„Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben” war das Wort des Engels, das Johannes allen denen, die „Ohren” haben „zu hören”, verkündigen sollte. Die Christen haben stets gebetet, daß sie zu denen gehören möchten, die diesen begehrenswerten Lohn schließlich empfangen würden; aber die meisten von ihnen haben geglaubt, er sei erst in einem entfernten Himmel und in einer unbekannten Zukunft zu erlangen. Zugleich haben sie sich gefragt, ob sie, wie treu sie auch immer zu sein sich bemühten, überhaupt hoffen dürften. je zu diesen Gekrönten zu gehören. Obwohl Jesus lehrte und bewies, daß getreu sein „bis an den Tod” schließlich selbst den „letzten Feind” überwinden, nicht sich ihm ergeben, bedeutet, so haben die christen doch größtenteils den leiblichen Tod als eine notwendige Vorbedingung für das Erlangen ihres Lohnes angesehen.
Von dem Standpunkt aus, daß der unendliche Gott göttliches Leben ist, und daß dieses göttliche Leben göttliches Gemüt ist, offenbart die Christliche Wissenschaft die Tatsache, daß alles, was den Tod ausmacht, die Annahmen von einem von Gott getrennten Leben und Gemüt sein müssen; diese Annahmen müssen aufgegeben werden. Wie Paulus sagte, ist „fleischlich gesinnt sein ... der Tod, und geistlich gesinnt sein ... Leben und Friede”. Daher bedeutet jeder falsche, materielle Gedanke, der durch einen göttlichen, geistigen Gedanken überwunden—als unwirklich bewiesen—wird, den Tod, das heißt die Vernichtung von ebenso viel Irrtum. Auf diese Weise verstehen wir, was Paulus meinte, als er sagte: „Ich sterbe täglich”. Er gab jeden Tag einen Glauben an ein falsches Selbst auf.
So wie die Menschen zu der Tatsache erwachen, daß sie sich des Lebens nur bewußt sind, wenn sie göttliche Gedanken denken, werden sie erkennen, daß sie auf ihr Denken, nicht auf ihren Körper, achten müssen. Wenn sie genügend mit Standhaftigkeit an einem geistigen Gedanken—an einem Gedanken, der Gott (der sowohl Leben als auch Gemüt ist) angehört—festhalten, um den ihm entgegengesetzten mutmaßlichen sterblichen Gedanken zu überwinden, so werden sie sehen, daß sie genau in demselben Maße in das wirkliche Leben eingetreten sind, und daß in demselben Maße ein falscher Glaube zerstört, genau in demselben Maße der Tod überwunden und genau so viel Leben erfaßt worden ist.
Indem der Christliche Wissenschafter diese Lehre annimmt, lernt er verstehen, daß treu sein „bis an den Tod” nichts anderes heißen kann, als daß man treu ist in seinem ausdauernden Festhalten an jedem Gedanken, der von Gott ist, und in seinem ebenso ausdauernden Ablehnen, sich der entgegengesetzten Annahme, die einem mutmaßlichen bösen Gemüt entspringt, zu ergeben, bis sie als unwirklich bewiesen ist. So oft er dies tut, wird sein treues Bemühen mit göttlichem Erfolg gekrönt, mit der einzig wahren Krone, die es je gegeben hat und je geben kann.
Dann steht es außer Frage, daß man die Krone in dem Verhältnis, wie man Treue demonstriert, hier und jetzt erhält! „Ohne Kreuz keine Krone” lautet ein wohlbekanntes Wort. Es ist leicht einzusehen, daß ohne das Kreuz eines unerschütterlichen Bemühens kein Sieg errungen und keine Krone verdient werden kann. Es besteht kein Zweifel, daß wir unsere Kronen verdienen müssen. Wie dankbar sollten wir daher sein, daß uns der Weg dazu in der Christlichen Wissenschaft so klar gewiesen ist! In Miscellaneous Writings (S. 340) schreibt Mrs. Eddy: „Nur durch beharrliches, unermüdliches, aufrichtiges Arbeiten, dadurch, daß du dich weder zur Rechten noch zur Linken wendest, kein anderes Ziel verfolgst und keine andere Freude suchst als die, die von Gott kommt, kannst du die Krone der Getreuen erringen und tragen”.
Was für eine Freude sollte der Christliche Wissenschafter darüber empfinden, daß ihm so deutlich gezeigt ist, wie er treu sein kann! Was könnte ein solch beständiges Zufriedensein bringen wie das unbeirrte Verfolgen des geraden und schmalen Wegs, den unsere geliebte Führerin hier darlegt! Wir wissen, daß unsere Arbeit immer mental ist; denn wie wir auch immer, so weit menschliche Angelegenheiten in Betracht kommen, beschäftigt sind, so denken und denken wir doch immer! Was für ein herrliches Vorrecht ist es also, im Unterscheiden zwischen wahren und falschen Gedanken—zwischen Gutem und Bösem, zwischen Leben und Tod—beständig treu zu sein, beständig das Wahre zu erwählen und das Falsche zu verwerfen!
Indem wir immer ernstlicher dies tun, werden wir natürlich nur die Ziele verfolgen und die Freuden suchen, die von Gott kommen, da wir doch allein auf diese Weise die mentale Arbeit, die von jedem von uns verlangt wird, verrichten können. Sicherlich wird kein Christlicher Wissenschafter absichtlich im Tode—in materiellen Gedanken—verweilen, wenn er beständig das Leben, die geistigen Gedanken, erwählen kann, die stets die Krone des Erfolgs in dem Grade bringen, wie sie geliebt, gedacht und gelebt werden. Wir sollten nie ruhen, bis jeder böse Gedanke völlig ausgerottet, völlig überwunden, in seine ursprüngliche Nichtsheit aufgelöst ist,—dies ist in der Tat die Forderung der Treue!
Christliche Wissenschafter, die seit langem und getreulich gearbeitet und viele ihrer Bemühungen mit wahrem Erfolg gekrönt gesehen haben, sind manchmal versucht zu glauben, daß solch einfache Ratschläge nicht für sie bestimmt sind. Können wir aber zu oft an diese Grundlagen erinnert werden? Wer unter uns kann die Fragen unserer Führerin in Miscellaneous Writings (S. 238) mit einem vollkommenen Ja beantworten? „Hast du das Selbst verleugnet? Bist du treu? Liebst du?” Wir wollen daher alle geduldig, demütig vorwärtsdringen, alle dieselbe Aufgabe auf dieselbe Weise ausarbeiten, bis wir alle treu „bis an den Tod” gewesen sind—bis der letzte sterbliche Irrtum zerstört sein wird—,und alle die vollständige „Krone des Lebens” werden errungen haben.