Aus der Geschichte der früheren Zeitabschnitte der christlichen Kirche ist deutlich zu ersehen, wie das geistige Verständnis, das Jesum, seine Jünger und seine Nachfolger fast drei Jahrhunderte lang befähigte, ihre wunderbaren Werke zu tun, nach und nach schwand und der menschlichen Erfahrung schließlich ganz verloren ging. Als das Dogma, der Ritualismus und das Formenwesen jenes tiefe Bewußtsein der Einheit mit Gott, das den Nazarener befähigte, sein Einssein mit dem Vater zu behaupten und zu demonstrieren, verdrängten, hörte die erste Christenheit auf, ihr heilendes Amt auszuüben. Als der Buchstabe, der tötet, den Geist seiner Botschaft verdrängte, war göttliche Einsicht nicht länger das grundlegende Element religiöser Anbetung. Dem Schüler der Christlichen Wissenschaft ist es klar, daß der Grund für diesen Verlust darin zu suchen ist, daß die Allgegenwart Gottes, die in Seinem vollkommenen Ideal,— dem erlösenden Christus,— seinen Ausdruck findet, nicht immerfort erkannt und anerkannt wurde. Dieses Abweichen von dem wahren Weg hatte das einzig mögliche Resultat zur Folge,— den Verlust der Macht, die Zeichen hervorzubringen, die nach der Verheißung Christi Jesu, denen, die an seine Lehre glaubten, folgen sollten.
Nachdem Mary Baker Eddy die Christliche Wissenschaft und ihr göttliches Gesetz entdeckt hatte, gründete sie, damit ihre Offenbarung der Welt zugänglich gemacht werde, die Kirche Christi, der Scientisten. Eingedenk der traurigen Erfahrungen der ersten Christenheit, stellte sie viele Sicherheitsmaßregeln auf, um die Wiederholung dieses dunklen Kapitels in der menschlichen Geschichte zu vermeiden. Unter dem Schutz des Verlagsrechts gab sie das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ und ihre anderen Schriften heraus; und da ihr das Bedürfnis nach autorisierten Schriften bald offenbar wurde, gründete sie eine Verlagsgesellschaft, die dem Zweck dienen sollte, ihre Schüler und die ganze Welt mit Zeitschriften zu versorgen, welche Darlegungen über die Anwendung ihrer Lehre und eine Fülle von Beweisen über den praktischen Wert der Christlichen Wissenschaft in menschlichen Angelegenheiten enthalten. Diese Zeitschriften sollten die Schüler dieser Religion in ihren Bemühungen, die göttliche Liebe zu der heilenden und erlösenden Macht ihres Lebens zu machen, ermutigen. Um die Offenbarung der Wahrheit in ihrer ursprünglichen Reinheit und Macht zu erhalten, stellte Mrs. Eddy auch bestimmte Regeln auf, die ihre Lehren vor Verfälschung und Mißbrauch schützen sollten.
Es gibt im Neuen Testament genügend Hinweise auf diejenigen, welche nicht bereit waren, das zur Erlangung der Geistigkeit erforderliche Opfer zu bringen, oder die sich vielleicht nicht der Notwendigkeit bewußt waren, dieselbe zu erlangen, um die „Werke“ des Geistes zu vollbringen, und sich aus diesem Grunde bemühten, auf unredliche Weise und durch falsche Methoden gleiche Resultate zu erzielen. Christus Jesus zögerte nicht, diejenigen beim wahren Namen zu nennen, die, um die Eintrittsgebühr nicht bezahlen zu müssen, anderswo in die Hürde — in die Wohnstätte des Christus — hineinzusteigen versuchten, das heißt, nicht durch die Tür,— die unerläßliche Vorbereitung, die zu diesem Eintritt berechtigt. Er sagt deutlich: „Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder.“ Auch zögerte er keineswegs, die Anmaßung derer bloßzustellen, die ohne Festgewänder auf der Hochzeit erscheinen wollten. Mrs. Eddy weist in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 326) mit einem höchst belehrenden Abschnitt auf diese Frage hin: „Wenn wir Christus, Wahrheit, folgen wollen, muß es auf die Weise geschehen, die Gott verordnet hat. Jesus sagte: ‚Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue.‘ Wer die Quelle erreichen und das göttliche Heilmittel für alle Übel finden will, muß nicht versuchen, den Berg der Wissenschaft auf einem andern Wege zu erklimmen.“ Eingedenk der Erfahrungen der ersten Christenheit, scheute Mrs. Eddy keine Mühe, um ihre Schriften vor Mißbrauch und Verfälschung zu schützen, und sie weist verschiedene Male auf deren richtigen und unrichtigen Gebrauch hin. Das Kirchenhandbuch, jene unfehlbare Richtschnur für das Betragen derjenigen, die sich bemühen, das Christus-Ideal zu erreichen, enthält bestimmte Regeln, die dem Schüler zum Schutz dienen sollen. Die Befolgung der Verbote in Artikel VIII, Abschnitt 11, ist für gesinnungstreue Christliche Wissenschafter ebenso unerläßlich wie die genaue Beobachtung der Abschnitte 25 und 26 desselben Artikels. Es besteht kein Zweifel, daß einem jeden Christlichen Wissenschafter die Pflicht obliegt, die Lehren dieses Kirchenhandbuchs nach besten Kräften vor Verdrehung und Verfälschung zu schützen und zwar, indem er sich bemüht, den Buchstaben wie den Geist derselben zu erhalten, wie unsere Führerin sie der Welt gab.
Es werden viele Bücher und Broschüren herausgegeben, die, obwohl der Inhalt derselben in mancher Hinsicht den Lehren der Christlichen Wissenschaft scheinbar ähnlich ist, einen irreführenden Einfluß haben und eine Gefahr bedeuten, wenigstens für den Anfänger. In gefällige Worte gekleidet, enthalten solche Schriften zuweilen Aussprüche, die den Lehren Christi Jesu, wie die Christliche Wissenschaft sie erklärt, gänzlich entgegengesetzt sind. Und doch werden solche Schriften zuweilen von Christlichen Wissenschaftern, die sich über die Tragweite ihrer Handlungsweise nicht weiter Rechnung ablegen, in Umlauf gesetzt. Auf diese Weise prägt sich den Gemütern eine Nachahmung der göttlichen Wissenschaft ein, die man als die „Nimm-was-du-haben-willst-Methode“ bezeichnen könnte, durch welche auf dem Wege eines beharrlichen Geltendmachens des sogenannten menschlichen Willens, materielle Reichtümer erlangt werden können! Dies bedeutet sicherlich ein gänzliches Außerachtlassen der Verheißung Jesu, daß uns, wenn wir gewisse Bedingungen erfüllen, alles Nötige zufallen wird. Es kommt oft vor, daß gewisse sogenannte wissenschaftliche Aussprüche, die jedoch mit der Wahrheit nichts gemein haben, einer Erzählung einverleibt werden, um auf diese Weise Verbreitung zu finden. Obwohl manche dieser Bücher keine ausgesprochen falschen Darlegungen über die Christliche Wissenschaft enthalten, so ist doch die Tatsache, daß sie von maßgebender offizieller Seite nicht autorisiert sind und nicht unter der Aufsicht derer herausgegeben wurden, die Mrs. Eddy in ihrer weisen Vorsehung mit der Aufgabe betraute, den Buchstaben und den Geist ihrer Lehre rein zu halten, Grund genug, derartige unautorisierte Aussprüche sorgfältig zu prüfen, ehe man ihnen Glauben schenkt. Wenn die Gewohnheit, derartige Schriften zu fördern, sich erst einwurzelt, dann kann sie den Schüler leicht auf sonderbare und irreleitende Abwege führen. Der sicherste Weg zur Erlangung des geistigen Verständnisses ist der ausschließliche Gebrauch der autorisierten christlich-wissenschaftlichen Schriften. Es gibt genügend Gelegenheit, das Verlangen nach Lesestoff von allgemeinem Interesse außerhalb des Studiums der Christlichen Wissenschaft zu befriedigen.
Mit der zunehmenden Verbreitung der Lehren Mrs. Eddys im Denken der Allgemeinheit wächst auch die Verantwortlichkeit der Christlichen Wissenschafter, auf der Hut zu sein, damit sie sich von anderen Gedankenrichtungen,— mögen dieselben noch so wenig von der wahren Christlichen Wissenschaft abweichen,— nicht beeinflussen lassen. Wenn erst ein Abweichen stattgefunden hat, dann wird der Abweichungswinkel leicht größer, bis sich das Verständnis gänzlich verdunkelt; und für denjenigen, der in Betracht kommt, ist dann die Wahrheit verloren. Unsere Führerin bezweckte mit ihren Vorschriften keineswegs die Einschränkung persönlicher Freiheit; im Gegenteil, sie bemühte sich, ihre Schüler durch weitsichtige und wohlberechtigte Maßnahmen vor Betrug zu schützen sowie auch vor der Ausnutzung seitens derer, die ihre Gelegenheit des Wachstums in der Gnade dem Dienst persönlicher Interessen opfern. Auf diese Weise erwirkte sie für ihre Schüler tatsächlich eine größere Freiheit. Liebe beschützt diejenigen, die sich aufrichtig bemühen, den Forderungen der Liebe gemäß zu leben. Mrs. Eddy weist auf die Notwendigkeit der Wachsamkeit in dieser Hinsicht mit folgenden Worten hin (Miscellaneous Writings, S. 265): „Alle müssen ein Prinzip und die gleiche Regel haben; und alle, die das Prinzip und die Regel befolgen, haben nur eine Meinung in betreff derselben.“
