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Vergegenwärtigung und Demonstration

Aus der April 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Bei der Betätigung der Christlichen Wissenschaft kommt man bald zu der festen Überzeugung, daß durch die Vergegenwärtigung der Wahrheit des Seins diese Wahrheit auch stets demonstriert wird. Wohl mag das Böse seine falschen Ansprüche an uns nach mancher Richtung hin geltend machen; aber in dem Augenblick, da man sich die Allheit Gottes, des Guten, vergegenwärtigt und somit auch die Tatsache erkennt, daß das Böse unwirklich ist, beweist man naturgemäß auch die Macht des Guten über die Annahme vom Bösen. Heißt das Böse nun Krankheit, so verschwindet die Krankheitsannahme dadurch, daß man sich die Allheit und Allgegenwart des harmonischen Seins vergegenwärtigt. Gerade über diesen Punkt äußert sich Mrs. Eddy auf Seite 7 von Unity of Good mit großem Nachdruck. Sie schreibt da: „Ein unbestreitbarer Punkt in der göttlichen Wissenschaft ist der, daß die Vergegenwärtigung der Tatsache, daß Gott Alles ist, sogar den Sinn für Sünde oder das Bewußtsein davon verbannt und uns Gott näher bringt, wodurch die höchsten Phänomene des All-Gemüts ans Licht gebracht werden.”

Bei der Überwindung der falschen Annahmen des sterblichen Gemüts ist der Schüler der Christlichen Wissenschaft also vor allem bestrebt, eine klare Vergegenwärtigung von der Wahrheit zu erlangen. Das ist das Hauptziel, das zu erreichen er entschlossen sein muß. Ob er nun längere Zeit gebraucht, um sein Denken durch mentale Beweisgründe zu klären, oder ob es ihm augenblicklich gelingt, sein Ziel ist, sich die Wahrheit so klar zu vergegenwärtigen, daß er diese Wahrheit auch beweist durch die Zerstörung aller falschen Annahmen, die sich ihm entweder in Gestalt seiner eignen Gedanken oder durch die eines andern scheinbar aufdrängen möchten. Und nichts kommt der Freude gleich, die man empfindet, wenn man infolge der Vergegenwärtigung der Allheit Gottes und der wunderbaren Wirklichkeit des vollkommenen Seins das Alpdrücken der Krankheit von einem Leidenden weichen sieht wie Nebel vor den warmen Strahlen der aufgehenden Sonne und wenn der Betreffende seinen „gesunden Sinn,” d.h. in gewissem Grade das Gemüt Christi, wiedererlangt; denn für dieses Gemüt ist aller Irrtum unwirklich, er ist ihm also auch unbekannt.

Eine nähere Betrachtung der Heilungswerke Christi Jesu, wie sie in den vier Evangelien berichtet sind, eröffnet die Tatsache, daß der Nazarener beinah jedesmal, wenn die Kranken und Sündigen zu ihm gebracht wurden, sich die Wahrheit äußerst lebhaft und unmittelbar vergegenwärtigte, sodaß die meisten der von ihm vollbrachten Heilungen augenblicklich waren. Ein Beispiel dafür ist der kranke Mann am Teiche Bethesda in der Nähe des Schafmarktes, zu dem er sagte: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!” worauf „der Mensch gesund [ward] und nahm sein Bett und ging hin.” Ein andrer Fall der sofortigen Demonstration der Wahrheit war die Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand. Als dieser aufgefordert wurde, seine Hand auszustrecken, „streckte [er] sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleich wie die andere.” Wie klar und unmittelbar muß die Vergegenwärtigung der Wahrheit bei dem Meister gewesen sein, da er solche augenblicklichen Wirkungen erzielen konnte! Beim Gedanken an diese wunderbaren Werke kommen einem auch Mrs. Eddys Worte auf Seite 13 von Rudimental Divine Science in den Sinn: „Wenn sich der Heiler die Wahrheit vergegenwärtigt, wird sein Patient frei werden.” Die Vergegenwärtigung der Wahrheit durch die Christlichen Wissenschafter zeitigt in unsern Tagen Ergebnisse ganz derselben Art wie die von Jesus hervorgebrachten.

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