Die Christlichen Wissenschafter freuen sich, daß in den Lehren der Bibel, wie sie von Mrs. Eddy ausgelegt und erklärt werden, die Antwort auf jede Frage, die an die Menschheit herantritt, zu finden ist. Wir geraten in keine Lage, in der wir uns nicht zu helfen wüßten, es erhebt sich keine Frage, die nicht durch diese allumfassende und unparteiische Wahrheit beantwortet werden könnte. Die Beziehung der Menschen zum Weltall, zu den Mitmenschen, zu den sogenannten niederen Tieren, zu allen Lebewesen, tritt in ein neues und besseres Licht, wenn es verstanden wird, daß alle Geschöpfe Gottes Ihn, der göttliche Liebe ist, ausdrücken, und daß sie keine Eigenschaften, keine Merkmale besitzen, die Gott, der das unendlich Gute ist, unähnlich sind. Das kommt einem wohl zuerst als eine überraschende Behauptung vor, und man mag sich fragen, woher die sogenannten bestialischen Eigenschaften kommen die von den Tieren gewöhnlich an den Tag gelegt werden. Wenn es jedoch verstanden wird, daß alle Ideen Gottes Seine vollkommenen Eigenschaften widerspiegeln, dann werden die tierischen Eigenschaften der Grausamkeit nicht als wirklich—das heißt, nicht als von Gott geschaffen—sondern als falsch angesehen, als das Ergebnis der scheinbaren Tätigkeit eines sogenannten, von Gott getrennten Gemüts, das über die Tiere nicht wahrer denkt als über den Menschen selbst.
Wenn man bedenkt, wie vollständig die göttliche Wissenschaft bewiesen hat, daß die sterbliche Auffassung vom Menschen falsch ist, dann nimmt man gern und freudig die unumgängliche Schlußfolgerung hinsichtlich der Tiere an, von denen viele die Lastträger, Gefährten und Freunde der Menschheit geworden sind. In einer jener umfassenden Erklärungen, die den Leser immer überzeugen, sagt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 550): „Gott ist das Leben oder die Intelligenz, welche die Individualität und Identität der Tiere sowohl wie der Menschen bildet und erhält”. Hier hat unsere Führerin die Schöpfung dieser geringeren Ideen für alle Zeit unverrückbar auf eine geistige Grundlage gestellt und die im zweiten Kapitel des ersten Buchs Mose erwähnte materielle Schöpfung endgültig verworfen. Sie sah sowohl die Individualität der Tiere als auch diejenige der Menschen als vollkommene Ideen, die göttliche Eigenschaften widerspiegeln und zum Ausdruck bringen.
Wie verschieden werden unsere Gedanken gegen alle Geschöpfe, besonders gegen unsere Hausund Lieblingstiere, wenn wir erkennen, daß die wahre Individualität eine göttliche Idee ist, die in der allumfassenden Liebe eingeschlossen ist! Sicherlich könnte in Gottes Idee, die einer vollkommenen Quelle entspringt, nichts bestialisch oder grausam sein. Nichts, das vom unendlich Guten ausgeht, könnte etwas zum Ausdruck bringen, das böse, gehässig oder verderblich ist. Wie kamen diese scheinbaren Eigenschaften, mit denen die Tiere unverkennbar behaftet sind? Sofern materielle Eigenschaften überhaupt eine Ursache haben, entstanden sie in jenem falschen, mutmaßlichen Gedankenzustand, der sich so verwegen und beharrlich angemaßt hat, den göttlichen Schöpfer nachzuahmen. Sollten wir aber der tierischen Schöpfung und ihren besonderen Eigenschaften einen höheren Grad von Wirklichkeit zugestehen als der Nachahmung des Menschen und seinen sämtlichen materiellen Annahmen? Sicherlich nicht! Wenn nun die Sterblichen die wahre Schöpfung erst klarer sehen und erkennen, daß die Geschöpfe der sogenannten Tierwelt menschliche Auffassungen der geringeren Ideen des göttlichen Gemüts sind, dann wird die Menschheit gegen unsere geschätzten Freunde, die niederen Tiere, ein liebevolleres und wissenschaftlicheres Verhalten annehmen. Die Menschen werden aufhören, diese Geschöpfe im Namen des Sports zu töten, und Feindschaft gegen sie wird verschwinden. Die allumfassende Liebe kann nichts Unschönes widerspiegeln. Ebensowenig kann das göttliche Gemüt Nicht-Intelligenz widerspiegeln. Daher werden unsere Freunde unter den Tieren in dem Maße, wie wir diese grundlegenden Tatsachen erkennen und an dem vollkommenen Vorbild festhalten, an Lieblichkeit und Intelligenz zunehmen. Außerdem muß es vollkommen klar sein, daß die Tiere, solange wir einen falschen Begriff von ihnen haben, in den Banden der Beschränkung auf die Eigenschaften anscheinend festgehalten werden, die die Menschen als tierisch bezeichnet haben.
Als Beweis hierfür: wie zutraulich und zufrieden wird das Benehmen eines Tieres, das in einer von christlicher Güte erfüllten Umgebung lebt! Wie schnell verschwindet seine Scheu und seine Furcht! Wie schnell zeigt sich an ihm eine gütige Behandlung, und wie gut gedeiht es unter dem Einfluß der Liebe und freundlichen Fürsorge,—wie eine Pflanze in der wohltuenden Wärme des Frühlingssonnenscheins sprießt und blüht! Treu an dem Verständnis festhalten, daß alle Ideen Gottes Liebe und Intelligenz widerspiegeln, läßt diese Eigenschaften in unbeschränktem Maße in Erscheinung treten. Es gibt wohlverbürgte Berichte über Tiere, die in Gegenwart eines Menschen, der ein tiefes Gefühl von Liebe und Freundschaft für sie hegte, ihre Grausamkeit verloren. Unter solchen Umständen verschwinden Furcht und Grausamkeit, so daß selbst die sogenannten Raubtiere sich behaglich an die Füße dessen schmiegen, der seine Feindschaft gegen sie verloren hat. Da Haß dem wissenschaftlichen Fortschritt im Wege steht, so ist unser geistiger Zustand in hohem Grade von unserem Verhalten gegen die geringeren Ideen, das heißt die niederen Tiere, abhängig.
Der Instinkt der Tiere, von dem zuweilen gesagt wird, daß er unfehlbar sei, deutet darauf hin, daß die Intelligenz ihre Quelle im göttlichen Gemüt hat. Die scharfen Sinne der Tiere deuten in der Umkehrung auf die Widerspiegelung einer göttlichen Idee hin, die ihren Ursprung in dem Brunnquell der All-Intelligenz hat. Sicherlich sah die prophetische Vision Israels einen Zustand voraus, in dem alle Feindschaft aufhören wird und alle Geschöpfe in Harmonie und Einigkeit beieinander wohnen können. Wie schön ist doch das Bild: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben”! Tragen wir als Christen unsern Teil dazu bei, durch wissenschaftliches, rechtes Denken über die Tiere, den einzigen Weg der Förderung wahrer Freundschaft, diesen himmlischen Zustand herbeizuführen?
