, ungehindert durch unser unvollkommenes Verständnis und ihre eigenen Mängel, in ihrem Wachstum behilflich sein können.
Indem wir uns wiederum an unser Kirchenhandbuch wenden, finden wir das Gebet des Herrn und dessen geistige Auslegung als eine der ersten Lektionen für die Kinder. Tiefe Ehrfurcht erfüllt uns, wenn wir uns dieser Aufgabe nähern, denn es ist uns klar, daß das Erlangen des geistigen Verständnisses, das in dem Gebet d«s Herrn angedeutet ist, Heilung zur Folge haben wird. Wenn wir einsehen, daß in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule Lehren und Heilen untrennbar sind, dann werden wir auch den Platz wahrnehmen, der diesem Gebet bei unserer Arbeit eingeräumt werden sollte und einsehen, daß der Unterricht stets von dessen Geist durchdrungen sein muß.
Die Kinder verlangen von uns eine ernstere Hingabe; ganz unbewußt leiten sie uns vorwärts und aufwärts. Ihre Reinheit spricht das Kindliche in unserem eigenen Herzen an. In ihrer lieblichen Einfalt zeigen sie uns gar manchmal wie wir unsere Bürden ablegen können. Sogar das sogenannte schwierige Kind, das schwer zu leitende und unaufmerksame Kind, hat uns oft geholfen, indem es uns zu Gott trieb, bei dem ein jedes Problem seine Lösung findet und eine jegliche Schwierigkeit überwunden wird.
Mit den Geboten und Seligpreisungen — unseren Michael- und Gabriel-Botschaften der Wahrheit — als Grundlage; mit der Heiligen Schrift — unserer Mine verborgener Schätze — als hehren Hintergrund; mit der Bibel-Lektion — dem Thema, auf das sich unser Unterricht aufbauen muß— als Grundton unserer wöchentlichen Arbeit, und das Ganze von dem Geist des Gebets des Herrn durchdrungen,— mit dieser Rüstung ausgestattet, sind wir bereit, unsere Arbeit in der Sonntagsschule zu verrichten. Auf diese Weise treibt die Liebe zu den Kindern uns an, treu gegen sie zu sein, damit ihnen die wunderbare Demonstration unserer Führerin, von Verfolgung und Volksgunst unberührt, erhalten bleibe. Ihr herrliches Gebet für sie sollte immer in unseren Herzen erklingen (Poems, S. 43):
„Vater, halte sie in Deinem weiten Herzen
Als die Deinigen, immerdar;
Schütze, leite und behüte sie; und wenn
Auf den Altar einer Sirene,
Sie das Opfer ihrer reinen Herzen legen möchten,
Entzünde mit der Weisheit Strahlen —
Leuchtfeuer — auf ihrem unhaltbaren,
Rauhen oder tückischen Pfade.“