Was für einen Reichtum an Zärtlichkeit bringt Christus Jesus zum Ausdruck, wenn er im Evangelium des Johannes von sich als dem „guten Hirten” spricht und dann fortfährt zu beschreiben, wie der Hirte über seine Herde wacht! Er geht ihr voran; indem die Schafe seine Stimme hören und ihm folgen, werden sie sanft auf „grüne Auen” und „zu stillen Wassern” (engl. Bibel) geführt. Wenn Gefahr die Schafe zu bedrohen scheint, wenn Frucht und Schrecken sie ängstigen, verwirren und auseinandertreiben möchten, wenn der Weg zum Entrinnen anscheinend versperrt ist und Unheil droht, dann ist—stets wachsam und stets nahe—der Hirte bereit, ihre Furcht zu beschwichtigen und sie auf den sicheren Pfad zurückzubringen.
Der wahre Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der geistige Hirte gibt seinen Sinn von einem materiellen Dasein für die Menschheit auf und ist dadurch fähig, alles zu überwinden, was zerstören möchte. Das Böse, vor dem der Mietling flieht, kann diesen Hirten nicht erschrecken; denn, da er von Gott geliebt ist, ist er sich der Macht und der Wirklichkeit der göttlichen Liebe bewußt und weiß, daß weder eine Form noch eine Erscheinung des Irrtums ihn aus des „Vaters Hand reißen” kann.
Dann kommt der erhabene Beweis seiner zärtlichen Fürsorge, der Gipfel der Liebe des Hirten für die Schafe: er weist sie auf das ewige Leben hin. Auf ihrer langen und manchmal beschwerlichen Reise vom Sinn zur Seele gelangen sie schließlich zu dem Punkt, wo der wahre Begriff des Seins sich zu entfalten beginnt, wo das Leben, das Gott ist, als das einzige Leben und daher als das Leben des Menschen geoffenbart wird.
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