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Das wahre Heilen

Aus der Oktober 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen”. Dieser Bibelspruch zeigt den Unterschied zwischen dem geistigen und dem materiellen Heilen. Von Gott allein kommt die wahre Heilung und die wahre Erlösung. Die Zeichen der Zeiten zeigen eine wachsende Anerkennung dieser Tatsache von seiten vieler Tausenden an. Was nicht von Gott ist, kann das höhere Sehnen des Menschen nicht befriedigen. Keine Eigenschaft des Bösen hat je Gutes für einen Menschen vollbracht. Der Ruf des Geistes ergeht, damit die Menschen höher steigen, Gott finden und wirklich geheilt werden. Erlösung von Leiden und Schmerzen suchen ist immer empfehlenswert; wenn aber die erlangte Befreiung nicht von sittlicher und geistiger Erneuerung begleitet ist, ist eine vollständige Heilung nicht verwirklicht worden.

Eine der hilfreichsten Erfahrungen, die ein Sterblicher je machen kann, ist sein Mißerfolg, durch die Materie Heilung zu finden. Dadurch sieht er ein, daß er einen Schritt vorwärts tun muß. Jede Bemühung, die geeignet ist, unsern Glauben an und unser Vertrauen in die Materie zu stärken, bewirkt nur, daß wir uns von der Wahrheit abwenden. Jedes Zugeben, daß man durch den Gebrauch von Arznei Gutes empfangen hat, ist ein Schritt tiefer in die Finsternis hinein, während jeder Fehlschlag, von der Materie Hilfe zu erlangen, ein Schritt vorwärts in der Richtung des Lichts ist. Wenn auch diese Erklärung dem eifrigen Materialisten nicht zusagt, so ist sie trotzdem wahr. Nur das Suchen von ganzem Herzen läßt uns Gottes Mittel und Wege, Seine Kinder zu segnen, erkennen; doch ein solches Suchen ist nicht vorhanden, solange unser Glaube zwischen Arznei und dem Christus geteilt ist. Die Christliche Wissenschaft macht dies der Menschheit klar. Aus diesem Grunde ist sie heutzutage in ihrer Mission des Christus-Heilens so hervorragend erfolgreich, während alle auf einen geteilten Glauben, auf einen sogenannten Glauben an zwei einander entgegenwirkende Kräfte gegründeten Systeme nur Mißerfolg und Enttäuschung hervorbringen. Wenn man Arznei einnimmt, so erklärt man förmlich: Es ist etwas in mir, das nicht an Gott oder an Seinen Christus glaubt, und das die Güte Gottes nicht ansprechen kann. Was für ein scheinbares Ergebnis auch immer das Einnehmen dieser Arznei haben mag, so gehört doch die ganze Erfahrung vom Anfang bis zum Ende dem Reiche des sterblichen Bewußtseins an, an dem Gott keinen Teil hat.

Das Wort „Quacksalberei” wird zuweilen von denjenigen, die den Vorgang des wahren Heilens nicht kennen, mit den Vertretern der Christlichen Wissenschaft in Verbindung gebracht. Doch wie verhält es sich mit dem Arzt, der das Bett eines Kranken verläßt, nicht nur überzeugt, daß dieser Leidende hoffnungslos krank sei, sondern auch ebenso überzeugt, daß eine leblose Arznei das Beste ist, das die Menschen einem Kranken bieten können? Die einzige Art, jemand zu heilen, ist die, daß man ihm etwas über Gesundheit sagt, das er noch nicht weiß, und ihm beiläufig etwas sagt, das er über Krankheit nicht weiß. Wenn er krank ist und glaubt, daß er es ist, kann er dann viel Hilfe von einem Arzt erwarten, der glaubt, daß Krankheit so wirklich und greifbar wie Gesundheit ist? Handelt der Vertreter der Christlichen Wissenschaft gegen die Lehre des Meisters, wenn er für den Kranken wirklich etwas tut, indem er ihm beweist, daß die Krankheit ein Zustand des Denkens ist und daher durch eine rechte Tätigkeit des Denkens geheilt werden kann? Weil er weiß, daß „Krankheit ein Traum ist, aus dem der Patient erweckt werden muß”, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 417) sagt, und daß, nachdem er aus diesem Traum erweckt worden ist, das Gedankenbild der Gesundheit und der Kraft dasjenige der Krankheit und Hilflosigkeit in dem Bewußtsein des Kranken verdrängt hat, und weil er mental und geistig ausgerüstet ist, um seinen Patienten, oft augenblicklich, auf eine höhere Ebene des Denkens emporzuheben,—muß er deshalb so angesehen werden, als ob er gegen die Regel handle?

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