Die Kirche der Christlichen Wissenschaft erhebt sich als ein Zeugnis dafür, daß Sünde dem Verständnis des unendlich Guten weicht; daß Krankheit im Lichte der Ganzheit des Geistes nicht weilen kann; daß Kummer, Verlassensein und Herzeleid durch die Gegenwart der göttlichen Liebe vertrieben werden können; daß Armut, Mangel und geschäftliche Schwierigkeiten verschwinden, weil die Unerschöpflichkeit des göttlichen Prinzips verstanden wird. Weil also die Christliche Wissenschaft heilt, darum erheben sich die Kirchen.
Wie wissen die Mitglieder einer Kirche der Christlichen Wissenschaft, wann sie bereit sind, ein Kirchengebäude zu bauen? Wie wissen sie, ob sie als Organisation zu der Demonstration bereit sind? Wenn sich die Frage erhebt: Sind wir bereit?, dann können die Mitglieder die Antwort niemals dadurch finden, daß sie sich danach umsehen, ob dieses oder jenes Mitglied vorbereitet ist, noch können sie je hoffen, richtig zu bauen, wenn sie einen Überschlag der Vermögensverhältnisse der Mitglieder machen. Die Frage: Sind wir bereit zu bauen? kann nur dadurch beantwortet werden, daß sich jedes einzelne Mitglied fragt: Bin ich bereit zu bauen? Geht jeder in sich und beantwortet die Frage ehrlich, so wird das Gesamtergebnis der Abstimmung besser als jedes andere Verfahren zeigen, ob die Mitgliedschaft bereit ist, mit dem Bauen zu beginnen.
Bin ich bereit zu bauen? Was bedeutet es für jeden, mit „Ja” zu stimmen? Es bedeutet, daß er willens ist, ernstlich sich zu beteiligen; aufbauende anstatt zerstörende Gedanken zu hegen; der Kirche besser als je zuvor zu dienen, denn die Dienstleistung von gestern genügt heute nicht mehr; Gott allem voranzustellen; materielle Dinge aufzugeben, damit die geistige Idee sich entfalten kann; sein Geld, wie die arme Witwe, von ganzem Herzen im besten und sichersten Unternehmen—im Kirchenbau—anzulegen; seinen Stein der Dankbarkeit zum Heiligtum zu bringen; seine Gedanken zu prüfen und zu sehen, ob sie für eine Kirche der Christlichen Wissenschaft gutes Baumaterial sind; seine Meinungen denen der Mehrheit unterzuordnen, und zu wissen, daß Gottes Gesetz alle scheinbaren Irrtümer beseitigen kann und sie auch beseitigt. Es bedeutet, daß man weder von der Kleinheit noch von der Größe der Zahlen mesmerisiert wird, da man weiß, daß es in beiden Fällen nur nötig ist, daß jedes Mitglied seine Einheit mit Gott demonstriert. Es bedeutet, daß man bereit ist, täglich alles, was dem Kirchenbau hinderlich ist, im Bewußtsein aufzugeben. Mit „Ja” zu stimmen, nachdem man sein Herz geprüft hat, ist keine leichte Aufgabe. Es erfordert Demut, Liebe zu Gott, Dankbarkeit für die heilende Wahrheit der Christlichen Wissenschaft. Selbst wenn man findet, daß man noch nicht völlig bereit ist, jedoch bereitwillig beginnt, den Tempel der eigenen Gesinnung so zu reinigen und zu läutern, daß Liebe ihn in Besitz nehmen kann, so ist auch dies ein Beitrag zum wahren Bauen!
Was bedeutet es aber, mit „Nein” zu stimmen? Es bedeutet wohl, daß man noch nicht bereit ist, zu tun, was Gott auch immer als Beitrag zum Kirchenbau von einem verlangt; daß man noch nicht bereit ist, die menschlichen Opfer darzubringen, von denen man weiß, wie nötig sie für das Errichten der Kirche sind; daß man noch nicht bereit ist, sein Denken so zu läutern, daß man das Bild „auf dem Berge” sieht. Findet man also sein Herz noch in dieser Verfassung, und ist man nicht einmal bereit, den Tempel zu reinigen, so muß man ehrlich sein und mit „Nein” antworten. Die Zeit des Kirchenbaus ist eine Zeit der Selbstprüfung; und der wird wunderbar gesegnet werden, dessen Gebet aus ehrlichem Herzen kommt und lautet: „Laß dir wohl gefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Hort und mein Erlöser”. Das Ergebnis der Abstimmung kann man ruhig in die Hände der Liebe legen; denn wer möchte bauen, wenn die Mitgliedschaft nicht dazu bereit ist? Oder wer möchte es aufschieben, wenn die Zeit gekommen ist? Wir lesen im ersten Vers des Johannes-Evangeliums: „Das Wort war bei Gott”. Dessen können wir sicher sein und es Ihm überlassen. „Das Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der Herr will”, heißt es in den Sprüchen Salomos.
Ist die Entscheidung getroffen, daß man baut, so muß der nächste Schritt—wie überhaupt jeder Schritt—christlich-metaphysisch ausgearbeitet werden. Unsere Führerin sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 123): „Die göttliche Wissenschaft, die sich über die physischen Theorien erhebt, schließt die Materie aus, löst Dinge in Gedanken auf und ersetzt die Gegenstände des materiellen Sinnes durch geistige Ideen”. Und Jesus sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen”. Das äußerliche Kirchengebäude wird bloß der Ausdruck, die Kundwerdung des inneren Heiligtums sein. Der Bauausschuß, der Vorstand, alle Kirchenmitglieder müssen einzeln und gemeinsam zu einem immer klareren Erschauen des geistigen Baues gelangen; denn dieser ist die einzig wirkliche Kirche. Dieser geistigen Idee wendet der Christliche Wissenschafter seine größte Aufmerksamkeit zu. Sowohl die Bibel als auch die Schriften unserer Führerin offenbaren diese Idee; und der Kirchenbau wird zu einer reichen Erfahrung werden, wenn er jedes einzelne Mitglied zu diesen wunderbaren Minen des geistigen Reichtums bringt, den sie so hilfeverheißend bergen.
Laßt uns also unsern Kirchenund Kirchenbaugedanken aus dem Materiellen zum Geistigen erheben. Auf Seite 41 von Miscellaneous Writings sagt uns Mrs. Eddy: „Gemüt ist der Baumeister, der seine eigene Idee baut und alle Harmonie hervorbringt, die in die Erscheinung tritt”. Das göttliche Gemüt allein enthält die Gesetze geistigen Bauens. Gott allein kann den vollkommenen Plan mit seiner harmonischen Aufzeichnung entfalten. Er ist von Ihm gestaltet und vorgezeichnet. Laßt uns also das Bild suchen, „das du auf dem Berge gesehen hast”.
„Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen”, sagt der Psalmist. Laßt uns daher in dem Bewußtsein an die Arbeit gehen, daß Gott, die göttliche Liebe, der Baumeister ist. Liebe muß also der vorherrschende Einfluß sein in unserem ganzen Denken, in all unserer Arbeit, in allen unseren gegenseitigen Beziehungen. Wir können kein rechtes Bauen entfalten, wenn wir die göttliche Liebe nicht zum Ausdruck bringen.
Der Plan, der Entwurf, wird nur in dem Maße in die Erscheinung treten und sich entfalten, wie wir am rechten Ort danach suchen—in Gemüt, das alles plant und erschafft, was wirklich ist. Der Plan, der sich für die Bedürfnisse einer besonderen Kirchenorganisation am besten eignet, wird sich klar und mühelos entfalten, wenn der Pfad hinauf zum Berge getreulich eingehalten wird.
Wir sollten manchen schönen weißen Stein zu diesem Tempel mitbringen, damit einer auf den andern gelegt werde und die Mauer sich erhebe oder in Erscheinung trete. Jede Demonstration ist ein weißer Stein, der es wert ist, diesem „Haus Gottes” einverleibt zu werden. Dem menschlichen Sinn kommt er vielleicht groß oder klein vor; aber für den geistigen Sinn ist er das Zeichen des Immanuel, „Gott mit uns”. Sogar die Demonstration des Sicherhebens und Abgebens eines Zeugnisses in einer Mittwochabend-Versammlung ist ein weißer Stein im Heiligtum der Liebe. Die gütige Tat in einer rauhen Umgebung; das Überwinden von verborgenem Irrtum in uns, ehe er unverhüllt an die Oberfläche kommt; das regelmäßige besuchen der Gottesdienste und der Mitgliedersitzungen; die stille, andächtige Vorbereitung während einiger Minuten vor jedem dieser Besuche; das Aufgeben jedes Verlangens, die Leser, Beamten oder Mitglieder zu kritisieren,—das alles sind weiße Steine im Tempel Gottes. Das Aufgeben selbstsüchtiger Vergnügungen, damit wir zum Baufonds beisteuern können; der Beweis, daß die Zeitschriften uns gehören—vielleicht durch ein klareres Verständnis von Versorgung—der uns veranlaßt, sie in jeder Hinsicht zu unterstützen; der treue Dienst, den wir der Kirche in irgend einer Eigenschaft zu leisten aufgefordert sind,—sind das nicht weiße Steine, die die Bundeslade Gottes, das Allerheiligste, umgeben?
Laßt uns auch unser Denken bewachen, damit wir nicht dem schwarzen, zerbröckelnden Stein der Annahme von Mangel und Beschränkung gestatten, sich anzubieten. Wenn wir an Mangel glauben, so glauben wir, daß es einen Ort gibt, wo Gott nicht ist. Verwirf schnell diese Lüge jedesmal, wenn sie versucht, in das Denken einzudringen; denn jede einzelne Demonstration von Versorgung beweist Gottes Überfluß für die ganze Kirche. Die Kirche braucht das geläuterte Denken jedes Mitglieds, wenn wir unser Heiligtum vollkommen haben wollen. Wir können nicht oft genug dessen eingedenk sein, daß der sichtbare Bau nur der Ausdruck unseres geläuterten Denkens für den menschlichen Sinn ist. O, laßt uns danach trachten, daß dieses gute Denken liebevoll, schön, stark, harmonisch, heilig, rein, vollkommen sei, wenn wir haben möchten, daß der äußerliche Bau solche Eigenschaften erkennbar zum Ausdruck bringt! Laßt uns das Selbst vergessen und an Gott und Seine große Güte und Liebe denken. Und siehe, die Kirchenmauern werden sich zu Gottes Ehre erheben. Wenn wir ein teures, schönes Gebäude errichten und nicht die göttliche Idee entfalten, so ist es nur eine leere Hülle. Wenn wir aber unsern Gedanken auf den geistigen Bau und seine Entfaltung richten, so wird diese Idee im Gedanken wachsen und sich entfalten und alle Menschen zu sich ziehen. Denen, die in ein so errichtetes Kirchengebäude kommen, fällt vielleicht der Stil oder die Form oder die Baukunst gar nicht auf; sie werden aber von der im Bewußtsein erhobenen göttlichen Idee berührt und geheilt.
Was für ein Vorrecht hat doch jedes Mitglied, das Erscheinen dieses heiligen Tempels während seiner Entfaltung zu beobachten! Durch eifriges Suchen in der Heiligen Schrift und in den göttlich eingegebenen Schriften unserer Führerin hat eine Christliche Wissenschafterin, die ernstlich danach verlangte, mehr über die geistige Kirche zu erfahren, ein wunderbares Gebäude gefunden, das sich in ihrem Denken entfaltete. Sie lernte erkennen, daß der geistige Bau erst errichtet werden kann, nachdem viel Materie und materielle Auffassung beseitigt ist; daß der Bau dann auf den „Felsen” gegründet werden muß, um ihn gegen die Stürme der sterblichen Annahme zu sichern. Für sie waren seine Mauern „Mauern des Heils” und der Liebe allumfassende Fürsorge; seine Balken die erhaltende Macht des göttlichen Prinzips; seine Fenster die „Fenster des Himmels”, durch die das Sonnenlicht der Wahrheit einströmen kann; die Türen die bewillkommnenden Eingänge für die von Gott gesandten Gedanken oder Engel; das Dach der Mantel von Gottes liebevollem Schutz über allen. So wurde ihrem Gedanken der geistige Bau immer klarer. Das materielle Gebäude war für sie nicht mehr die Wirklichkeit; auch war es nichts von größter Wichtigkeit, denn die Herrlichkeit der geistigen Kirche überstrahlte die andere, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 506) schreibt: „So dauert das Aufdämmern der Ideen fort und bildet jedes weitere Stadium des Fortschritts”. Auf diese Weise schreiten wir immer vorwärts und lassen den geistigen Bau im Bewußtsein erscheinen, bis der äußerliche Bau nur noch als das menschliche Zeugnis eines inneren Heiligtums dasteht, das geläutert, rein und vollkommen ist und Gottes herrliche Eigenschaften zum Ausdruck bringt.
