Christus Jesus, der größte Sittenlehrer aller Zeiten, beantwortete die Frage: „Welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?” mit den Worten: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot”. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 340) sagt Mrs. Eddy: „Das erste Gebot ist mein Lieblingsspruch. Es demonstriert die Christliche Wissenschaft. Es prägt uns die Dreieinigkeit von Gott, Geist und Gemüt ein; es bedeutet, daß der Mensch keinen andern Geist oder kein andres Gemüt haben soll als Gott, das ewige Gute, und daß alle Menschen ein Gemüt haben sollen. Das göttliche Prinzip des ersten Gebots ist die Basis der Wissenschaft des Seins, durch die der Mensch Gesundheit, Heiligkeit und ewiges Leben demonstriert”.
Nur sorgfältiges, aufrichtiges und dankbares Forschen kann uns etwas von der Ausdehnung, etwas von der erhaltenden, regierenden und unfehlbar führenden Macht dieses herrlichen Gebots offenbaren. Es dauert wohl einige Zeit, bis demjenigen, der mit dem Erforschen der Wahrheit über Gott, wie sie in der Christlichen Wissenschaft geoffenbart ist, auch nur die ersten schwachen Lichtstrahlen von dem aufzudämmern beginnen, was es für ihn schließlich bedeuten wird. Wie oben angeführt ist, hat Mrs. Eddy gesagt, daß dies ihr Lieblingsgebot sei; und wer möchte sich darüber wundern, da es doch die Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist. Es gleicht den großen, starken Wurzeln des mächtigen Waldbaums, aus denen der Stamm, die Zweige, die Blätter, die Blüten, alle herauswachsen und erblühen.
Die erklärenden Worte der Mrs. Eddy sind eine große Hilfe. Sie zeigt uns, daß Gott gut ist. Halte einen Augenblick inne und bedenke, in was für einem Licht dadurch das Werk Gottes erscheint. Nichts ist zu klein, nichts zu groß für Seine gütige Fürsorge. Man kann das Wirken des göttlichen Prinzips, Gottes, von dem ersten Antrieb des Kindes an, das seinen Kuchen der Mutter oder der Kinderfrau anbietet, bis zu dem höchsten Opfer desjenigen verfolgen, der, nach menschlicher Auffassung, sein irdisches All für eine Sache oder einen Freund dahingibt. Wenn man gelobt, das Gute über alles zu lieben, gibt man Eigennutz auf. Da Gott ebenso über die Bösen wie über die Guten regnen läßt, so haben auch wir, die wir nicht um den Dank der Menschen arbeiten, keine Ursache uns zu beklagen und auch keinen Grund uns unglücklich zu fühlen, wenn wir für einen geleisteten Dienst keinen Ausdruck der Dankbarkeit ernten. Unser Entschluß ist, Gott, dem Guten, unser feierliches Gelübde zu halten, denn „ihm allein” wollen wir dienen.
Wenn wir uns erst einmal aufrichtig entschlossen haben, dem Guten und nur dem Guten zu dienen, so fängt unser sicherer Lohn sofort an; denn wir arbeiten nun nicht mehr für irdische sondern für geistige Belohnung. Daher können uns die Fehler und Mängel unserer Mitmenschen nicht mehr beschränken und hindern. Was für eine Last dies von unseren Schultern nimmt! Die nagenden, verzweifelten Gedanken über die Undankbarkeit anderer, die uns wohl seit Jahren gequält haben, sind auf immer dahin. Nie mehr werden wir uns diesen bösen Annahmen als gehorsame Diener ergeben. Angenommen, andere haben uns schlecht behandelt; was macht es, selbst wenn es so wäre? Dies war ihr Sinn vom Bösen, nicht der unserige. Wir werden nicht mehr an bösen Gedanken über die bösen Annahmen anderer festhalten. „Ihm [dem Guten] allein” wollen wir dienen. So gelangen wir zu dem Verständnis der unaussprechlichen Wohltat und der Unfehlbarkeit der Botschaft: „Der Herr wird dir Ruhe geben von deinem Jammer und Leid und von dem harten Dienste, darin du gewesen bist”.
Was für einen Trost doch diese Botschaft bringt! Wie vielen hat sie neue Zuversicht und Frieden gebracht! Sicherlich hat sie sie der Verfasserin dieser Betrachtung gebracht. Wenn wir im Guten ruhen, wenn wir Gott allein dienen, fangen wir an, die Bedeutung der herrlichen Stelle, die uns einst vielleicht unfaßbar und dunkel vorkam, zu verstehen: „In ihm [in Gott, dem Guten] leben, weben und sind wir”. Wie anders ist das, als in jenen bösen Gedanken über die bösen Annahmen anderer zu leben, in jenen Gedanken, die, wenn sie nicht berichtigt werden, beanspruchen, unsern Frieden und unsere Gesundheit zu zerstören!
Jetzt fangen wir wirklich an, zu verstehen, daß „Gott unser Leben ist” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 388). Da wir in dem Bewußtsein des Guten allein ruhen, sehen unsere Augen nur Sein Werk. Wir sehen Ihn in der bereitwilligen Liebe aller um uns her widergespiegelt, in einer Liebe, die so reichlich fließt und oft so unerwartet unsere eigene selbstlose Liebe erwidert. Wenn wir also Gott, dem Guten, allein dienen, werden wir schließlich tatsächlich etwas von der wohltuenden, tiefen Weisheit des ersten Gebots verstehen.
