Vor vier Jahren hörte ich zum erstenmal von der Christlichen Wissenschaft. Ich nahm sie an, nachdem ich durch eine einzige Behandlung von Brustfellentzündung, an der ich etwa ein Jahr lang Tag und Nacht gelitten hatte, geheilt worden war. Ich begann aufrichtig zu forschen; doch was ich damals für rechten Eifer hielt, war nur übertriebene Begeisterung. Ich hatte das Heilverfahren nicht begriffen; und nach einem halben Jahr ließ ich mich, da sich meine Verhältnisse geändert hatten, von den tausenderlei materiellen Beschäftigungen, die ich zu meinem Wohlergehen für unentbehrlich hielt, ganz in Anspruch nahmen. Ich hörte auf, die christlich-wissenschaftliche Literatur zu lesen und ging später sogar nicht mehr zu den Gottesdiensten. Ich war mir nicht bewußt, daß der Irrtum in meinem Bewußtsein wuchs; Tag für Tag nahm ich Gedanken der Überarbeitung an, der Ermüdung, der Furcht, meine Stellung nicht behalten zu können, und so weiter. So kam es, daß ich im Januar 1922 vollständig daniederlag.
Der Arzt, der mich seit mehreren Monaten behandelte, wurde gerufen. Nach dem sterblichen Sinn war kein einziges Organ gesund. Er fand, daß die Lungen, der Magen, die Leber und die Gedärme krank waren, und daß ich auch äußerst schwach war. Er sagte, ich müßte einen Monat das Bett hüten und dann mindestens ein Jahr auf dem Lande zubringen; und er fügte hinzu, es werde mir in Zukunft unmöglich sein, in einer großen Stadt zu wohnen. Andererseits sagte er einer meiner Freundinnen, ich werde kaum mehr als vierzehn Tage leben. Zwischen Wahrheit und Irrtum hinund herschwankend, versuchte ich von Zeit zu Zeit einige Stellen aus der Bibel und aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy wieder zu lesen, aber ich schien derartig schwach zu sein, daß es mir unmöglich war, einen Satz ganz zu behalten. Nachdem ich acht Monate auf dem Lande und an der See zugebracht und vergebens nach materiellem Wohlsein gesucht hatte, entschloß ich mich, trotz meines schlechten Gesundheitszustandes nach Paris zurückzukehren. Den Arzt besuchte ich nicht, da ich fürchtete, er werde mir Vorwürfe machen. Nach etwa einer Woche mußte ich im Bett bleiben, da ich sehr an einem heftigen Anfall von Luftröhrenentzündung litt.
Nachdem ich zwei Tage gelitten hatte,—meinen Arzt zu sehen, hatte ich mich bis dahin geweigert,—ergriff mich eine letzte Lebenshoffnung, und ich begann Reue zu empfinden. Das erste Samenkorn des Geistes hatte angefangen, sich zu entfalten; und da ich meine Undankbarkeit für meine frühere Heilung einsah, erinnerte ich mich an die in Wissenschaft und Gesundheit (S. 266) angeführten Worte: „Wenn die Not am größten, ist Gottes Hilf' am nächsten”. Ich bat sofort, man möchte einen Vertreter holen lassen. Meine Bitte wurde erfüllt, und nach der ersten Behandlung empfand ich Erleichterung; am zweiten Tag stand ich für kurze Zeit auf; am vierten Tag konnte ich zum Sonntagmorgen-Gottesdienst gehen, und ich versuchte, die Lehren der Christlichen Wissenschaft so gut wie möglich zu verstehen. Der Vertreter half mir mehrere Wochen lang, und ich kann sagen, daß ich nach kurzer Zeit—meine tägliche Arbeit hatte ich unterdessen wieder aufgenommen—wieder zu Kräften gelangte, und daß mich der an Nervenschwäche grenzende, niedergedrückte Gemütszustand völlig verließ. Ich war glücklich und in guter Gesundheit; und man konnte die Änderung zum Guten, die in meiner Gesundheit und in meinem Gemüt stattgefunden hatte, kaum glauben. Ich hatte damals mentale Kämpfe zu bestehen, die mir ohne die Hilfe der Christlichen Wissenschaft unüberwindlich vorgekommen wären. Ich bin nun seit anderthalb Jahren vollkommen gesund und mußte nie wegen Krankheit meiner Arbeit fernbleiben.
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