Als ich im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft die Lektion über das Thema „Wahrheit” studierte, wurde mir der Begriff dieses Ausdrucks klarer durch die Offenbarung, wie sie uns in dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, gegeben ist. Ich freute mich in der Erkenntnis, daß „Wahrheit” Vollkommenheit, unveränderliche Güte und ewige Harmonie in sich schließt. Wenn wir zu dem vollkommenen Verständnis der göttlichen Wahrheit vorgeschritten sind, wird Erinnerung an Leid, Sünde und Tod unmöglich sein, und wir werden sterbliche Annahmen nicht mehr beherbergen oder sie für Wirklichkeiten halten. Doch dieser herrliche Ausblick verlangt Demonstration, das heißt, wir müssen in unserem Leben die Tatsache beweisen, daß der Himmel eine gegenwärtige Möglichkeit ist. Das Ziel des Erlangens dieses vollkommenen, sündlosen, seligen Bewußtseins sollten wir immer vor Augen haben, damit es, wie einst der Stern von Bethlehem, den Weg des Wanderers vom Sinn zur Seele erleuchte.
In einer Zeit großer Trübsal lernte ich verstehen, daß das beständige Beachten dieses Ziels unsere Schritte aus den irdischen Erfahrungen nach dem Land Kanaan beschleunigt und uns befähigt, das Leid durch eine engere Gemeinschaft mit Gott zu ersetzen. Wir müssen die Bilder des Irrtums aufgeben und unter allen Umständen nur Wahrheit, den vollkommenen Vater, und den zu Seinem Bild erschaffenen Menschen sehen und anerkennen. Der wirkliche Mensch hat kein Bewußtsein von Irrtum. Und nur das Verständnis der Wahrheit macht frei. Es gibt also keine Befreiung außer durch das Bleiben in der Wahrheit, durch beständiges Betrachten des Guten und des Vollkommenen und durch das völlige Ablehnen aller Gedanken an Unvollkommenheit, Leid, Mangel, Furcht, Unwahrheit, Ungerechtigkeit. Je absoluter wir in dieser Tätigkeit sind, desto bewußter fühlen wir die Gegenwart des Reichs Gottes, des Himmels, den Mrs. Eddy im Glossarium unseres Lehrbuchs (S. 587) als „Harmonie; die Herrschaft des Geistes; Regierung durch das göttliche Prinzip; Geistigkeit; Glückseligkeit; die Atmosphäre der Seele” erklärt.
Wenn der Himmel die Regierung durch Gott ist, dann muß aller Irrtum, der heute anscheinend so angreifend vorgeht, eine Lüge, eine Täuschung, ein Traum oder eine Illusion sein. Daher „wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten”,—wache auf von dem Traum, daß das Leben sterblich sein kann, daß das Gute vom Bösen überwunden, daß die Ungerechtigkeit über die Wahrheit triumphieren kann. „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben”, heißt es in der Offenbarung. Sei getreu in dem Zurückweisen der Irrtumsannahmen, bis der scheinbar hartnäckigste Gedanke des Glaubens an ein materielles Leben oder an den Tod durch Wahrheit als Illusion enthüllt wird. Dann ist die Krone des Lebens, das absolute Bewußtsein der Unsterblichkeit, dein eigen geworden.
Wir wollen treu sein. Laßt uns jede Irrtumsannahme durch die Behauptung der Allgegenwart und Allheit der Wahrheit zurückweisen, und sollte diese Annahme auch Hungersnot, Pestilenz, Schrecken oder Tod zu sein scheinen. Unsere liebe Führerin schreibt in Miscellaneous Writings (S. 10): „Die Guten können ihren Gott, ihre Hilfe in Zeiten der Not, nicht verlieren”, und sie sagt ferner: „Ihr Gott wird sie nicht verlorengehen lassen; und wenn sie fallen, werden sie sich wieder erheben, stärker als vor dem Fall”. Das Beharren am Guten—das Festhalten an Wahrheit unter allen Umständen—ist Treue. Sie ist von der Demonstration der Wahrheit untrennbar; und auf ihrem Banner stehen die Worte: Wir aber kämpfen nicht um eine vergängliche sondern um eine unvergängliche Krone. Laßt uns die Höhen der Wahrheit ersteigen und die Worte unserer Führerin auf Seite 254 von „Wissenschaft und Gesundheit” zum Geleite nehmen: „Wenn du mit deinem Nachen auf die immer bewegten, aber heilsamen Wasser der Wahrheit hinausfährst, wirst du Stürmen begegnen. Das Gute, das du tust, wird verleumdet werden. Das ist das Kreuz. Nimm es auf dich, und trage es, denn durch dasselbe gewinnst und trägst du die Krone. Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremdling, du bist der Gast Gottes”.
Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache. So kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.—Jesaja 1:17, 18.
