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Wissenschaftliches Vorausergreifen

Aus der April 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In jenem wundervollen Abschnitt auf Seite 566 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,” wo Mrs. Eddy die Macht des göttlichen Gemüts, die Menschen von jeder Art Frondienst zu befreien, so lebhaft beschreibt, heißt es, daß wie die Kinder Israel durch göttliche Leitung und die Erwartung des Guten erlöst wurden, „so wird die geistige Idee alle rechten Wünsche auf ihrem Weg vom Sinn zur Seele leiten.” Dies zeigt den natürlichen Zusammenhang zwischen der Tätigkeit des ewigen, leitenden, göttlichen Prinzips und dem, was damit zusammengehen muß, nämlich, die menschliche Empfänglichkeit. Gott führte, aber die Kinder Israel mußten folgen: sie mußten das Gute empfangen, das Gott für sie hatte. Und die Art dieser Empfänglichkeit wird uns deutlich gezeigt durch den lehrreichen Hinweis unsrer Führerin, der der obenangegebenen Stelle vorausgeht, daß die Kinder Israel „die verheißene Freude vorahnten.”

Das englische Wort für „vorahnen” ist von dem lateinischen ante d. h. „vor” und capere d.h. „ergreifen” hergeleitet. Vorahnen heißt also soviel wie: im voraus Besitz ergreifen, und für den Christlichen Wissenschafter, der verstehen lernt, daß sogenannte äußere Zustände ausschließlich eine Sache des Denkens sind, ist es höchst wichtig und nützlich, in Gedanken schon nach der Idee der Vollkommenheit auszulangen und sie in das Bewußtsein aufzunehmen, selbst wenn der materielle Sinn noch keinen Beweis für diese Vollkommenheit sieht.

Kein Bildhauer meißelt ein schönes Bildwerk, ehe er nicht eine Idee von seiner gefälligen Form, seinen Umrissen und richtigen Maßen in sein Bewußtsein aufgenommen und liebevoll darin gehegt hat. Der Baumeister baut jedes Haus erst in Gedanken, ehe er die Entwürfe dazu aufzeichnet, und auch der Zimmermann schlägt jeden Nagel erst in Gedanken in das Holz, ehe er es mit dem Hammer tut. Christus Jesus, dessen Arbeit so vollkommen war, weil er nicht nur die Wirkungen sondern auch die Ursachen verstand, ermahnte seine Jünger: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden.” Jesus war in der Tat Meister in der Kunst des wissenschaftlichen Vorausergreifens, und seine Heilungswerke beweisen ausnahmslos die Richtigkeit, ja, die grundlegende Notwendigkeit dieses Denkverfahrens.

Im dritten Kapitel des Markus-Evangeliums heißt es, daß Jesus im Tempel einen Mann mit einer verdorrten Hand sah, und es wird berichtet: „[Er] sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und die Hand ward ihm gesund wie die andere.” Es ist offenbar, daß der Meister diesen erstaunlichen Befehl nur geben konnte, weil er die geistige Tatsache in bezug auf die Vollkommenheit des Gottes-Menschen klar verstanden und völlig ergriffen hatte, und der, an den der Befehl erging, mußte auch das Gute wenigstens zum Teil geahnt, erfaßt, also im voraus ergriffen haben, um dem Befehl gemäß sein Denken heben zu können, was ihm in so wunderbarer Weise zur Heilung verhalf. Würde das Weltall nicht vom göttlichen Prinzip erhalten, dann würde ein solches Denkverfahren, das in dem Sichvergegenwärtigen der geistigen Wahrheit auf Grund eines zum Verständnis gereiften Glaubens besteht, unmöglich sein, denn es hätte keine Grundlage und könnte also auch zu keinem Ergebnis führen. Da aber das Weltall tatsächlich von dem göttlichen Gemüt oder Prinzip aufrechterhalten und regiert wird, können wir das Gute erreichen und es auf dem Wege dieser wissenschaftlichen Vergegenwärtigung in unsre Erfahrung bringen. Gerade die Tatsache, daß ihre Tätigkeit sich auf das göttliche Prinzip gründet und nicht auf den menschlichen Willen, unterscheidet die Christliche Wissenschaft von allen andern sogenannten Gemütswissenschaften, die durch das Betätigen des menschlichen Willens Ergebnisse zu erzielen suchen. Aber wahrer Erfolg kann mit solchen Bestrebungen in falscher Richtung nie verbunden sein, denn Jesus sagte: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.” Der Mensch kann nichts erschaffen, aber er kann das, was Gott erschafft, wahrnehmen und sich zu eigen machen: er kann das, was ihm vom „Vater” gegeben ist, wiederspiegeln oder zum Ausdruck bringen, ebenso wie der Mathematiker durch sein Verständnis der Gesetze der Mathematik die Lösung einer Aufgabe sehen und anwenden kann.

Während ihrer Knechtschaft in Ägypten schmachteten die alten Israeliten unter der Herrschaft ihrer Bedrücker, und die Bibel berichtet ausführlich, wie sie nicht nur Backsteine herstellen, sondern sogar das nötige Stroh dazu beschaffen mußten, und daß sie geschlagen wurden, wenn sie die ihnen zugewiesene Aufgabe nicht erfüllten. Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, schien ihre Lage hoffnungslos. Im Vergleich mit dem König von Ägypten, der entschlossen war, sie durch sein Heer zum Frondienst zu zwingen, waren sie wie unbewaffnete Sklaven und schienen keine Aussicht auf Befreiung zu haben. Aber es heißt in den Psalmen, daß sie „zum Herrn riefen in ihrer Not,” und unter der gottgewollten Führerschaft des Moses kam dann die Nacht, wo das ganze Volk das wundervolle Verfahren befolgte, in Gedanken von der Freiheit im voraus Besitz zu ergreifen. Von dieser Stunde an waren sie frei, sie machten keinen Backstein mehr, und nicht einer von ihnen wurde mehr geschlagen. „Sechs hundert tausend Mann zu Fuß ohne die Kinder”— ein freies Volk — zogen sie aus. Oft nachher übermannte sie die Furcht (die als ein Gedankenzustand bezeichnet werden kann, der das Böse im voraus ergreift) und trieb sie beinahe zur Rückkehr. Aber immer wieder führte die Erwartung des Guten sie vorwärts von Sieg zu Sieg, bis sie tatsächlich das verheißene Land in Besitz nahmen.

Ist nicht dieses Verfahren, das Gute im voraus zu ergreifen, heute auf Grund der wahren Erkenntnis Gottes als des göttlichen Prinzips zu einer Wissenschaft geordnet und von deren Entdeckerin und Begründerin, Mary Baker Eddy, der Welt als Christliche Wissenschaft geschenkt worden? Durch sie lernen die Kranken verstehen, daß sie nicht hilflos unter Schmerzen dahinzusiechen brauchen sondern daß sie, wenn sie nur nach den Tatsachen des geistigen Seins sich strecken und diese Tatsachen ergreifen wollen, die in der Heiligen Schrift offenbart und durch das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch, dem tatsächlichen „Schlüssel zur Heiligen Schrift,” erschlossen sind, daß sie dann in diesem Augenblick sich ihre Gesundheit vergegenwärtigen können. Und zwar brauchen sie dabei nicht einmal auf den äußeren Beweis zur Bestätigung ihrer Überzeugung zu warten, sondern können ruhig ihren Glauben an Gott und ihr wissenschaftliches Verständnis von Ihm die falschen Krankheitsannahmen umstoßen und zerstören lassen. Solche Erfahrungen offenbaren das lebendige innere Wesen der Christlichen Wissenschaft, das dem Kranken dasselbe Anrecht auf Heilung einräumt, wie dem Sünder, und durch das das Himmelreich in der Tat „nahe herbeigekommen” ist und seine Tore für alle weit geöffnet hat. Und alle können jetzt darin eingehen, wenn sie nur diese christlich-wissenschaftliche Vergegenwärtigung der Wahrheit betätigen wollen.

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