Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Augenblickliches Heilen

Aus der Oktober 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf den, der sich über das Wirken Christi Jesu unterrichtet, wie es in den vier Evangelien geoffenbart ist, macht besonders die Tatsache Eindruck, daß die vielen Krankenheilungen, die Jesus vollbrachte, mit vielleicht einer einzigen Ausnahme, augenblicklich waren. Offenbar augenblicklich wurde in jedem Fall der mit Krankheit Behaftete befreit, ob die Annahme eine verdorrte Hand, Aussatz, Blindheit, Geistesgestörtheit, Fieber oder irgend welche andere Krankheit—ja, selbst der Tod—war. Es gab keine Zeit der Genesung, kein Warten, bis das Heilmittel anfing zu wirken, sondern augenblicklich war der Not abgeholfen und Freisein von der scheinbaren Knechtschaft der Krankheit gewonnen. Ähnliche Erfolge wurden auch, wie in der Apostelgeschichte berichtet ist, von den Jüngern erlangt. Auch sie waren imstande, wie es von Petrus und Johannes durch das Heilen des lahmen Mannes an der Tür des Tempels bewiesen wurde, in hohem Grad des Meisters Werke zu wiederholen.

Daß Christus Jesus und seine Nachfolger Krankheiten, die damals wie heute als unheilbar galten, augenblicklich heilen konnten, ist von der Christenheit allgemein dem Glauben zugeschrieben worden, daß der Nazarener im Besitz einer gewissen übernatürlichen Kraft wäre, die er wiederum seinen Jüngern verleihen könnte. Es ist hartnäckig daran festgehalten worden, daß das geistige Heilen nur jener Zeit und nur denjenigen beschieden war, die mit der göttlichen Gabe besonders ausgestattet waren. Infolge dieses Glaubens haben sich die Menschen fast ganz von der Möglichkeit, die Werke des Meisters zu wiederholen, abund sich bei der Krankheitsbehandlung der Anwendung materieller Verfahren zugewandt, und es entstand der Glaube, daß die Zeit beim Heilen mitwirke, wenn nicht gar eine Notwendigkeit dafür sei. Diese Schlußfolgerung hat die Sterblichen dazu geführt, eine Genesungszeit für notwendig zu halten, in der ein Kranker vielleicht durch gute Pflege, durch den Gebrauch von Arzneien und durch das offensichtliche Wirken einer unbestimmten Kraft, die als „die Natur” bezeichnet wird, die Gesundheit wiedererlangen könne. Der Gedanke, daß das Heilen von der Zeit abhänge, ist daher allgemein angenommen worden,—tatsächlich so allgemein, daß die Heilungen, die durch das Wirken der Christlichen Wissenschaft—zuweilen augenblicklich—zustande kommen, häufig unter dem Vorwand geleugnet werden, solche Ergebnisse könnten nur erzielt werden, wenn der Kranke eine Genesungszeit durchmache. Man darf wohl sagen, daß diese Schlußfolgerung aus der Unkenntnis der Mittel und des Vorgangs des geistigen Heilens hervorgeht.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch, da er als Gottes Ebenbild oder Widerspiegelung keine Eigenschaften hat, die nicht von Gott sind, keine Erfahrung haben kann, die Unvollkommenheit, das heißt Krankheit, Sünde oder Tod, in sich schließt. Die Christliche Wissenschaft hält auch aufrecht, daß die Widerwärtigkeiten, die anscheinend einen so großen Teil der menschlichen Erfahrung bilden, unwirklich, daß sie falschen Annahmen, die für wahr gehalten werden, zuzuschreiben sind. Ist es daher nicht offenkundig, daß falsche Annahmen augenblicklich berichtigt werden können, wodurch die Krankheitsgedanken den Gedanken der Gesundheit, der Heiligkeit und Vollständigkeit weichen? Der Vorgang ist einfach; und daß er wirksam ist, wird beständig bewiesen.

Der Mensch der Schöpfung Gottes—und es gibt keinen andern—hat nie einen andern Zustand als die Vollkommenheit gekannt. Jesus wußte dies, und dadurch zerstörte er viele volkstümliche Täuschungen. Die Christlichen Wissenschafter wissen dies auch, und durch ihr Verständnis zerstören sie die falschen Ansprüche des Irrtums, die sich in unzähligen Formen der Widerwärtigkeit, des Elends und des Mangels—einschließlich der sogenannten unheilbaren Krankheiten—bekunden. Die Christlichen Wissenschafter beweisen, daß Gesundheit allein „langwierig”, das heißt beständig ist; denn Krankheit hat keine Wirklichkeit. Jesu Aufforderungen: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur”, „macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf” werden heute durch dieselbe Macht, durch das eine unendliche und göttliche Gemüt, erfolgreich ausgeführt.

Daß andererseits viele Heilungen langsam vor sich gehen, braucht weder den Vertreter noch den Kranken zu entmutigen. Während das durch geistige Erleuchtung vollbrachte augenblickliche Heilen das Ziel des ernsten Christlichen Wissenschafters ist, sollte es doch weder Furcht noch Zweifel verursachen, daß gewisse Fälle anscheinend nur langsam—manchmal sehr langsam—nachgeben. Die Menschheit ist weit auf der Straße der Materialität vorgerückt, und die Rückreise kann nicht augenblicklich gemacht werden. Der Vorgang der Wiedergeburt, in dem die wahre Heilung besteht, ist nicht ein augenblicklicher. Der Vorsatz, sich vom Bösen zum Guten zu wenden, kann schnell gefaßt werden; aber seine Ausführung kann langsam vor sich gehen. Neun von den Aussätzigen, die Jesus heilte, erkannten die Tatsache nicht und gingen ihrer Wege, ohne ihre Dankbarkeit für die augenblickliche Befreiung von der schrecklichen Krankheit auszudrücken. Sie waren offenbar nur mit der körperlichen Befreiung zufrieden und verlangten nicht nach der tiefer gehenden Heilung.

Über das Verfahren des augenblicklichen Heilens sagt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 411): „Wenn Geist oder die Macht der göttlichen Liebe für die Wahrheit zeugt, dann ist dies das Ultimatum, der wissenschaftliche Weg, und die Heilung ist eine augenblickliche”. Durch das Verständnis geistiger Wahrheit die Macht des Geistes, Gottes, anrufen, heilt; aber Zeit wirkt in diesem Vorgang nicht mit. Es mag sich die Frage erheben: Ist die Fähigkeit nicht nur auf einige Wenige beschränkt, denen sie besonders verliehen ist? Wer auch immer die Wahrheit über Gott und den Menschen erkennt, das heißt, wer auch immer das geistige Verständnis erlangt, ist mit der heilenden Macht ausgerüstet. Allerdings kann diese Fähigkeit nur dadurch erlangt werden, daß man sich ganz dem Dienste Gottes widmet, der in einem wahrhaft christlichen Leben zum Ausdruck kommt; doch es ist gewiß, daß die Erlösung frei ist, und daß alle verstehen lernen können, daß der himmlische Vater Seine Kinder unterschiedslos mit Seinen Gaben ausgestattet hat. Die scheinbare Welt der körperlichen Sinne verlassen, sich hingebend den Dingen des Geistes zuwenden, bringt uns auf diesem himmlischen Wege vorwärts. Mrs. Eddy legt auf Seite 16 von „Wissenschaft und Gesundheit” den Gegenstand mit folgenden Worten sehr klar dar: „Nur, wenn wir uns über alle materielle Sinnengebundenheit und Sünde erheben, können wir das vom Himmel stammende Streben und das geistige Bewußtsein erreichen, auf welches in dem Gebet des Herrn hingewiesen wird, und welches die Kranken augenblicklich heilt”. Was für einen höheren Preis könnten wir erstreben als diese Fähigkeit, die den Leidenden, Sündigen und Armen augenblickliche Hilfe bringen würde?

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Oktober 1924

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.